Betriebliche Mobilität der Zukunft : Bitte am Ball bleiben
Vernetzte Services werden ein immer wichtigerer Baustein betrieblicher Mobilität. Eine große Herausforderung auch für viele Personalverantwortliche – verbunden mit noch mehr Chancen.
Die betriebliche Mobilität geht jeden etwas an im Unternehmen. Natürlich den Fuhrparkmanager, der sich täglich mit dem Einsatz und der Verwaltung der Firmenfahrzeuge beschäftigt. Und den Einkäufer, der die Autos überhaupt erst beschafft. Oder auch den Personalentscheider. Den Personalentscheider? Auf jeden Fall spielt die betriebliche Mobilität heute doch eine Schlüsselrolle auch in modernen Personal- und Recruitierungsstrategien.
Neue und vernetzte Mobilität auf dem Vormarsch
„Der Schlüssel zum Mobilitätswandel in Deutschland ist die betriebliche Mobilität“, so Clemens Noll-Velten, Chefredakteur und Publisher des Mobilitätsmagazins bfp fuhrpark & management, das am 23. und 24. Juni 2020 auch das bfp Fuhrpark-FORUM am Nürburgring mit zahlreichen Qualifizierungsangeboten rund um die Unternehmensmobilität veranstaltet. Unternehmen zählen also zu den wesentlichen Treibern moderner Mobilitätsformen.
Warum ist das so und warum betrifft Personalverantwortliche diese Entwicklung direkt?
Auch wenn der Dienstwagen heute und in Zukunft eine wichtige Rolle im betrieblichen Mobilitätsmix spielen wird, sind neue vernetzte Mobilitätsangebote auf dem Vormarsch. Heute beinhaltet die betriebliche Mobilität alle denkbaren Verkehrsmittel – von Elektrorollern über den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), die Bahn, das Flugzeug und Carsharing-Konzepte bis hin eben zum klassischen Dienstwagen, um nur einige Beispiele zu nennen. Denn Letzterer wird – wie gesagt – auf absehbare Zeit immer noch sehr viele Freunde finden.
Mobilitätswandel heute vor allem im urbanen Umfeld
Zwar wird das Auto vor allem im ländlichen Raum wenig Wettbewerb fürchten müssen – einfach, weil es dort heute oft an geeigneten Alternativen mangelt, verlässlich täglich von A nach B zu kommen. Auch hier werden sich Unternehmen über kurz oder lang mit dem Mobilitätswandel beschäftigen müssen, haben aber vielleicht noch ein bisschen mehr Zeit.
Anders sieht es im urbanen Umfeld aus. Unternehmen in Großstädten und deren Ballungsräumen müssen kurzfristig – sprich heute – über das Auto hinausdenken. Ein wichtiger Grund: der Fachkräftemangel in vielen Branchen. Es ist eine Binsenweisheit: Wer sich heute junge Talente angeln möchte, muss auf deren Bedürfnisse eingehen. Ein eigener Dienstwagen gehört für urban geprägte junge Menschen oft nicht mehr dazu.
Personaler als Experten für Kandidatenwünsche
Stellt sich die Frage: Was tun? Hier kommen auch die Personalverantwortlichen ins Spiel. Sie können – gemeinsam mit den anderen betroffenen Unternehmensbereichen – einen wesentlichen Beitrag bei dem Entwurf und der Umsetzung eines neuen, zeitgemäßen Angebots für die Mitarbeitermobilität leisten. Denn wer kennt die potenziellen Kandidaten besser als die Personalentscheider? Und deren Wünsche und Anforderungen sind es doch, die die Basis für moderne Mobilitätsangebote mit konkretem Mehrwert bilden.
Klar, für viele – wenn nicht die meisten – Personaler ist die Konzeption eines Mobilitätskonzepts komplettes Neuland. Wer sich hier unsicher fühlt, den können Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote wie das des bfp Fuhrpark-FORUMs einen großen Schritt weiterbringen.
Mobility as a Service und Mobilitätsbudgets
Dort erfahren Teilnehmer zum Beispiel, was es mit „Mobility-as-a-Service“-Konzepten, kurz MaaS-Konzepten, auf sich hat. Sie skizzieren eine nachhaltige und gleichzeitig individuell einsetzbare Mobilität durch die Bereitstellung und Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrslösungen und integrierten Bezahl- und Buchungsfunktionen. Die Palette der Mobilitätsoptionen dient dabei als Ersatz oder auch als Erweiterung zum herkömmlichen Fahrzeug. Ziel von MaaS ist auch die Förderung der Mitarbeitermotivation und der Arbeitgeberattraktivität.
Oder aber Teilnehmer erfahren, was genau ein Mobilitätsbudget ist. Dabei handelt es sich um eine festgelegte Summe, die dem Mitarbeiter die freie Wahl der Verkehrsmittel ermöglicht: Dazu zählen Jobtickets, E-Bikes, Taxen, Carsharingoder Ridesharing-Dienste oder Ähnliches, aber auf Wunsch auch die Leasingrate für einen Dienstwagen. Die Abrechnung erfolgt in der Regel digital und über eine Mobilitätskarte. Genereller Vorteil des Mobilitätsbudgets: Auch Mitarbeiter ohne Dienstwagenberechtigung können vom Mobilitätsbudget profitieren – was die Arbeitgeberattraktivität noch mehr steigert. Und wer möchte, stellt seinen Mitarbeitern Restbeträge am Monatsende auch zur privaten Nutzung zur Verfügung.
Und das waren nur zwei Beispiele für die neue Welt der betrieblichen Mobilität. Kurz gesagt: Sie bietet sicherlich eine Menge Herausforderungen – aber mindestens genauso viele Chancen. Vorreiter auf diesem Feld positionieren sich nicht nur als innovatives Unternehmen, sondern vor allem auch als attraktiver Arbeitgeber.
Christian Frederik Merten