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Ergebnisse einer Befragung : Anspruch und Wirklichkeit – was junge Menschen wirklich wollen

Am besten sollte man jemanden fragen, der sich damit auskennt – ein alter, bewährter Grundsatz. Viele für die Ausbildung und das Recruiting von Auszubildenden Verantwortliche in den Unternehmen glauben zu wissen, was die jungen Menschen wollen und wie man sie am besten ködern kann.

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Das Bild zeigt eine Reihe von Diagrammen und Infografiken auf Deutsch, wahrscheinlich aus einer Personalmanagement-Präsentation oder einem Bericht über Karriere-Websites, mit besonderem Schwerpunkt auf Informationen, die Arbeitssuchende für wichtig halten. Die Diagramme enthalten Kuchen
Eine selbstbewusste Frau mit langen braunen Haaren, die mit verschränkten Armen dasteht, ein lässiges weißes Hemd und eine dunkle Hose trägt, mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht, bereit, jede Herausforderung im persönlichen und menschlichen Management anzunehmen
Anspruch und Wirklichkeit 2

Das Problem: Die Ansichten der Ausbildungsverantwortlichen und die der jungen Menschen klaffen oft weit auseinander. Da ist es gut, sich an aktuellen Studien und Befragungen zu orientieren. Eine seit Jahren bewährte Studie stellen die Azubi-Recruiting Trends dar, die jährlich von u-form Testsysteme in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Christoph Beck von der Hochschule Koblenz durchgeführt wird.

Das Besondere: Es handelt sich um eine doppelperspektivische Befragung, bei der also die Ausbildenden und die Auszubildenden bzw. die potenziellen Auszubildenden befragt werden. Der Vergleich der Antworten macht durchaus nachdenklich.

Schon bei der Frage nach den notwendigen Informationen auf den Karriereseiten der Unternehmen tauchen sehr unterschiedliche Einschätzungen auf. Während die Bewerber zu über 64 Prozent Informationen über die Verdienstmöglichkeiten nach Ende der Ausbildung wünschen, gibt es diese nur bei 5,8 Prozent der Ausbildungsbetriebe. Mehr dazu in der Grafik links.

Bewerbung mittels Video-Call?

Über 87 Prozent der jungen Menschen würden das persönliche Gespräch bevorzugen – schon überraschend. Bei den Ausbildungsbetrieben geht nur etwa die Hälfte davon aus, dass sie die Bewerber in einem persönlichen Gespräch besser kennenlernen können als per Video.

Völlig durchgefallen bei den jungen Leuten: Die Video-Bewerbung. Lediglich zwei Prozent der Befragten können sich vorstellen, sich mit einem Video von sich selbst zu bewerben. Also Videos schauen gern – auf allen Kanälen –, aber nicht als Bewerbungsinstrument für sich selbst. Einen Hype um dieses Medium gibt es auch bei den Unternehmen nicht, aber immerhin zehn Prozent bieten die Möglichkeit auf ihren Karriereseiten an.

Anspruch und Wirklichkeit auch bei den Versprechungen, die die Unternehmen im Rahmen des Ausbildungsmarketings machen. Inwieweit diese mit der Realität im Tagesgeschehen übereinstimmen, darüber gibt es durchaus unterschiedliche Einschätzungen bei Azubis und Ausbildungsverantwortlichen. Während Letztere zu über 90 Prozent von einer Erfüllung der Versprechen zur Qualität der Ausbildung ausgehen, wollen das nur 74 Prozent der Auszubildenden bestätigen. Bei den Arbeitsaufgaben ist die Spanne sogar noch größer.

Immer noch (zu) wichtig: die Schulnoten. Für immerhin 46 Prozent der Unternehmen sind diese für die Entscheidung, einem jungen Menschen einen Ausbildungsplatz anzubieten, sehr wichtig oder eher wichtig. Weitere 45 Prozent bezeichneten dieses Kriterium zumindest als teilweise wichtig.

Die Frage ist, ob diese Fixierung auf die Schulnoten in Zeiten des Fachkräftemangels und der unbesetzten Ausbildungsplätze noch sinnvoll ist. Erfahrene Ausbilder berichten immer wieder von wahren „Diamanten“ unter den Auszubildenden, die aufgrund ihrer Schulzeugnisse aber eher nicht zu großen Hoffnungen berechtigt hätten. Die Verantwortlichen sollten sich die Frage stellen, wie aussagekräftig die Schulnoten tatsächlich sind. Bedeutet eine „3“ in Deutsch von einer Schule in Bremen dasselbe wie dieselbe Zensur aus einer bayerischen Lehranstalt? Und was besagt eine „4“ in diesem Fach? Schlechte Rechtschreibung oder nur kein Talent für Text-Interpretationen?

Bei der Mathematik dasselbe Problem: Eine gute Note bedeutet nicht, dass der junge Mensch auch (Kopf-) Rechnen kann. Dafür wird in der Schule der Taschenrechner genutzt. Eine schlechte Note kann aber heißen, dass zwar die Vektorgleichungen ein Buch mit sieben Siegeln geblieben sind, aber durchaus ein Zahlenverständnis für alltägliche Anwendungen vorhanden ist. Also lieber einen eigenen Test mit den wirklich relevanten Fähigkeiten anbieten. Macht zwar Arbeit, lohnt sich aber.

Die Studie enthält noch viele weitere interessante Ergebnisse, die in einer Reihe von Fällen die Diskrepanz zwischen den Annahmen der Unternehmen, was die jungen Leute möchten, und deren tatsächlichen Wünschen aufzeigen.

Jürgen Heidenreich

Das Bild zeigt einen Ausschnitt einer Webseite oder eines digitalen Dokuments mit deutschem Text, der übersetzt so viel bedeutet: „Die komplette Studie zu Humanressourcen kann nach Registrierung kostenlos heruntergeladen werden.“ Daneben steht der Text
Die komplette Studie

 

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