Arbeit made in Germany
DAS ZUSAMMENSPIEL VON GESUNDHEIT UND ARBEIT
Arbeit ist nicht nur existenzsichernd, sie ist auch sinnstiftend, macht zufrieden und sorgt für soziale Anerkennung (Badura et al., 2018). Das psychische Wohlbefinden ist gemäß einer Studie des Robert Koch-Instituts bei Erwerbstätigkeit in Vollzeit am höchsten. Es folgen Teilzeiterwerbstätigkeit und geringfügige Beschäftigung; das psychische Wohlbefinden von Hausmännern und -frauen liegt nur geringfügig über dem der Arbeitslosen (Thielen & Kroll, 2013). Arbeitgeber möchten, dass ihre Beschäftigten auch bis ins Rentenalter gesundheitlich fit, leistungsfähig und leistungsbereit sind – und investieren daher viel in die Gesundheit ihrer Beschäftigten.
AUS DER PRAXIS: GELEBTE KULTUR DES ARBEITSSCHUTZES IN DER ROSENHAGEN GMBH
Wir sind das familiengeführte Metallbauunternehmen Rosenhagen GmbH und haben uns auf die Herstellung von Treppen, Geländern und Balkonen spezialisiert. Mit dem Ziel, unseren Betrieb für die zukünftige Arbeitswelt zu stärken und damit Arbeitsplätze zu sichern, begannen wir ein betriebliches Gesundheitsmanagement einzuführen. Bianca Rosenhagen kam dabei eine zentrale Rolle als Kümmerin zu (das ist jemand, der neue Ideen umsetzt, Prozesse anschiebt und alles im Blick behält). Im Prozess erkannten wir schnell, dass es ohne gesunde und zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keinen erfolgreichen Betrieb gibt. Es bedurfte daher eines Kulturwandels im Unternehmen, hinter dem wir alle – von der Geschäftsführung bis zu den Auszubildenden – stehen.
Ein Beispiel für den Kulturwandel ist unsere neue Kommunikationsbeteiligungskultur:
Unser Chef führte im Herbst 2015 einen Morgenkreis ein, für den sich einmal am Tag alle Mitarbeiter zusammenfinden. Hier berichten alle Mitarbeiter, mit wem sie heute auf Montage fahren, wer noch Muskelkater von gestern hat und was beim letzten Einsatz schiefgelaufen ist. Wenn einem Mitarbeiter ein Fehler bzw. ein Problem auffällt, schießt er ein Foto und bringt es mit in den Morgenkreis. Wir zeigen Fehler in der Runde, um gemeinsam zu prüfen, wie es dazu kommen konnte. Dadurch lernt jeder dazu. Ärger bekommt keiner.
Nun ist es nicht mehr so schlimm, wenn mal ein falsches Loch gebohrt wird. Über manche Fehler lachen wir dann auch mal gemeinsam. Auch Fotos von Erfolgen gehören zur morgendlichen Routine. Unser Kreis schafft Vertrauen und hilft dabei, dass alle besser und sicherer zusammenarbeiten.
Wir haben gelernt: Die Vorgesetzten sollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht nur die Möglichkeit geben, sich am Arbeitsschutz zu beteiligen, sondern das auch aktiv einfordern. Es dauerte ein Dreivierteljahr, bis jemand sich traute, etwas im Morgenkreis zu berichten. Trotzdem ist unser Chef am Ball geblieben und heute ist der Morgenkreis fester Bestandteil. Uns geht es um eine gesunde Fehlerkultur und eine gesunde Kommunikation, um so Arbeitsschutz als Teil unserer Kultur zu leben. Damit der Kulturwandel gelingt, empfehlen wir: für- und miteinander sprechen – und nicht gegen- und übereinander.
AUS DER PRAXIS: PRÄVENTION VON MUSKELSKELETTERKRANKUNGEN IN DER AGC F | GLA SS GMBH
Wir sind ein junges Unternehmen und haben alle Arbeitsplätze optimal ergonomisch gestaltet. Doch der Schichtbetrieb ist eine bestimmende Größe bei der Arbeitsorganisation, denn der Ofen läuft 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Daher haben wir ein schichtkompatibles, auf Muskel-Skelett-Beschwerden zugeschnittenes Sportangebot, das dienstags und donnerstags vor oder nach der Arbeit inhouse wahrgenommen werden kann. Bevor das neue Gesundheitsangebot konzipiert und eingeführt wurde, wurden die Arbeitsplätze aller 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begutachtet und die Belastungen analysiert. Zugleich
konnten die Beschäftigten an einem kostenlosen Gesundheitscheck teilnehmen und die anonymisierten Daten wurden für die weitere Entwicklung des geplanten Gesundheitsangebots genutzt. Über zwei Drittel der Beschäftigten nahmen an dem Screening teil. Aus den Erkenntnissen wurde das Sport angebot „Fitness für Dich“ entwickelt.