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Fachleute stellen sich vor : Von null auf hundert

Lesezeit 2 Min.
Ein hängendes Porträt einer lächelnden Person mit kurzen blonden Haaren, Ohrlöchern und einem blauen Hemd, positioniert vor einem verschwommenen Hintergrund mit leuchtend rosa Blumen.

 

Sergej Frost hat Entscheidungen getroffen und wurde quasi im Schnellverfahren vom Grafikdesigner zum Payroller. Wie ist ihm dieser beeindruckende Wechsel gelungen? In unserem Gespräch beantwortet er diese und weitere Fragen rund um die Entgeltabrechnung.

Herr Frost, den Ausbildungsberuf des „Entgeltabrechners“ gibt es in Deutschland nicht, daher speist sich dieses Tätigkeitsfeld mehr oder weniger aus Quereinsteigern. Welchen Beruf haben Sie ursprünglich gelernt und wie sind Sie in diese Sparte geraten?

2018 war für mich persönlich ein Jahr voller Umbrüche und mit vielen neuen Entscheidungen. Eine der wichtigsten war es, gemeinsam mit Frau und Kind die Koffer zu packen, das Land der tausend Berge zu verlassen und nach Ostfriesland zu ziehen. Auf der Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen beendete ich 2019 meine selbstständige Tätigkeit als Grafikdesigner und öffnete mich für neue Wege – für die Tätigkeit als Lohn- und Gehaltsbuchhalter. Meinen von „Null-auf-hundert-Quereinstieg“ absolvierte ich durch einen Crash-Kurs über ein Institut für berufliche Weiterbildung. Knallharte vier Wochen Theorie und Praxis brachten mich in eine Kanzlei, in der ich heute noch tätig bin und die Lohnabteilung mit meinem heutigen Fachwissen bereichern kann.

Das Feld der Entgeltabrechnung ist komplex. Wie haben Sie sich Ihr Wissen angeeignet und wie bilden Sie sich fort?

Auch wenn ich in der Entgeltabrechnung gerade einmal seit etwas über einem Jahr mit dabei bin, so habe ich bereits jetzt festgestellt, wie dynamisch und anspruchsvoll der Beruf als Payroller ist. Die Tatsache, dass man sich regelmäßig mit gesetzlichen Änderungen befassen muss, hat zur Folge, dass das Besuchen von Seminaren und das Studieren von Literatur unumgänglich sind. Umso glücklicher bin ich über die Grundhaltung unserer Kanzlei. Hier geht nichts ohne Fortund Weiterbildung. Mein persönliches Ziel steht auch schon fest: Ich möchte ganz klar die Prüfung zum Fachassistenten Lohn und Gehalt absolvieren.

Was ist Ihr Antrieb, als Payroller zu arbeiten?

In der Entgeltabrechnung sind wir häufig die ersten Ansprechpartner, wenn es um die klassischen Fragen des Lohnsteuer-, Arbeits- und Sozialversicherungsrechts geht. Nicht selten sind wir auch Sprachrohr, Seelsorger und auch mal der „Sündenbock“ (lacht) für unsere Mandanten. Aber genau so soll es auch sein, denn nichts wäre für mich langweiliger als ein Beruf ohne Veränderung und ohne etwas Stress.

Wie sehen Sie Ihre beruflichen Perspektiven?

Gerade weil der Bereich der Entgeltabrechnung immer größer wird, sind Fachleute aus Steuerbüros und Kanzleien nicht mehr wegzudenken. Gerade an solchen Stellen lassen sich sehr gut Schwerpunkte setzen. Mein Chef sagt immer: „Herr Frost, machen Sie sich unverzichtbar.“ Und genau das ist mein Ziel – 100 Prozent Vollgas!

Wenn Sie entscheiden könnten: Welche Maßnahme würden Sie ergreifen, um die Entgeltabrechnung in Deutschland einfacher und transparenter zu machen?

Ein aus meiner Sicht unumgänglicher Schritt ist der Weg der Digitalisierung. Wenn ich mich so umsehe, so stelle ich immer noch fest, dass die meisten Kanzleien bisher nicht einmal darüber nachgedacht haben, umzusteigen. Ziel sollte also nicht nur die fachliche Transparenz sein, sondern auch der „smarte“ Umgang mit digitalen Schnittstellen, ohne das persönliche Gespräch mit dem Mandanten zu verlieren.

Welchen Traumberuf hatten Sie zu Jugendzeiten?

Da fiel ich mit meinem Traumberuf tatsächlich mal wieder komplett aus dem Raster – Astronaut und Prinzessin wollte ich nicht werden (lacht). Aber tatsächlich war mein Traumberuf der Lehrer. Es scheint, als hatte ich schon immer das Bedürfnis, mein Wissen weiterzugeben. Das kann ich genauso nun im Lohnbüro.

Herr Frost, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Janette Rosenberg

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