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Offener Brief

Lesezeit 2 Min.
Tafel mit den handgeschriebenen Worten „m/w/d egal, hauptsache gesund“, die für Geschlechterintegration im Personalmanagement stehen, flankiert von zwei verpackten Geschenken in rosa und blauer Farbe

 

Gendern Sie auch so gern?

Es richtig zu machen, ist gar nicht so einfach!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,

ich hoffe, diese Anrede war einigermaßen korrekt und Sie fühlen sich angesprochen. Natürlich meine ich alle Lesenden, aber auch alle Leserinnen und alle anderen sowieso. Man kann da ja ein bisschen den Überblick verlieren. Will man alles immer korrekt machen (so wie ich), liegt man völlig unabsichtlich schnell mal daneben. Ein Grund übrigens, warum ich nicht in den sozialen Medien unterwegs bin. Was ich nicht lesen kann, berührt mich auch nicht.

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Aber zurück zum Thema: Zu Beginn fand ich die ganze Diskussion ehrlich gesagt ziemlich komisch. Um aber Ärger zu vermeiden, hielt ich mit meiner Meinung meist hinter dem Berg und beholf mir mit kleinen Tricks. So begrüßte ich die Teilnehmenden (oder die Teilnehmerinnen) an meinen Vorträgen einfach nur mit einem freundlichen „Hallo zusammen!“ oder schlicht mit „Moin!“ (in Norddeutschland geht das ja) bzw. „Grüß Gott!“ in den südlichen Regionen des Landes. Haben die Leute aber schnell gemerkt und mir vorgeworfen, ich würde das Gendern nicht ernst genug nehmen (stimmte ja auch, aber das konnte ich schlecht zugeben).

Ich ging dazu über, das Gendern auf die Spitze zu treiben, häufig in fließenden Texten Anreden zu verwenden (natürlich korrekt gegendert). War auch nicht so toll. Immerhin erhielt ich jede Menge Zuspruch („Endlich mal jemand, der das Thema ernst nimmt und konsequent umsetzt!“) – das war Applaus, den ich gar nicht wollte. Einige Zeit später stellte ich aber fest: Es lohnt sich ja – im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn man – wie ich – nach Anschlägen bzw. Zeilen honoriert wird, ist natürlich alles willkommen, was einen Text ohne Aufwand verlängert. Mehr Zeilen = mehr Honorar! Ich hoffe nur, dass mein Chef das jetzt nicht liest – sonst habe ich wahrscheinlich ein Problem.

Schwierig ist es ohnehin, wenn man nur eine fest begrenzte Zeichenzahl zur Verfügung hat. Soll ich dann die Zeilen durch Gendern füllen oder auf die korrekte Anrede verzichten und dafür stattdessen mehr fachlichen Inhalt platzieren? Zum Glück sind solche Aufträge in der Minderheit. Und jetzt weiß ich eben auch, warum und von wem diese Genderdiskussion initiiert wurde: Es muss jemand von der schreibenden Zunft gewesen sein, der von der Verlängerung der Anreden profitiert.

Und dann sind da ja noch die Stellenanzeigen, die wir Personaler jetzt zwangsläufig mit m/w/d, also männlich, weiblich, divers, ausschreiben. Aber ist diese Reihenfolge eigentlich gendergerecht? Wonach sind die Buchstaben sortiert? Nach dem Alphabet ja nicht, dann müssten die Diversen an erster Stelle stehen. Nach der Anzahl der potenziell Angesprochenen kann es auch nicht sein, denn es gibt mehr Frauen als Männer in Deutschland. Bin mal gespannt, wann sich diese Diskussion entfacht (oder habe ich das jetzt etwa aus Versehen angestoßen?).

Es ist eben nicht einfach, immer und ständig politisch und gendermäßig korrekt unterwegs zu sein. Liebe Lesende, liebe Leser und Leserinnen, liebe Leser/-innen, liebe Leser*innen, liebe Leser_innen, liebe Leser:innen, ich hoffe, ich habe jetzt niemanden vergessen. Falls doch, entschuldige ich mich hiermit im Voraus und gelobe Besserung.

In diesem Sinne, bleiben Sie locker und behalten Sie Ihren Humor!

Ihr Felix, der Glückliche

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