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GENAUER NACHGEFRAGT:

WELCHE ROLLE SPIELT DIE ARBEIT BEI PSYCHISCHEN ERKRANKUNGEN?

VIELFÄLTIGE URSACHEN FÜR PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN

Das Bild zeigt einen Tweet mit dem Twitter-Logo in der oberen linken Ecke. Der Tweet ist auf Deutsch verfasst und erwähnt „#faktische“, Verbesserungen der Arbeitsanforderungen, die über dem „EU-Durchschnitt“ liegen, und spricht „Schwarzmalerei“ an, was sich auf Pessimismus oder das Zeichnen eines düsteren Bildes bezieht. Es endet mit der umgangssprachlichen Aussage, dass Skeptiker in einen Besen beißen könnten, und markiert das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS).

Eine psychische Erkrankung (oder Störung) ist eine krankheitsbedingte Veränderung im Erleben und Verhalten mit Auswirkung auf Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Selbstwahrnehmung. Die Erkrankung muss klinisch diagnostiziert werden und ist meist verbunden mit Leiden und Behinderung des sozialen sowie beruflichen Lebens (siehe die Klassifikationssysteme für Krankheiten ICD-10 bzw. psychische Störungen DSM-5).

Arbeit ist niemals alleinige Ursache für eine psychische Erkrankung (Windemuth, 2014). Psychische Erkrankungen entstehen aus einem Zusammenspiel unserer Biologie (z. B. genetische Veranlagungen), sozialen Faktoren (z. B. elterliche Erziehung), unserer Psyche (z. B. Bewältigungsstrategien bei Konflikten) und starken Stressfaktoren (z. B. ein schwerer Unfall). Daher sind psychische Erkrankungen auch keine Berufskrankheit. Typische Erkrankungen sind Depressionen, Angststörungen oder auch Alkoholabhängigkeit. Burnout ist keine psychische Erkrankung (auch nicht nach ICD-11), sondern ein Faktor, der die Entwicklung psychischer Erkrankungen beeinflussen kann.

Eine lebendige und abstrakte Illustration eines menschlichen Gehirns, das aus bunten geometrischen Facetten besteht und vor einem blauen Hintergrund schwebt, der von einem gelben quadratischen Rahmen durchschnitten wird.

PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN ERFAHREN MEHR AKZEPTANZ

Eine große Reihe Studien zeigen, dass psychische Erkrankungen in der Gesellschaft nicht zunehmen (u. a. Jacobi, Höfler & Strehle et al., 2014; Jacobi & Linden, 2018). Der Wandel der Arbeit bringt also nicht mehr psychische Erkrankungen mit sich (Zielke, 2017), kann jedoch zu neuen/anderen Belastungsfaktoren führen (z. B. vermehrter Kundenkontakt). Ursache für den Anstieg der Diagnosen und Frühverrentungen ist die gestiegene Akzeptanz von psychischen Erkrankungen (Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung, 2018). Dadurch werden heute mehr Patientinnen und Patienten, die früher wegen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems behandelt wurden, als psychisch belastet diagnostiziert. Auch sprechen Beschäftigte psychische Probleme gegenüber Ärzten eher an. Die Überlegungen gehen vielmehr dahin, dass sich die Anzahl der Diagnosen nun der Anzahl der tatsächlichen psychischen Erkrankten annähert. Trotz dieser Entwicklung liegt der Anteil der psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeitsfälle bei 5,1 %, deutlich hinter Atemwegs- und Muskel-Skelett-Erkrankungen. Ebenso wurden die meisten Arbeitsunfähigkeitstage (22,0 %) durch Muskel-Skelett-Erkrankungen verursacht, da sie häufig mit langen Ausfallzeiten verbunden sind. Lediglich 11,3 % der AU-Tage gehen auf psychische Erkrankungen zurück (Badura et al., 2018). Die bessere und schnellere Diag

MUSKEL/SKELETT IST DEUTLICH VOR PSYCHE

Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten 2018 (die Angaben beziehen sich jeweils auf den 1. Januar eines Jahres).

Der Anteil der psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeitsfälle liegt mit 5,1 % hinter Atemwegs und Muskel-Skelett-Erkrankungen auf Platz 3 der häufigsten Ursachen für krankheitsbedingte Fehlzeiten. Da psychische Erkrankungen aber häufig mit langen Ausfallzeiten verbunden sind, liegt ihr Anteil an den AU-Tagen mit 11,3 % höher.

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (Fehlzeitenreport 2019), eigene Darstellung der BDA

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