Fachleute stellen sich vor : Es begann mit der Steuer
Simone Hahn erlernte zunächst den Beruf der Steuerfachangestellten, kam allerdings schon bald mit dem Bereich der Entgeltabrechnung in Berührung. Im Gespräch erzählt sie uns von ihrem bisherigen Karriereweg, ihren weiteren Zielen – und von den Gründen für ihre Freude an der Payroll.
Frau Hahn, den Ausbildungsberuf der Entgeltabrechnerin gibt es in Deutschland nicht, daher speist sich dieses Tätigkeitsfeld mehr oder weniger aus Quereinsteigern. Welchen Beruf haben Sie ursprünglich gelernt und wie sind Sie in diese Sparte geraten?
Ich habe in einer kleinen Steuerkanzlei Steuerfachangestellte gelernt, bin nach der Ausbildung in eine größere Kanzlei gewechselt und war dort zunächst in der Buchhaltung und Lohnabteilung tätig. Nach ca. zwei Jahren wechselte ich innerhalb der Kanzlei in die Abteilung für Einkommensteuer-Erklärungen und Jahresabschlüsse. Jedoch durfte ich weiterhin auch Löhne und die Buchhaltung bearbeiten. Im Jahr 2003 habe ich die Prüfung zur Steuerfachwirtin mit Erfolg abgeschlossen.
Das Feld der Entgeltabrechnung ist komplex. Wie haben Sie sich Ihr Wissen angeeignet und wie bilden Sie sich fort?
Das erste Grundwissen habe ich durch Kollegen bekommen und durch Learning by Doing. Außerdem durfte ich regelmäßig Fortbildungskurse für Sozialversicherung und Lohnsteuer besuchen. Vor zehn Jahren wechselte ich wieder in eine kleinere Kanzlei und war dort zunächst allein für die Lohnbuchhaltung zuständig. Daher beschloss ich Ende 2015, mich zur Fachassistentin Lohn und Gehalt weiterzubilden. Die schriftliche Prüfung erfolgte dann im Oktober 2016 und die mündliche Prüfung im Februar 2017. Seitdem bin ich Fachassistentin Lohn und Gehalt. Durch diese Weiterbildung konnte ich mein Wissen vertiefen und festigen. Außerdem bin ich so auf die Facebook-Gruppe Fachassisten/in Lohn und Gehalt gestoßen. Diese ist für meine tägliche Arbeit Gold wert. Wenn ich mal nicht weiterkomme, kann ich in der Community das Problem sachlich diskutieren.
Was ist Ihr Antrieb, als Payrollerin zu arbeiten?
Die Abrechnung von Löhnen und Gehältern ist nie langweilig. Man lernt ständig dazu, muss sich weiterbilden, hat viel Kontakt mit Menschen, und wie man seit Corona weiß: systemrelevant!
Wie sehen Sie Ihre beruflichen Perspektiven?
Ich denke, mein Beruf ist krisensicher, systemrelevant und ich bin flexibel einsetzbar. Egal ob sämtliche Tätigkeiten in einer Steuerkanzlei oder auch in der Industrie. Daher sehe ich meiner beruflichen Zukunft mit einem guten Gefühl entgegen.
Wenn Sie entscheiden könnten: Welche Maßnahme würden Sie ergreifen, um die Entgeltabrechnung in Deutschland einfacher und transparenter zu machen?
Was ich ändern würde, ist der endlose Papierkrieg. Meiner Meinung nach sind die Ämter noch nicht gut aufgestellt in Bezug auf Digitalisierung. In diesem Bereich sollte der Staat fortschrittlicher werden. Viele Formulare müssen manuell ausgefüllt und dann per Post oder Fax weitergeleitet werden.
Welchen Traumberuf hatten Sie zu Jugendzeiten?
Ich wollte in meiner Jugend Bankkauffrau werden. Jedoch bin ich in meinem Beruf sehr glücklich und muss im Nachhinein sagen – Glück gehabt, dass ich keine Lehrstelle in der Bank bekommen habe und mich auf Vorschlag meines Vaters als Steuerfachangestellte beworben habe.
Frau Hahn, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
Markus Matt