Aus der FALG-Gruppe : Mulmige Gefühle
Das Hauptthema der Mitglieder der Facebookgruppe Fachassistent/in Lohn und Gehalt in den vergangenen Wochen und Tagen war wieder die schriftliche Prüfung, die wie jedes Jahr Mitte Oktober abgelegt wurde.
Da die Fortbildung bei den einzelnen Anbietern dieses Jahr coronabedingt in stark abgespeckter Form stattfinden musste, viele Seminartermine ausfielen und lediglich Arbeitsmaterialien zur eigenen Erarbeitung bereitgestellt wurden, gingen die Teilnehmer mit einem sehr mulmigen Gefühl in die Prüfung. Man kann eigentlich sagen, dass die gesamte Vorbereitungsphase und der Austausch mit anderen Teilnehmern – das, was meiner Ansicht nach viel zum erfolgreichen Abschluss beiträgt – flachgefallen sind.
Ich finde es sehr bewundernswert, dass die Teilnehmer die Prüfung absolviert haben, sich trotz Ausnahmezustand, Mehrarbeit, Kurzarbeitergeld und Homeoffice mit Kind und Kegel im Nacken an diese Aufgabe herangewagt haben. Liebe angehende Fachassistent/innen Lohn und Gehalt, ihr habt großen Mut bewiesen! Ich hoffe, eure Arbeitgeber sehen, was ihr in dieser besonderen Zeit geleistet habt.
Aber auch alle Teilnehmer, die sich eingestanden haben, dass sie die Prüfung unter diesen Bedingungen nicht ablegen können und im nächsten Jahr mit der Fortbildung neu starten möchten, gebührt größter Respekt. Das erfordert ebenfalls viel Mut und Selbstreflektion.
Mit Freude habe ich gelesen, dass die Prüfungsteilnehmer die Prüfung alles in allem als machbar eingestuft haben. Wie immer war die Zeit etwas knapp, aber ich denke, der eigene Hang zum Perfektionismus sorgt dafür, dass man mehr schreibt, als nötig ist, und die Zeit rennt und rennt währenddessen. Ich selbst habe 2015 in den vier Stunden der schriftlichen Prüfung 23 Seiten geschrieben – anfangs noch in Schönschrift, später dann benötigte der Korrektor bestimmt Hilfe beim Entziffern meiner Hieroglyphen. Letztendlich bin ich noch nicht einmal zur letzten Aufgabenstellung vorgedrungen, da ich meinte, immer noch etwas bei der Lohnsteueraufgabe hinschreiben zu müssen. Der Hang zum Perfektionismus hat mich hier eindeutig ausgebremst, dabei habe ich selbst immer vom „Mut zur Lücke“ gepredigt.
Wie jedes Jahr seit 2015 stelle ich mit Bedauern fest, dass noch immer keine Übungshefte und Übungsklausuren im Handel erhältlich sind. Die Prüfungsklausuren der einzelnen Jahre findet man inzwischen auf der Website einiger Steuerberaterkammern, aber die Lösungen sind bis heute nicht freigegeben worden. In meinen Augen ein großes Manko, da die Prüflinge bei ihren Fortbildungsanbietern zwar zwei bis vier Übungsklausuren schreiben, diese aber als viel zu wenig bewerten. Gerade das wiederholte Schreiben von Klausuren festigt Erlerntes und gibt Sicherheit. Man bekommt ein Gefühl dafür, was der Korrektor lesen möchte, und verrennt sich nicht, wie oben beschrieben.
Ich weiß natürlich, dass diese Fortbildung noch recht jung ist und mit diesem Jahr erst sechs Prüfungsklausuren geschrieben wurden – aber diese sechs Klausuren mit ihren sechs Lösungen sind als Ergänzung der erarbeiteten Übungsklausuren der Fortbildungsanbieter eine gute Grundlage, das eigene Wissen zu testen und sich optimal vorzubereiten. Für andere Fortbildungen gibt es doch auch solche Hilfen!
Seit 2015 nutze ich jede Möglichkeit, für diese Fortbildung zu werben. Jeder, der mir zuhört, wird mit der Problematik der fehlenden Übungshefte konfrontiert. Ich spreche Kammern an, ich bitte Verlage, ich bitte Dozenten – es ist, als würde sich niemand an die Thematik heranwagen, da sie so umfangreich ist. Aber diese Fortbildung ist so wichtig, denn gerade im Lohn- und Gehaltsbereich gibt es nichts Vergleichbares. Es wäre sehr schade, wenn sich die Tendenz zu immer weniger Teilnehmern fortsetzen würde, denn gutes Fachpersonal wird händeringend gesucht. Es wäre auch schade, wenn Steuerberater den Nutzen dieser so wichtigen Fortbildung nicht mehr sehen, weil sie die hohe Durchfallquote gegen die Fortbildungskosten abwägen. Bald finden wieder die Informationsveranstaltungen für den kommenden Fortbildungsjahrgang statt. Ich würde mich freuen, wenn ich diesmal neben dem Bericht über meine eigenen Erfahrungen die Teilnehmer auf fundierte Übungshefte und Übungsklausuren aufmerksam machen könnte.
Annette Bastigkeit