Ein Blick auf die Entwicklungen : Die Zukunft der Baubranche: Was erwartet uns?
Anfang 2021 waren die Prognosen für die Bauwirtschaft noch sehr gut. Trotz der Pandemie gab es genügend wirtschaftliche Polster, die Nachfrage war hoch und auch Ressourcen waren in ausreichendem Maße vorhanden. Tatsächlich stellte sich in der zweiten Jahreshälfte heraus, dass es in der Baubranche doch nicht so rosig aussieht. Abgesehen von den Mitarbeiterausfällen aufgrund von Corona stellten der Materialmangel und Lieferengpässe alles auf den Kopf. Allein die Knappheit bei Holz oder Stahl sorgte für sehr hohe Preissteigerungen, was wiederum die Umsätze minderte.
Leider werden diese Preissteigerungen auch im Jahr 2022 nachwirken; zwar werden die Bauunternehmen die Preise vermehrt auf die Bauherren umlegen, aber die Baukosten steigen trotzdem. Auch das Problem „Fachkräftemangel“ bleibt weiterhin bestehen, denn hier kommen die Unternehmen an ihre Kapazitätsgrenzen.
Doch es gibt auch Positives zu verzeichnen: Der Wohnungsbau bleibt verstärkt von Interesse, auch beim Trend zum Homeoffice. Selbst die neue Regierung will die Baubranche in diesem Bereich stärken. Positive Entwicklung gibt es ebenso im Bereich Nachhaltigkeit. Mehr und mehr Unternehmen beschäftigen sich mit der Herstellung von nachhaltigen Roh- und Baustoffen, wie zum Beispiel recycelte Kunststoffe. Aber auch längst vergessene Materialien kommen wieder verstärkt zum Einsatz, wie beispielsweise Stroh, das als Dämmstoff genutzt wird.
Ebenfalls ein Thema auf der Agenda bei den Bauunternehmen ist die Digitalisierung. Digitale Prozesse werden mittlerweile zum Standard, sie unterstützen die Unternehmen gerade bei dem immer umfangreicher werdenden behördlichen Aufwand und der dazugehörigen Administration.
Es gibt kaum einen Prozess, der sich nicht durch ein geeignetes Tool einfacher und schneller abwickeln lässt. Digitalisierung stellt nun einmal einen unaufhaltbaren Prozess dar. Auch in der komplexen Welt der Baubranche werden sich in den nächsten Jahren digitale Lösungen durchsetzen und Prozesse vereinfachen.
Und wie sieht es bei der Baulohnabrechnung aus? Neues Jahr – alles beim Alten? Nein, nicht ganz, denn schon im Jahr 2021 wurden Neuerungen festgelegt, die wir in diesem Jahr beachten müssen.
Bauhauptgewerbe – Einigung bei den Tarifverhandlungen
Bei den Verhandlungen im Baugewerbe hat man sich im letzten Jahr endlich nach jahrelangem Hin und Her geeinigt – der ausgehandelte Tarifvertrag im Bauhauptgewerbe ist nun in trockenen Tüchern.


Corona-Prämie: Diese war mit dem Januar-Lohn/Gehalt 2022 fällig (alte Bundesländer: 500 Euro; neue Bundesländer: 220 Euro).
Zusätzlich soll im Jahr 2026 eine Angleichung der West- und Ost-Einkommen sowie der Ausbildungsvergütungen zu 100 Prozent erreicht werden. Per Haustarifvertrag kann jeder Betrieb im Tarifgebiet Ost jedoch schon früher einen Ost-West-Angleich für seine Beschäftigten festlegen.
Angesehen von den Forderungen der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt nach mehr Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütungen war bei den Verhandlungen ein wichtiger Punkt auch das Thema „Wegezeitentschädigung“.

Ab 2023 gibt es für die Beschäftigten pauschale Beträge – gestaffelt nach Kilometern – als Entschädigung für die Anfahrtswege zu den Baustellen.

Ebenso weist die Gewerkschaft darauf hin, dass im Jahr 2023 auch Arbeitnehmer (Bauhandwerker) einen Ausgleich bekommen, wenn diese von ihrem Arbeitsplatz nicht täglich nach Hause fahren.
Fazit
Die Corona-Pandemie ist zwar nicht spurlos an der Baubranche vorbeigegangen, aber die Zukunft für 2022 sowie 2023 zeigt eine positive Entwicklung. Der Wohnungsbau wird ein Wachstumsmotor sein, der Nichtwohnungsbau – wie Wirtschaftsbau oder der öffentliche Bau – wird sich nach und nach erholen und die Chancen auf Digitalisierung sind vorhanden.
Janette Rosenberg
