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Nachwuchs gewinnen : Für eine Ausbildung begeistern

Jugendliche heutzutage für eine Ausbildung in einem kleinen Unternehmen zu gewinnen, verlangt mehr Engagement und andere Wege als früher: Der demografische Wandel lässt die Jahrgangsstärken bei den Schulabgängern schrumpfen – es stehen zahlenmäßig einfach weniger potenzielle Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung.

Management
Lesezeit 4 Min.
Zwei Menschen gehen Hand in Hand in der Nähe von Wegweisern, die auf „Humanressourcen“ hinweisen, und ein Weg führt zu einem Gebäude in der Ferne.
Notwendig ist ein langer Atem.

Gleichzeitig streben immer mehr Jugendliche zu höheren Schulabschlüssen. Sie entscheiden sich öfter für eine akademische Ausbildung. Häufig deswegen, weil sie (und ihre Eltern) nicht wissen, welche Möglichkeiten die duale Ausbildung bietet und wie viel man verdienen kann.

Eine Frau betrachtet eine Reihe von Wegweisern, die jeweils einen anderen Prozentsatz und die Methode angeben, mit der deutsche Auszubildende einen Arbeitsplatz finden, z. B. Praktika, Gespräche mit erfahrenen Arbeitnehmern, Stellensuche im Dienstleistungssektor,
Hilfreiche Informationsquellen bei der Berufsorientierung.

Eine erste wichtige Erkenntnis dazu ist die Frage, zu welchem Zeitpunkt Sie Schülerinnen und Schüler erreichen möchten. Denn danach richten sich die Botschaften, die Sie vermitteln können.

Es ist ein „langer Weg“. Vom ersten Kontakt des Jugendlichen mit einem Beruf bis zum Ausbildungsbeginn können Jahre vergehen. In den seltensten Fällen entscheiden sich Jugendliche aus dem Bauch heraus für eine Ausbildung und eine Ausbildungsstelle. Sie als ausbildendes Unternehmen können und sollten folglich von Anfang an Ihre Karten mit ins Spiel bringen. Denn: Je früher Sie die Jugendlichen begeistern, desto systematischer und erfolgreicher finden Sie die passenden Nachwuchskräfte.

Was willst du denn mal werden?

Wenn Jugendliche sich erstmals mit dieser Frage auseinandersetzen sollen, sind sie meistens in der 8. Klasse und mitten in der Pubertät. Die Entscheidung für einen Beruf können sie in diesem Alter noch gar nicht fällen, weil sie:

  • keine Ahnung von den Möglichkeiten haben;
  • bestenfalls einige Berufe kennen, die sie im Alltag erleben (Arzt, Bäcker, Busfahrer …);
  • keine Vorstellung davon haben, was ihnen selbst gefallen würde;
  • in den seltensten Fällen einschätzen können, welche Talente sie haben.

Folgerichtig geht es in dieser frühen Phase der Berufsorientierung um Informationen über Berufe und Tätigkeiten. Was macht eine Maschinen- und Anlagenführerin? Was beschäftigt einen Zerspaner? Wer hat etwas von der Arbeit der Industriekaufleute? Wozu braucht man Chemikanten? Und wer arbeitet alles an einem Flughafen?

Die Jugendlichen fragen nach dem Sinn einer Tätigkeit. Sie wollen wissen, ob ihnen dieser oder jener Beruf liegen und Spaß machen würde. Erst in zweiter Linie geht es darum, was man mit einer entsprechenden Ausbildung werden könnte und ob man bestimmte Schulabschlüsse dafür benötigt. Antworten auf ihre Fragen bekommen sie vor allem durch das Gespräch und eigene Anschauung.

Rückt der Schulabschluss näher, beginnt die Suche nach einem konkreten Ausbildungsplatz. Jetzt wollen die Jugendlichen auch genauer wissen, wie die Ausbildung in einem Betrieb abläuft, was man verdient und wie es nach der Ausbildung weitergeht. Erst jetzt kommen Sie selbst als Ausbildungsbetrieb ins Visier der Jugendlichen. Ein Gewinn für Sie, wenn die Jugendlichen Ihr Unternehmen bereits als informierenden und zugewandten Betrieb in der Berufsorientierung wahrgenommen haben.

Dann kann es passieren, dass sie sich scheinbar wahllos auf mehrere Ausbildungsstellen bei Ihnen bewerben. Das muss kein Nachteil sein, denn häufig sind Jugendliche noch immer nicht auf einen Beruf festgelegt, aber sie haben ihren „Wunscharbeitgeber“ gefunden. Wenn Sie es ermöglichen können, dass die Bewerberin oder der Bewerber ein paar Wochen in diesen und ein paar Wochen in einen anderen Ausbildungsberuf reinschnuppern kann, werden Sie gemeinsam die für sie oder ihn beste Lösung finden.

Wer redet mit? — Von Schülern, Fokusgruppen und „Influencern“

Schülerinnen und Schüler sind die primäre Zielgruppe im Azubimarketing – sowohl in der Berufsorientierung als auch bei der Bewerbersuche. Schülermarketing umfasst einerseits alle Maßnahmen, mit denen Sie für die duale Ausbildung und Ihre Ausbildungsberufe werben. Und andererseits alle Maßnahmen, die Sie einsetzen, um die Jugendlichen als zukünftige Auszubildende zu gewinnen.

Fast alles, was Sie bisher zum Finden von Auszubildenden gemacht haben, richtet sich vermutlich an diese Zielgruppe. Entsprechend wissen Sie auch am besten über diese Zielgruppe Bescheid: Sie kennen die Präferenzen der Jugendlichen, wissen, was ihnen rund um die Ausbildung und den Ausbildungsbetrieb am wichtigsten ist und welche Sorgen sie mit sich herumtragen.

Die Entscheidung für eine Ausbildung und einen Ausbildungsbetrieb treffen Jugendliche allerdings selten allein. Darum sollte Ihr Azubimarketing weitere Personengruppen im Blick haben: Influencer, hauptsächlich Eltern und Lehrer, diejenigen Personen also, die großen Einfluss auf die Meinungsbildung der Jugendlichen haben.

Eltern nehmen ihre Rolle sehr ernst und wollen ihren Kindern bei der Berufswahl helfen. Allerdings sind auch sie nicht umfassend über alle Berufe und ihre Chancen informiert, auch sie müssen oft von den Möglichkeiten einer dualen Ausbildung überzeugt werden. Für die Kinder ist es schwierig, den Rat der Eltern richtig einzuordnen. Aber sehr häufig haben Eltern das letzte Wort bei der Entscheidung für oder gegen eine Lehrstelle.

Für Sie bedeutet dies zweierlei:

  1. Wenden Sie sich auch an die Eltern, beispielsweise bei Elternabenden in der Schule zu Themen der Berufsorientierung oder bei Ausbildungsmessen. Laden Sie die Eltern mit den Kindern ein zu Betriebsbesichtigungen oder Tagen der offenen Tür.
  2. Betrachten Sie Eltern als Partner in der Ausbildung. Zu Beginn eines Ausbildungsjahres die Eltern neuer Lehrlinge einzuladen, ist keineswegs mehr eine Ausnahme. Wenn man sich kennt, ist es auch leichter, bei Problemen in der Ausbildung das Gespräch zu suchen.

Lehrerinnen und Lehrer sind diejenigen, die die ersten Berufsbilder vermitteln. Aber auch sie haben keinen vollständigen Überblick und selten eigene einschlägige Erfahrungen. Leider finden sich nur wenige Lehrende, die ihren Horizont mit Betriebspraktika erweitern wollen. Doch wenn Sie als Ausbildungsbetrieb an Schulen kontinuierlich präsent sind, tragen Sie zur Berufsberatungskompetenz der Lehrenden bei.

Verwirrte Person, umgeben von Fragen und Prozentzahlen, die über verschiedene soziale Interaktionen, darunter Familie, Nachbarn und Lehrer, nachdenkt.

Wer mitredet bei der Berufswahl.

Quelle: BMBF 2015:
Attraktivität des dualen Ausbildungssystems
aus Sicht von Jugendlichen; s.a. MacDonalds Jugend-studie 2017
www.rkw-kompetenzzentrum.de
Illustration (3): Daniel Jennewein

TIPP: Konkrete und authentische Informationen liefern beispielsweise Ausbildungsbotschafter: Azubis, die in der Schule über ihre Ausbildung erzählen. Das Praktikum steht auch bei der Berufsorientierung an oberster Stelle, allerdings gewährt es oft nur einen flüchtigen Einblick und auch nur in einen Beruf.

Ein Informationsbild mit einem QR-Code für den Direktzugriff, einem begleitenden Text, der auf die Literaturbestellmöglichkeiten bei rkw hinweist, und zwei URLs für weitere Informationen zu den rkw-Kompetenzen im Personalmanagement und im Personalmanagement

 

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