Offener Brief
Urlaubsplanung
Was war die Urlaubsplanung früher einfach! Mein Arbeitgeber hat entschieden, wann ich fahre, meine Bank hat entschieden, wie lange ich fahre, und meine Frau hat entschieden, wohin wir fahren. Also alles sehr entspannt.
Das änderte sich durch die Pandemie schlagartig. Alle wollten ihren Urlaub verschieben, nicht im Lockdown zu Hause herumsitzen – ging aber nicht. Völlig zu Recht haben die meisten Arbeitgeber auf der Einhaltung der einmal geplanten und genehmigten Urlaubszeiten bestanden. Sonst wären vermutlich nach Ende des Lockdowns alle auf einmal fort gewesen – was für die Erledigung der Arbeit eher suboptimal ist. Ausnahme waren natürlich Eltern, die ihren Urlaub vorziehen mussten, um die Kinderbetreuung bei geschlossenen Schulen und Kitas sicherzustellen. Gut, das war 2020, also abgehakt!
Gegen Ende 2020 begann aber die Planung für 2021 – und da zeigten sich schnell die unterschiedlichen Typen. Einige trugen ihren Urlaub ein und buchten voller Optimismus eine Reise in die Ferne. Andere waren zurückhaltender, weil sie abwarten wollten, wann die Pandemie oder zumindest die Reisebeschränkungen beendet sein würden. Viele Reiseveranstalter trugen den Zweifeln Rechnung mit großzügigen Rücktritts- und Umbuchungskonditionen. Wer zu optimistisch war, den bestrafte Corona – es sei denn, es ging nach Mallorca. Die Vorsichtigen, die lieber Urlaub in Deutschland machen wollten, mussten am längsten warten. Ich hatte eigentlich Glück: Mein Chef (s. o.) hielt meinen Urlaub im Juni/Juli für am sinnvollsten, meine Frau (s. o.) wollte sicherheitshalber in Deutschland bleiben. Nur meine Bank (s. o.) wollte den teuren Urlaub auf Sylt lieber nicht für drei, sondern nur für zwei Wochen finanzieren (jeder Dispo hat mal ein Ende).
Aber immerhin: Zwei Wochen auf der Promi-Insel waren ja auch ganz schön. Aber jetzt fragt mein Chef schon nach meinen Urlaubsplänen im nächsten Jahr, also für 2022. Und damit gehen die Probleme gleich wieder los: Gibt es eine vierte Welle der Pandemie? Wenn nicht bei uns, vielleicht in einem der Lieblingsreiseländer meiner Frau? Wenn ja, wann? Oder machen die vielen Mutanten einen Strich durch die Urlaubsrechnung? Bis vor kurzem kannte ich allenfalls die Teenage Mutant Ninja Turtles – für alle ohne Heranwachsende: Das ist ein Film, bei dem mutierte Schildkröten die Welt retten. Die könnten wir jetzt eigentlich ganz gut gebrauchen – ist aber leider nur Kintopp.
Und wie läuft die Impfkampagne weiter? Werde ich geimpft, wenn ja, wann? Und wirkt das dann auch gegen die Mutanten (natürlich nicht gegen die Schildkröten)?
Also lieber so schnell wie möglich wegfahren – z. B. im Januar 2022, aber wenn dann – wie in diesem Jahr – wieder alles dicht ist? Oder doch später, in der Hoffnung, dass im Sommer wieder alles runtergeht? Eine Urlaubsreserve vorhalten, falls wieder Homeschooling droht? Mensch, war die Urlaubsplanung früher einfach. Aber dieses Mal wollen sich weder meine Frau noch mein Chef festlegen. Nur von Seiten der Bank ist alles klar – der Dispo-Rahmen steht schließlich fest. Plötzlich soll ich selbst entscheiden! Aber wie ich es auch mache, es wird wahrscheinlich falsch sein. Schließlich fehlt mir die Erfahrung …
Trotz allem ist Urlaub an sich ja nichts Schlechtes. Wir müssen also einfach optimistisch bleiben. Ich werde jetzt planen, als gäbe es kein Corona. Wie die Kölner ja gern sagen: „Et hätt noch emmer joot jejange.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes Händchen bei Ihrer Urlaubsplanung für 2022 und bleiben Sie gesund.
Ihr Felix, der Glückliche