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Betriebliche Gesundheitsförderung : Bewegte Pausen

Die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern, ist eine wichtige Aufgabe des Arbeitgebers. Natürlich kann man niemanden zu seinem Glück zwingen, aber häufig reicht das Beispiel einiger weniger engagierter Kollegen aus, um andere zum Mitmachen zu animieren.

Lesezeit 3 Min.
Drei verschiedene Teambuilding-Übungen am Arbeitsplatz: ein engmaschiger Handstapel in der Gruppe, um Solidarität zu zeigen, eine Balanceaufgabe, um das Vertrauen in Humanressourcen zu stärken, und eine koordinierte Gruppenhocke zur Förderung

Warum sind bewegte Pausen so wichtig?

Gerade bei sitzenden Tätigkeiten sind Zwangshaltungen nicht immer zu vermeiden. Bei voller Konzentration vergisst man schon mal gern, sich zu bewegen, zu strecken, die Sitzhaltung zu verändern. Bei einigen Tätigkeiten geht das auch kaum, etwa bei der Kassiererin im Supermarkt – die zudem noch pro Arbeitstag jede Menge Gewicht über den Scanner zieht (leider ist es mir nicht gelungen, eine Untersuchung über den tatsächlichen Umfang der gestemmten Gewichte bei einer Kassiererschicht zu finden).

Aber auch körperlich belastende Tätigkeiten, etwa in der Produktion oder im Handwerk, brauchen in der Pause nicht nur Ruhe. Ausgleichende Bewegung als Ergänzung ist oft besser.

Bewegte Pausen als Ausgleich sind so wichtig, dass die Unternehmen sie unbedingt fördern sollten – zum Beispiel, indem sie als Arbeitszeit und eben nicht als unbezahlte Pause anerkannt werden. Kostet im ersten Moment Geld, rechnet sich aber. Ein – wichtiger – Baustein im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Was kann man tun?

Motivation ist das Wichtigste. Zwingen kann und sollte man die Mitarbeiter nicht, an der aktiven Pause teilzunehmen. Überzeugen ist das Gebot der Stunde. Wirksam ist auch das sogenannte Nudging. Nudging bedeutet übersetzt so viel wie „anstupsen“. Anregen oder lenken sind synonyme Bedeutungen. Wer es gern etwas wissenschaftlicher hätte: Nudging ist eine verhaltensökonomische Methode, bei der versucht wird, das Verhalten von Menschen auf vorhersagbare Weise zu beeinflussen, ohne dabei auf Verbote, Gebote oder ökonomische Anreize zurückzugreifen. (Quelle: Wikipedia)

Gemeint ist damit, dass die Beteiligung der Kollegen beispielsweise an einer bewegten Pause auch die eigentlich eher trägen oder desinteressierten Kollegen sozusagen mitzieht (man möchte ja nicht immer abseitsstehen).

Gerade zu Beginn, also bei der Einführung der bewegten Pause, ist es sinnvoll, einen Profi zu beauftragen. Zum einen ist es motivierender, zum anderen hilft es dabei, von Anfang an die „richtigen“ Übungen zu machen. Einzelne, besonders motivierte Kollegen können als Multiplikatoren ausgebildet werden. Die professionellen Trainer berücksichtigen zudem die Ausgangssituation, also die Art der Tätigkeit, aber auch das Alter und den aktuellen Gesundheitszustand der Mitarbeiter. So können schmerzhafte, negative Erfahrungen durch (falsche) Bewegung vermieden werden.

Einen geeigneten Trainer können Sie über die regionalen Fitnessstudios finden. Vielleicht wären ja eine Kooperation mit dem Studio und Zuschüsse oder Rabatte für Mitarbeiter denkbar, die in ihrer Freizeit in dem Studio aktiv werden möchten.

Es gibt natürlich auch andere, niederschwelligere Angebote. Ein Kickertisch oder eine Tischtennisplatte wären Alternativen. Hauptsache bei allen Angeboten: Es muss Spaß machen! Dann haben die gemeinsamen Aktivitäten noch einen weiteren positiven Aspekt: Sie fördern den Teamgeist und das Miteinander. Für die Unternehmenskultur und das Arbeitsklima unverzichtbar.

Bewegte Pausen 2
Bewegte Pausen 2

Wir haben doch alle Stehschreibtische!

Schön, wenn das so ist. Mit Sicherheit eine gute Sache, der Wechsel zwischen Stehen und Sitzen. Ausreichend ist das aber nicht und verringert nicht die Notwendigkeit einer bewegten Pause.

Und wenn alle im Homeoffice sind?

Bewegte Pausen gehen auch virtuell. Die Kollegen verabreden sich zu einem bestimmten Zeitpunkt, und einer (oder der professionelle Trainer) macht den „Vorturner“ vor der Kamera. Die anderen machen mit. Besonderer Vorteil: Wer sich beim „Herumhüpfen“ nicht beobachten lassen möchte, macht einfach die Kamera aus. Aber es muss ja auch nicht immer die schnelle Bewegung sein. Stretching- und Dehnübungen sind genauso wichtig und wertvoll wie motorische Übungen für die Gelenke. Sogar kurze Meditationen können sinnvoll sein, auch wenn dann nicht wirklich von einer „bewegten“ Pause gesprochen werden kann. Die Kunst liegt in der Abwechslung.

Wichtig ist, dass die Übungen einfach sind, so dass sie jeder, auch eher unsportliche Kollegen, mitmachen kann. Und sie sollten nicht zu Schweißausbrüchen führen, weil ja im Anschluss noch weitergearbeitet werden muss.

Was hat das Unternehmen davon?

Die bewegte Pause führt zu einer besseren Gesundheit, fördert die Konzentration und die Leistungsfähigkeit, motiviert und sorgt für einen besseren Teamspirit. Optimalerweise sollte die bewegte Pause in ein umfassendes Konzept eines betrieblichen Gesundheitsmanagements eingebettet sein. Sie ist aber vor allem eine gute Möglichkeit, überhaupt erst einmal zu starten. Denn große und umfassende Konzepte brauchen oft eine sehr lange Entwicklungszeit, die bewegte Pause lässt sich schnell einführen – sozusagen quick, but not dirty! Probieren Sie es einfach einmal aus!

Hilfe und weitere Informationen

Erster Ansprechpartner kann die gesetzliche Krankenkasse sein, bei der die Mehrzahl Ihrer Mitarbeiter versichert ist. Die meisten Kassen haben fertige Konzepte oder können durch die Vermittlung von professionellen Trainern unterstützen.

Jürgen Heidenreich

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