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Der Leiter Entgeltabrechnung : Von den Medien zur Lohnabrechnung

Ein Interview mit Erkan Yilmaz

Lesezeit 6 Min.

Wie lernt man Payroll, wie kommt man dazu und was motiviert junge Payroller, auch langfristig dabei zu bleiben? Dies sind alles Fragen, die ich mir seit langem stelle. Denn Payroll ist ein klassischer Quereinsteigerberuf. Eine duale Ausbildung gibt es nicht. Wie er selbst zur Payroll kam, was seine Generation – die Generation Y – aus seiner Sicht von Arbeitgebern erwartet und was ihn antreibt, weiterhin dem ‚Payroll-Pfad‘ zu folgen, schilderte mir Erkan Yilmaz, HR Business Partner Payroll aus Frankfurt am Main in einem Interview.

Katzmair: Hallo Erkan, wir kennen uns ja schon seit 2015 aus einem Interim-Projekt von mir in Frankfurt am Main. Wie geht’s dir und was hat sich seither bei dir beruflich und privat getan?

Yilmaz: Danke, bestens. Bei mir war viel los. Ich habe geheiratet und bin mittlerweile seit kurzem zum zweiten Mal Vater geworden. Beruflich habe ich die Stelle gewechselt. Nach einer langen Zeit in der Projektarbeit mit dem Payroll-System Loga bin ich vor drei Jahren bewusst wieder in die klassische, operative Lohnabrechnung zu meinem aktuellen Arbeitgeber gegangen. Grund war vorrangig, wieder mehr Mitarbeiterkontakt zu haben und beratend tätig zu sein. Ich arbeite mittlerweile für ein Frankfurter Privatbankhaus und verantworte alleinverantwortlich den Bereich Payroll. Ich erstelle die monatliche Lohnabrechnung für ca. 500 Mitarbeiter vom Werkstudenten bis zum Vorstand.

Was sind die Herausforderungen in deiner derzeitigen Payroll-Position?

Ich arbeite sehr gerne eigenverantwortlich, aber derzeit allein – ohne Team. Zu Anfang hat mir der fachliche Austausch, den ich aus dem Team kannte, gefehlt. Jetzt habe ich den Erfahrungsaustausch in Arbeitskreisen im Bereich Entgeltabrechnung schätzen gelernt. Diese Quelle ersetzt für mich den fachlichen Austausch im Team.

Der Bereich der Lohnabrechnung ist ein klassischer Quereinstiegsbereich. Welche Ausbildung bringst du mit und wie bist du zur Lohnabrechnung gekommen? Und warum noch dabei?

Ich wollte eigentlich immer was mit Medien machen und hab mich für die Ausbildung zum Medienkaufmann entschieden. In der Ausbildung durchläuft man ja klassisch alle Bereiche eines Betriebs unter anderen war es in meinem Fall die Entgeltabrechnung. Anfangs fand ich das Ganze ziemlich trocken, aber je mehr ich in die diversen Thematiken eingebunden wurde, desto mehr weckte es mein Interesse. Im letzten Ausbildungsjahr hatte ich dann aufgrund von Personalengpässen das Glück, ein halbes Jahr in dieses Themengebiet einzusteigen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass genau diese Zeit mich dazu gebracht hat, in meiner weiteren Laufbahn nicht von der Entgeltabrechnung zu lassen.

Das heißt konkret: Du hättest ohne dieses zufällige ‚Reinschnuppern‘ in die Payroll nie an die Lohnabrechnung als zukünftigen Beruf für dich gedacht?

Ja, das stimmt. Ohne diese ‚Station‘ in meinen Leben wäre ich sicherlich nicht dort gelandet.

Viele Arbeitgeber denken, eine Grundlagenschulung im Bereich Lohn reiche aus, um Lohnabrechnung zu lernen. Was denkst du darüber? Wie hast du Lohnabrechnung gelernt?

Lohnabrechnung lernt man nicht in wenigen Wochen. Um sich ein gesundes Grundlagenwissen in verschiedenen Themen wie Lohnsteuer-, Sozialversicherungs-, Arbeits- und Tarifrecht anzueignen, braucht es das richtige Arbeitsumfeld und natürlich primär – Zeit. In meinem Fall hatte ich das Glück, dass mir ein sehr erfahrener Kollege als Mentor zur Seite stand. Obwohl ich direkt ins kalte Wasser geworfen wurde, hatte ich immer ein sicheres und gutes Gefühl. Zu wissen, dass man immer eine Art Absicherung und einen Ansprechpartner hat, ist ganz besonders wichtig in den ersten Monaten.

„Um Lohnabrechnung zu lernen, braucht man primär Zeit“

Wie lange hat es gedauert, bis du an dem Lernpunkt angekommen bist, an dem du dich fachlich sicher gefühlt hast?

Die Grundlagen und das tägliche Doing hatte ich innerhalb der ersten Monate schon im Repertoire. So einigermaßen sicher gefühlt habe ich mich nach ca. sechs Monaten. Ab dem Zeitpunkt bekam ich Routine und konnte mit dem Abrechnungssystem sicher umgehen. Bei Fragen stand mir aber immer noch mein ‚Mentoren-Kollege‘ zur Verfügung. Jedoch sind es die Sonderfälle, die einen zum vollkommenen Payroller machen. Diese eignet man sich an bzw. erlernt man dann erst in den weiteren Jahren des Berufs. Ich lerne immer noch!

Wie würdest du es im Nachhinein mit deiner derzeitigen Erfahrung besser machen? Was können Arbeitgeber im Bereich der Personalentwicklung aus deiner Sicht tun, um qualifizierte Payroll-Fachkräfte aus- und weiterzubilden?

Definitiv mehr Praktika und Schnupperpraktika im Bereich Lohn anbieten. Wie schon gesagt, ich selbst hätte ohne ‚Reinschnuppern‘ nie an die Payroll als meinen zukünftigen Beruf gedacht. Zu Anfang meiner ‚Lohnabrechnungskarriere‘ hätte ich mir gewünscht, ein Grundlagenseminar Lohn zu besuchen. Praxis und Theorie-Seminaren im Bereich Lohn müssen sich stets abwechseln, um die Theorie mit der Praxis auch wieder verknüpfen zu können. Dabei sind regelmäßige Jahreswechselseminare ein unbedingtes ‚MUSS‘. Und auch ein ‚Mentoring‘ über einen längeren Zeitraum hinweg gibt neuen Mitarbeitern Sicherheit. Langfristig gesehen finde ich es fatal, wenn Arbeitgeber nicht proaktiv in Form von Personalentwicklungsmaßnahmen die fachliche Kompetenz des Payrollers fördern bzw. ausbauen. Wissenstransfer unter Entgeltabrechnern ist zwingend erforderlich.

„Regelmäßige Weiterbildung ist ein ‚Muss‘ für Lohnabrechner“

Was gefällt dir am Bereich Lohnabrechnung? Was sind deine fachlichen Schwerpunkte? Was möchtest du noch lernen?

Ich bin definitiv ein IT-affiner und kommunikativer Lohnabrechner. Mir gefällt sowohl der Umgang mit dem Lohnabrechnungssystem in technischer Hinsicht und den verschiedenen Schnittstellen als auch die Kommunikation als fachlicher Ansprechpartner mit allen Mitarbeitern jeglicher Hierarchiestufe. Von der studentischen Aushilfe über die Mitarbeiterin in Elternzeit bis zum Vorstand. Die Sachverhalte, mit denen ein Mitarbeiter sich an die Personalabteilung wendet, betreffen nun mal meist die Entgeltabrechnung. Fachlich bin ich sehr vertraut mit dem Lohnsteuer- und Sozialversicherungsrecht sowie mit der Auswertungserstellung in P&I Loga. Gerade eben haben wir die Aussendung der Lohnabrechnung in Papierform digitalisiert. Zukünftig möchte ich mir gerne noch weiteres Know-how in Sachen internationale Payroll aneignen.

„Ich bin ein kommunikativer und IT-affiner Payroller“

Porträt Erkan Yilmaz

Du gehörst mit deinem Geburtsjahrgang 1981 der Generation Y an. Diese verändert gerade mächtig die Arbeitswelt. Arbeitgeber, die um qualifizierten Nachwuchs konkurrieren, kommen an euch nicht vorbei. Die junge, motivierte und technikaffine Generation will selbst denken, handeln und zudem eigenverantwortlich, mobil und flexibel arbeiten. Eine persönliche Entfaltung durch den Job ist ihr wichtiger als Karriere im klassischen Sinne, sagt man. Kannst du dich mit dem Lebensgefühl und der Arbeitseinstellung der ‚Why‘-Generation identifizieren?

Ich finde mich da schon wieder, allerdings stört mich das Bild, wenn man Wert auf Work-Life-Balance legt, gleich als Karriereverweigerer abgestempelt zu werden. Ich arbeite gerne und engagiert, aber für mich als Familienvater steht eine flexible Arbeitszeit und die Chance auf Homeoffice über den monetären Anreizen. Auch eigenverantwortliches und freies Arbeiten sind mir wichtig.

„Flexibles Arbeiten ist mir wichtiger als monetäre Anreize“

Die Rente ist ja noch etwas weit entfernt, aber wo siehst du dich in zehn Jahren? Beruflich wie privat?

Der Beruf des Gehaltsabrechners wird sich sicher zukünftig verändern. Aufgrund der Digitalisierung wird es aus meiner Sicht den klassischen Entgeltabrechner nicht mehr geben. Allerdings wird auch im Zuge der erfolgreichen Digitalisierung immer noch der Spezialist vonnöten sein, da er bei Problemfällen das nötige fachliche Know-how und die Expertise der Anwendung des Abrechnungsprogramms zusammenführen kann. In zehn Jahren sehe ich mich persönlich weiterhin als einen Teil der Payroll, der evtl. die Mentoren-Rolle einnimmt, die mir damals sehr geholfen hat, in die Lohnabrechnung einzusteigen. Privat hoffe ich, dass sich nicht viel verändert im Vergleich zur derzeitigen Situation. Also, dass ich weiterhin in Frankfurt lebe und es meiner Familie gut geht.

Danke für das interessante Gespräch, Erkan, und dir noch alles Gute weiterhin.

 

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