Fachleute stellen sich vor : Es herrscht niemals Stillstand
Annette Bastigkeit startete ihre Karriere einst im Bereich der Schreibtechnik. Heute ist sie eine exzellente Fachkraft für Entgeltabrechnung, die in ihrem Metier sozusagen mit allen Wassern gewaschen ist. Außerdem hat sie eine klare Vorstellung von den Dingen, die sich für Payroller in Deutschland ändern müssen. Wir haben uns mit ihr unterhalten.
Frau Bastigkeit, den Ausbildungsberuf des „Entgeltabrechners“ gibt es in Deutschland nicht, daher speist sich dieses Tätigkeitsfeld mehr oder weniger aus Quereinsteigern. Welchen Beruf haben Sie ursprünglich gelernt und wie sind Sie in diese Sparte geraten?
Im Jahr 1989, also mitten in der Wendezeit, habe ich als Kind der DDR meine Ausbildung zum „Facharbeiter für Schreibtechnik“ abgeschlossen. Nach heutigen Maßstäben könnte man diesen Beruf als Bürokauffrau bezeichnen. Damals hat man allerdings noch Dinge wie Stenographie gelernt. Meinen Beruf konnte ich direkt nach der Ausbildung wieder vergessen, da mit der Wende die Technik und mit ihr völlig andere Arbeitsweisen Einzug hielten und mein Arbeitsleben umkrempelten.
Um mit diesen gravierenden Veränderungen mithalten zu können, habe ich mich nach der Ausbildung bewusst dazu entschieden, in die Zeitarbeit zu gehen. So konnte ich die Arbeitsweisen verschiedener Firmen kennenlernen und mein Wissen insbesondere im Bereich Computer kontinuierlich erweitern. Mit dem Wechsel in ein Steuerberatungsbüro als Teamassistentin habe ich nach meiner Zeit bei einer Zeitarbeitsfirma das gefunden, was ich schon immer gesucht habe: Abwechslung und keine Langeweile. Im Jahr 2012 bin ich schließlich in die Lohn- und Gehaltsabrechnung gestolpert und habe gewissermaßen meine zweite große Liebe gefunden. 2015/2016 habe ich dann im ersten Fortbildungsgang den Fachassistenten Lohn und Gehalt erfolgreich bestanden und Langeweile ist inzwischen ein Fremdwort für mich.
Das Feld der Entgeltabrechnung ist komplex. Wie haben Sie sich Ihr Wissen angeeignet und wie bilden Sie sich fort?
Weiterbildung ist das A und O. Zum Glück habe ich eine Arbeitgeberin, die mich hier in jeder Hinsicht fördert – sei es zeitlich oder auch finanziell. Sie war es, die mich auf die Fortbildung zur Fachassistent/in Lohn und Gehalt aufmerksam gemacht hat und mir Mut zugesprochen hat, dass ich den Abschluss schaffe.Durch meine Arbeit als Admin der Facebookgruppe „Fachassistent/in Lohn und Gehalt“ bin ich auch außerhalb von Seminaren immer auf den Laufenden. Ich lese viele Fachbücher und Fachzeitschriften und nutze Hilfen wie „TK Lex“.
Was ist Ihr Antrieb, als „Payroller“ zu arbeiten?
Es ist die Energie, die in diesem Beruf liegt – nie herrscht Stillstand, nie kann man abschließend sagen „so ist es!“. Das mag vielleicht anstrengend klingen, aber es hält mich in Bewegung und lässt diese verhasste Langeweile nicht aufkommen.
Wie sehen Sie Ihre beruflichen Perspektiven?
Lohn- und Gehaltsrechner werden immer gesucht, da habe ich keinen Zweifel. Auch wenn es diverse Angebote für Firmen gibt, ihre Abrechnungen selbst zu erstellen, kann kein Laie die Tiefe und Komplexität des Themas ansatzweise erfassen. Persönlich ist mein Herz zweigeteilt, denn ich liebe die Lohn- und Gehaltsabrechnung, hänge aber auch an der Teamassistenz. Wo auch immer es mich hin verschlägt – ich brauche Beides.
Wenn Sie entscheiden könnten: welche Maßnahme würden Sie ergreifen, um die Entgeltabrechnung in Deutschland einfacher und transparenter zu machen?
Ich würde die betriebliche Altersvorsorge komplett abschaffen. Das mag jetzt ketzerisch klingen, aber nach meinen Erfahrungen bringt nicht ein Durchführungsweg die angepriesenen und von den Arbeitnehmern erhofften Ergebnisse.
Welchen Traumberuf hatten Sie zu Jugendzeiten?
Mein Traum war es, Töpferin zu werden. Bei der Berufsberatung hat man herzlich gelacht, weil es einen Ausbildungsplatz in der gesamten nicht DDR gab – und ich damals noch nicht ein Stück in meinem Leben getöpfert hatte.
Frau Bastigkeit, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
Markus Matt