Aus der FALG-Gruppe : Ein Blick für die realen Gegebenheiten
Das neue Jahr hat den Mitgliedern der Facebookgruppe „Fachassistent/in Lohn und Gehalt“ wenig Änderung bei den zu bewältigenden Aufgaben gebracht. Noch immer bestimmen die seit Beginn der COVID-19-Pandemie neu hinzugekommenen Themen unseren Alltag, noch immer können wir Kurzarbeitergeld, Infektionsschutzgesetz und Kinderbetreuung nicht ad acta legen.

Daneben versuchen wir uns im Homeoffice so zu organisieren, dass unsere Arbeitsweise der im Büro halbwegs angepasst ist. Es gelingt vielen nur ansatzweise. Als ich letztens in der Gruppe von meinen persönlichen Schwierigkeiten mit dem Homeoffice berichtete, löste der Beitrag ein großes Feedback aus. Wie ich fühlen sich die Gruppenmitglieder teilweise sehr uneffektiv, und alles ist mit mehr Kraftaufwand zu bewältigen.
Rein die Lohn- und Gehaltsabrechnung im Homeoffice zu bearbeiten, stellt kein Problem dar – mit der entsprechenden Technik und den modernen Programmen eine unserer leichtesten Übungen.
Meist ist dies aber nur ein Aspekt unserer Tätigkeit, und hier fangen dann die Probleme an.
Ich glaube, dass die aktuelle Situation durchaus Chancen bietet, das Arbeitsumfeld für immer zu verändern und zu optimieren – nur fehlt vielen von uns noch ein guter Zugang hierzu. Außerdem fehlt im Homeoffice die Nähe zur Bürogemeinschaft, trotz vieler Arbeit ist uns langweilig und wir sind schlecht gelaunt. Da wir mehr Zeit im Büro als im privaten Bereich verbringen, ist die fehlende Nähe ein starker Einschnitt in unseren Alltag.
Ein gutes Team ist eben nur gut als Team
Ganz klar bringt das Homeoffice viele Vorteile – als Arbeitnehmerin mit langem Arbeitsweg kann ich das nur bestätigen. Wir müssen aber Möglichkeiten finden, das Gemeinschaftsgefühl über die räumliche Distanz hinweg zu erhalten.
Wie sich innerhalb eines so kurzen Zeitraums das Arbeiten in unserer Branche verändert hat, ist jedenfalls kaum zu fassen. Das wäre früher nicht denkbar gewesen, und so mancher Chef hat für sich selbst die Vorteile entdeckt.
Neben diesen eher mentalitätsabhängigen Problemen der Kolleginnen und Kollegen gibt es natürlich jede Menge fachliche Fragen in der Gruppe. Was die Gruppenmitglieder immer wieder bewegte und diskutieren ließ, ist die korrekte Vorgehensweise, wenn die Agentur für Arbeit den Antrag auf Kurzarbeitergeld (aus welchen Gründen auch immer) ablehnt. Hier sind wir in zwei Lager gespalten – die eine Gruppe meint, die Gehaltsabrechnungen müssen nicht geändert werden, da eine Vereinbarung über Kurzarbeitergeld geschlossen wurde; die andere Gruppe (der auch ich angehöre) vertritt die Auffassung, dass korrigiert werden muss. Meine Begründung hierzu ist, dass so nicht die korrekte Steuer und die korrekten Sozialversicherungsbeiträge abgeführt werden. Der Arbeitnehmer bekäme auf der Lohnsteuerbescheinigung Einkünfte ausgewiesen, die dem Progressionsvorbehalt unterliegen, und dies kann nicht richtig sein.

Spinnen wir den Faden einfach einmal weiter: Wenn es so leicht wäre, die Gesetze zu umgehen, könnte jeder Arbeitgeber, der Kurzarbeit angezeigt und genehmigt bekommen hat, bei seinen Arbeitnehmern Kurzarbeit abrechnen, gegebenenfalls noch aufstocken, damit der Arbeitnehmer das gleiche Netto hat, und so Steuern und Sozialversicherung sparen. Ob wirklich noch Kurzarbeit stattfindet, ist dann egal – den Antrag auf Erstattung braucht der Arbeitgeber ja nicht mehr einzureichen. Er bezieht sich dann einfach auf die mit den Arbeitnehmern geschlossene Vereinbarung.
Das mag jetzt ein überspitztes Beispiel sein, aber ich bin der festen Überzeugung, dass dies alles bei der nächsten Prüfung zu massiven Problemen führen wird. Daher würde ich das Risiko nicht eingehen und immer die Abrechnungen korrigieren.
Die Diskussionen in der Gruppe sind trotz allem weiterhin sehr konstruktiv und freundlich. Wir wachsen stetig, und mit Beginn des neuen Jahres haben viele Gruppenmitglieder den Schritt in die Fortbildung zum/zur Fachassistent/in Lohn und Gehalt gewagt. Das freut mich sehr, denn es erfordert eine Menge Mut, gerade in dieser stressigen Zeit die Fortbildung anzugehen.
Wobei, wann, wenn nicht jetzt?
Endlich wieder etwas tun, wofür man sich selbst bewusst entschieden hat – nicht, weil eine Pandemie einen dazu zwingt.
Die Unterstützung der ganzen Gruppe ist jedenfalls gewiss. Viel Erfolg!
Annette Bastigkeit, Fachassistentin Lohn und Gehalt