Herausforderungen und Lösungsansätze : Zukunft und Entwicklungen in der Bauwirtschaft
Die Baubranche war schon in der Vergangenheit anfällig für Konjunkturzyklen, da sie stark von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängig ist. Derzeit steht die Baubranche unter Druck, und auch Verbände äußern sich getrübt. Nach Jahren des Booms verschlechtern sich die Aussichten deutlich.
In Zeiten einer boomenden Wirtschaft, in denen die Nachfrage nach Bauleistungen steigt, investieren Unternehmen und Regierungen vermehrt in Bau- und Infrastrukturprojekte. Doch nun befinden wir uns in einer schwächeren Wirtschaftsphase, in der die Nachfrage nach Bauleistungen sinkt. Somit kommt es zu einem Rückgang der Bauaktivitäten und weniger Investitionen durch Unternehmen und Regierung.
Natürlich ist die Lage nicht einfach und die Stimmung mit Blick auf die Zukunft getrübt. Allein die fehlenden Baustoffe, die steigenden Materialkosten, der fast hausgemachte Fachkräftemangel oder die extremen Kostensteigerungen machen es nicht einfacher. Doch hoffnungslos ist die Lage nicht. Da gab es schon schlimmere Zeiten in der Baubranche.
Zielsetzung
Klares Ziel sollte sein – nicht nur von der Unternehmerseite, sondern auch von der Politik –, dass sich die Rahmenbedingungen ändern, damit auch die Baubranche zukunftsfähig bleibt und den aktuellen Herausforderungen begegnen kann.
Nachhaltigkeit
Da die Baubranche ein großer Verbraucher von Ressourcen und bedeutender Emittent von Treibhausgasen ist, ist es wichtig, dass die gesamte Branche sich stärker auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz fokussiert. Dazu gehören zum Beispiel der Einsatz von energieeffizienten Materialien und Technologien, die Reduzierung von Abfall und die Einführung von umweltfreundlicheren Bauprozessen.
Die Branche wird ihre Hausaufgaben in diesem Bereich machen, doch damit sie ihr Ziel erreichen kann, braucht es auch Anreize aus der Politik, wie die Vergabe von Bauprojekten für mehr Innovationen oder kürzere Bauzeiten, aber auch mehr Freiheit, also die Möglichkeit, eine Vielfalt an. Lösungsansätzen zuzulassen, und keine starren Regelungen.
Digitalisierung
Die Baubranche ist bekanntlich eine der am stärksten regulierten Branchen, was bedeutet, dass der administrative Aufwand und die bürokratischen Hürden (Genehmigungsverfahren, Bauvorschriften, behördliche Kontrollen etc.) sehr hoch sind. Demnach kommt es zu Verzögerungen und zusätzlichen Kosten im Bauprozess, was insbesondere für kleine Unternehmen und Start-ups eine hohe Hürde darstellen kann. Um diese Hürden zu überwinden, können die Digitalisierung und die Einführung neuer Technologien helfen, die Effizienz und Qualität von Bauprozessen zu verbessern. Zum Beispiel können der Einsatz von digitalen Planungs- und Konstruktionswerkzeugen, Building Information Modeling (BIM) und das Internet der Dinge (IoT) Unterstützung bieten. Durch diese Technologien können Abläufe optimiert und Ressourcen effizienter eingesetzt werden. Zudem kann die Produktivität gesteigert werden.
Fachkräfte

Zudem leidet die Branche schon länger unter einem akuten Fachkräftemangel, was natürlich zu Engpässen in der Produktion und höheren Kosten führen kann. Wichtig daher, dass die Branche ihre Anziehungskraft als Arbeitgeber erhöht, zum Beispiel durch bessere Arbeitsbedingungen, Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten. Klar auch, die Anforderungen an die Branche haben sich gewandelt, zum Beispiel durch die zunehmende Nachfrage nach flexibleren Arbeitszeitmodellen oder die Einführung von Homeoffice. Um allem gerecht zu werden, muss sich die Branche stärker öffnen für neue Arbeitsmodelle und Technologien.
Building Information Modeling (BIM)
- effiziente Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren in einem Bauprojekt
BIM ist ein digitaler Prozess zur Planung, Konstruktion und Verwaltung von Gebäuden und anderen Bauwerken. Dabei werden alle Informationen zu einem Bauprojekt in einer zentralen digitalen Datenbank gesammelt und verarbeitet. Diese Datenbank enthält Informationen über Materialien, Bauteile, Kosten, Termine und andere relevante Faktoren. BIM ermöglicht es, alle Phasen eines Bauprojekts von der Planung bis zur Fertigstellung digital zu modellieren und zu verwalten. Durch die Verwendung von BIM-Software können Baupläne und -modelle schnell und einfach erstellt, aktualisiert und geteilt werden.
Vorteil: Alle Beteiligten können auf die gleichen Daten zugreifen und dadurch Missverständnisse und Fehler vermeiden. Zudem kann BIM dabei helfen, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu lösen, was Zeit und Kosten spart.
Internet der Dinge (IoT)
- Vernetzung und Automatisierung von Prozessen und Systemen
IoT bezieht sich auf die Vernetzung von physischen Geräten, Maschinen und anderen Gegenständen, die über Sensoren und Netzwerkverbindungen verfügen. Dadurch können diese Gegenstände miteinander kommunizieren, Daten austauschen und automatisch Aktionen auslösen.
Im Bauwesen kann das IoT genutzt werden, um verschiedene Prozesse und Systeme zu automatisieren und zu optimieren. Zum Beispiel:
- beim Energieverbrauch (durch Einsetzen von Sensoren in Gebäuden);
- im Bereich der Baumaschinen (Leistungsüberwachung der Maschinen, Wartung der Maschinen, evtl. Austausch von Verschleißteilen);
- im Bereich der Sicherheit (Einsatz von Sensoren, um Bewegungen und Vibrationen zu erkennen, die auf eine potenzielle Gefahr hinweisen könnten; Überwachung des Verkehrs rund um Baustellen und die Steuerung von Verkehrsfluss).
Fazit
Der tiefgreifende Wandel, der durch viele unterschiedliche Faktoren getrieben wird, zwingt Arbeitgeber, sich auf die Veränderungen einzustellen und neue Strategien zu entwickeln. Das kann bedeuten, dass Unternehmen in neue Technologien und digitale Lösungen investieren müssen. Eine gezielte Personalentwicklung und -bindung wird ebenfalls notwendig sein, um Fachkräfte zu gewinnen. Insgesamt erfordert der Wandel in der Baubranche eine hohe Flexibilität und Innovationsbereitschaft.
Janette Rosenberg