Bewusstsein für Gleichberechtigung in Unternehmen steigt, Umsetzung noch mangelhaft
Zwei Jahre nach Einführung zeigt das Entgelttransparenzgesetz Wirkung: Die Zahl der deutschen Unternehmen mit einem fest definierten Prozess für Auskunftsanfragen zum Gehalt hat sich mit 38 Prozent mehr als verdoppelt. Allerdings ergreift erst rund ein Drittel konkrete Maßnahmen im Bereich Vergütung. Das sind die zentralen Ergebnisse der „Fair Pay Studie“.
Zwei Jahre nach Einführung zeigt das Entgelttransparenzgesetz Wirkung: Die Zahl der deutschen Unternehmen mit einem fest definierten Prozess für Auskunftsanfragen zum Gehalt hat sich mit 38 Prozent mehr als verdoppelt. Mehr Bemühungen gibt es auch im Recruiting und der Personalentwicklung: 40 Prozent der Unternehmen führen Maßnahmen im Bereich Recruiting durch, um faire Einstellungsprozesse zu gewährleisten. Allerdings ergreift erst rund ein Drittel konkrete Maßnahmen im Bereich Vergütung. Das sind die zentralen Ergebnisse der „Fair Pay Studie“, für die Willis Towers Watson in Kooperation mit dem Fair Pay Innovation Lab 79 Unternehmen in Deutschland mit insgesamt zwei Million Beschäftigten befragt hat.
Seit Anfang 2018 haben Beschäftigte in Unternehmen mit mehr als 200 Angestellten nach dem Entgelttransparenzgesetz Anspruch darauf, Informationen über die Vergütung von Kolleginnen und Kollegen mit vergleichbarer Tätigkeit zu erhalten. Was langsam anlief, nimmt nun etwas mehr Fahrt auf: Während 2018 noch 17 Prozent der deutschen Unternehmen standardisierte Auskunftsanfragen eingeführt hatten, sind es nun 38 Prozent. Hier wird auch, zusätzlich zu diesen fest definierten Prozessen, regelmäßig die Entgeltgleichheit mithilfe von Reporting und Monitoring geprüft. 78 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Gehaltsstrukturen nach Geschlecht überprüft. Untersuchungen nach ethnischer Herkunft und Nationalität führten allerdings bisher nur 9 Prozent durch.
40 Prozent der deutschen Unternehmen analysieren ihr Gehaltsgefüge eher qualitativ in Einstellungs- und Beförderungsprozessen. Sie nehmen dabei nicht nur aktuelle Gehälter in den Blick, sondern auch Einstiegsgehälter, Grundgehaltserhöhungen und Beförderungsquoten. Hier sind insbesondere Frauen sowohl als Potenzialträgerinnen und noch mehr als Führungskräfte unterrepräsentiert: Lediglich 28 Prozent der Führungspositionen sind von Frauen besetzt.
Zwei Drittel der befragen Unternehmen suchen im Recruiting nach Möglichkeiten, Gleichstellung zu fördern, etwa in Hinblick auf die Anteile von Männern und Frauen an Bewerbungen, genderneutrale Bewerbungsgespräche und Einstellungen oder die Qualifikation der Interviewenden. So verwenden 91 Prozent der befragten Unternehmen genderneutrale Formulierungen, und auch in Leistungsbeurteilungen achten über 75 Prozent auf ausgeglichene Sprache. 62 Prozent bieten Unconscious-Bias-Trainings für Rekrutierende an. Ein Fünftel der Unternehmen hat zudem in die Gestaltung des Performance-Managements und der Beförderungsprozesse eingegriffen, um Fairness sicherzustellen. Im Vergleich zu 2018 werden beispielsweise Förderprogramme immer beliebter: Vier Fünftel haben diese bereits eingeführt. Aber auch Coaching, Mentoring und die Schaffung geeigneter Netzwerke werden von der deutlichen Mehrheit der Unternehmen mittlerweile unterstützt.
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Quelle: Studie „Fair Pay Studie“ von Willis Towers Watson in Kooperation mit dem Fair Pay Innovation Lab