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Gesundheitsmanagement (Teil 1) : Alkohol und Drogen – Probleme im Betrieb

Es wird oft totgeschwiegen, dabei ist es ein gesellschaftliches und betriebliches Problem: Legale und illegale Drogen haben Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit des Menschen.

Lesezeit 4 Min.
Ein konzeptionelles Bild einer menschlichen Kopfsilhouette, gefüllt mit einer Auswahl an Drogen, die die Auswirkungen des Drogenmissbrauchs auf die menschlichen Ressourcen darstellt.

In einer dreiteiligen Serie stellen wir Ihnen die Wirkungen und die Verbreitung der verschiedenen Drogen vor (Teil 1), beschreiben die Gefahren und Präventionsmöglichkeiten (Teil 2) und geben Hinweise, wie ein Alkohol- oder Drogenmissbrauch erkannt werden kann und wie die Führungskräfte und Betriebe damit am besten umgehen (Teil 3).

Die Zahlen

Sucht ist vielfältig. Wir beschäftigen uns in diesem Beitrag mit Alkohol- und Drogensucht bzw. -missbrauch. Daneben können sich weitere Abhängigkeiten wie Spiel- und Internetsucht oder Medikamentenabhängigkeit auf das Leben und die Arbeitsfähigkeit der Menschen auswirken.

In Deutschland sind nach Studien rund 1,6 Millionen Menschen alkoholabhängig. Wobei sich diese Zahl durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie nach Einschätzung von Fachleuten noch erhöht haben dürfte. Rund 600.000 Menschen weisen einen problematischen Konsum von Cannabis und anderen illegalen Drogen auf .[1] Insbesondere die Zahlen bei jungen Menschen machen nachdenklich. So konsumiert rund ein Drittel der jungen Leute zwischen 18 und 25 Jahren regelmäßig Alkohol. Das sogenannte „Rauschtrinken“ praktizieren über 40 Prozent in dieser Altersgruppe.

Cannabis hat bei den jungen Leuten ein Viertel in den letzten zwölf Monaten konsumiert, in der Gesamtbevölkerung immerhin 7 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein oder mehrere Mitarbeiter eines Unternehmens davon betroffen sind, ist daher groß.

Alkohol in Deutschland

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit dem Alkoholkonsum von fast 13 Litern pro Kopf im oberen Bereich. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass es in Deutschland an einer gesellschaftlich gefestigten „Trinkkultur“ mangelt. In den skandinavischen Ländern etwa ist ein gelegentlicher (!) Vollrausch durchaus akzeptiert. Wer dort allerdings regelmäßig Alkohol konsumiert (auch in geringen Mengen), fällt aus der Norm.

In den Mittelmeerländern ist es genau andersherum. Dort ist der tägliche Konsum geringer Mengen (Wein zum Essen) das „Normale“. Für einen Vollrausch hat man dort aber eher wenig Verständnis.

Solche gesellschaftlichen Einschränkungen fehlen in Deutschland. Hier sind beide Varianten mehr oder weniger akzeptiert.

Ein besonderes Problem ist die breite Akzeptanz des Alkoholkonsums auch an anderer Stelle: Lehnt man eine angebotene Zigarette dankend ab, ist das in Ordnung und wird in der Regel nicht hinterfragt. Lehnt man hingegen angebotenen Alkohol ab, muss man sich oft rechtfertigen („Ein Glas geht doch! Du musst doch nicht mehr fahren!“ usw.).

Dass man mit Alkohol im Blut nicht Auto fahren sollte, weiß natürlich jeder. Aber auch viele andere Aktivitäten werden unter Alkoholeinfluss – oft schon bei geringen Mengen – gefährlich. Alkohol wirkt direkt auf das zentrale Nervensystem und verändert die Wahrnehmung, senkt Hemmschwellen und verlängert die Reaktionszeit. Alles Auswirkungen, die gefährlich werden können. Gefährlich für den Betroffenen und andere Menschen, beispielsweise die Kollegen, Kunden oder zufällig Anwesende.

War es in vielen Branchen bis in die 1980er Jahre hinein noch völlig normal, bei der Arbeit Alkohol zu konsumieren (und wir sprechen da nicht nur von den Bauarbeitern!), besteht heute Konsens, dass Alkohol am Arbeitsplatz tabu ist. Nicht nur die Anforderungen der Unfallversicherung, sondern auch ein allgemein verändertes Sicherheitsbewusstsein sorgen dafür.

Andere Drogen[2]

Cannabis: Cannabis mit dem Wirkstoff THC[3] wird in der Regel in Form von Haschisch oder Marihuana konsumiert, meist geraucht. Der Stoff kann bereits vorhandene Gefühle, positive wie negative, verstärken. Die Wirkung kann deshalb entspannend und beruhigend sein, Cannabis kann aber auch Ängste und Panikattacken hervorrufen. Wie beim Alkohol werden die geistige Leistungsfähigkeit und das Reaktionsvermögen herabgesetzt. Dadurch ist die Unfallgefahr erhöht. Problematisch ist die lange Verweildauer von THC im Körper. Es wird erheblich langsamer abgebaut als beispielsweise Alkohol. Der Konsum ist in Blut und Urin bis zu 30 Tage nachweisbar.

Heroin und andere Opiate: Zu den Opiaten gehören Heroin sowie Morphium und Opium. Die beiden Letztgenannten werden als medizinisches Schmerzmittel verwendet. Opiate wirken angst- und schmerzmindernd und stark euphorisierend. Nach Abklingen der Wirkung besteht die Gefahr einer depressiven Verstimmung und körperlicher Unruhe.

Amphetamine und Ecstasy: Hierbei handelt es sich um synthetische Drogen. Dazu gehören neben Ecstasy insbesondere Speed, Crystal und Glass. Diese Drogen werden in aller Regel als Tabletten oder Kapseln oral konsumiert.

Die Wirkung ist je nach den verwendeten und gemischten Substanzen recht unterschiedlich. Neben Euphorie und Glücksgefühlen wird die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit vorübergehend gesteigert. Es können Herz-Kreislauf-Probleme bis zum Kollaps, Psychosen und Halluzinationen auftreten. Längerfristiger Missbrauch führt häufig zu Psychosen, Nervenschädigungen und Lebererkrankungen. Generell setzt bei diesen Drogen sehr schnell eine starke psychische Abhängigkeit ein.

Kokain und Crack: Kokain und Crack werden aus dem südamerikanischen Kokastrauch gewonnen. Kokain wird in der Regel durch die Nase geschnupft, kann aber auch gespritzt werden. Crack wird geraucht. Kokain gilt als Modedroge und ist stärker verbreitet als Heroin. Die Wirkung besteht zunächst in extremer Euphorie, Allmachtsfantasien, Halluzinationen, danach folgen häufig tiefe Depression und Erschöpfung. Es entsteht sehr schnell eine starke psychische Abhängigkeit.

LSD: LSD kommt zwar auch in der Natur vor (Mutterkorn), wird aber in der Regel chemisch hergestellt. Die Droge wird oral eingenommen. Die Wirkung entspricht einer Psychose bei einer euphorischen Grundstimmung. Die Nutzung war in den 1960er und 70er Jahren hoch, ist heute aber eher selten. LSD kann in höherer Dosierung zu Vergiftungserscheinungen führen. Bei längerem Missbrauch besteht die Gefahr dauerhafter psychotischer Störungen bis hin zur Schizophrenie.

Die Gefahren

Generell bestehen bei allen Drogen akute Gesundheitsgefahren durch eine erhöhte Unfallgefahr aufgrund von Selbstüberschätzung und einer Verringerung der Reaktionsgeschwindigkeit. Bei höherer Dosierung sind Herz-Kreislauf-Probleme und Atemstillstand möglich. Es besteht die Gefahr von Kurzschlusshandlungen und spontanem Suizid.

Der Gebrauch von Drogen kann – je nach Produkt – sehr schnell zu einer starken körperlichen und psychischen Abhängigkeit führen. Langfristiger Missbrauch führt zur Schädigung innerer Organe, hier insbesondere von Leber, Magen und Darm, und zu einem generellen körperlichen Verfall.

Jürgen Heidenreich

[1] u. a. Epidemiologischer Suchtsurvey 2018, Drogenbericht der Bundesregierung 2020

[2] Auf den Missbrauch von Medikamenten gehen wir hier nicht ein.

[3] Tetrahydrocannabinol

Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus einem deutschsprachigen Flyer oder Dokument zum Thema Suchtprävention am Arbeitsplatz. Der Text lautet „Suchtprävention in der Arbeitswelt: Was können Führungsk
Suchtprävention Studie

 

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