Kolumne : Stier meint …!
Wenn sie einem Freund oder einem Bekannten ihren Beruf erklären müssen, was sagen sie ihm? Der Bereich der Entgeltabrechnung gilt gemeinhin als trocken und langweilig. So mancher kommt bei der Erklärung des eigenen Berufsbilds ins Grübeln, wie der Beruf nun am besten dargestellt werden soll.
Dabei ist der Bereich der Entgeltabrechnung alles andere als langweilig! Trocken ist er schon gar nicht, denn die letzten Monate haben gezeigt, ohne eine funktionierende Entgeltabrechnung wären weder Steuern noch Sozialversicherungsbeiträge abgeführt worden und die Arbeitnehmer hätten keinen Cent Arbeitslohn erhalten. Nun sage noch mal einer, dass wir nicht systemrelevant sind! Gut, denken Sie jetzt vielleicht, der Volksmund sagt, Eigenlob stinkt, aber mal ehrlich: Ohne die funktionierende Entgeltabrechnung wäre diese Pandemie ganz anders verlaufen.

Die Entgeltabrechnung ist mehr als ein Knopfdruck am Ende des Monats. Wenn die Pandemie eines deutlich gemacht hat, dann, dass die Entgeltabrechnung funktioniert. Das ist jetzt einfach gesagt, ist aber bei genauer Betrachtung nicht selbstverständlich. Die Arbeit im Homeoffice war für alle eine Herausforderung. Und bis vor zwei Jahren in der Entgeltabrechnung für viele undenkbar. Innerhalb weniger Wochen haben die Unternehmen gemeinsam mit ihren Abrechnern wahre Wunder vollbracht. Datenzugriff, Rechtevergabe, Updates, Programmzugriff, Dokumentenverwaltung usw.: Die Frage war nicht, ob wir das machen können, es musste einfach funktionieren.
Am Ende kam für viele die Entgeltbescheinigung wie immer pünktlich und richtig auf den Tisch oder zum Download. Wir sollten kurz innehalten und uns für diese Leistung auch selbst loben. Eigenlob hin oder her. Hier wurde wirklich Herausragendes geleistet.
Zumal wir nicht nur vor den Herausforderungen im Homeoffice standen. Themen wie Kurzarbeit und Infektionsschutzgesetz mussten umgesetzt werden. Wie so häufig nutzt der Gesetzgeber die Entgeltabrechnung als Handlungsgehilfe. Wir tun das gern! Auch wenn wir uns an der einen oder anderen Stelle mehr Unterstützung erhoffen. Denn am Ende setzen wir um, was der Gesetzgeber beschließt. Auch das erfolgt mit einem hohen Maß an Professionalität, denn schließlich haben wir einen Anspruch an uns selbst. An dieser Stelle sei erlaubt zu äußern, dass ich mir diese Professionalität auch vom Gesetzgeber wünsche, denn hier zeigen sich teilweise massive Defizite.
Am Ende ist es die Entgeltabrechnung, die es erklärt, darstellt und ggf. auch das Unverständnis der Kollegen erntet. Dennoch wünschen wir uns auch in diesen Bereichen eine Entlastung. Die Änderungen bei Kurzarbeit und Infektionsschutzgesetz zeigen deutlich, die Grenze des Leistbaren ist schon lange erreicht. Eine Überlastung führt zu Fehlern, und die gilt es zu vermeiden. Dazu ist es allerdings auch notwendig, dass der Gesetzgeber erkennt, welche Auswirkungen seine Entscheidungen haben. Beispielhaft nenne ich hier die Erhöhung des Kurzarbeitergeldes und die neue Darstellung der Bundesagentur für Arbeit, die teilweise zu Rückrechnungen bis in den April führt.
In den letzten Monaten habe ich nur wenig Kritik vonseiten der Entgeltabrechnung vernommen. Dazu fehlten meistens auch die Zeit und die Energie, denn die werden ja für die Umsetzung der Maßnahmen benötigt.

Deshalb ist jetzt der richtige Moment, aus dem Schatten herauszutreten und sich auch mal selbst zu loben. Ich darf Ihnen mein großes Lob für Ihre tägliche Arbeit aussprechen. Sie sorgen dafür, dass Steuern und Beiträge abgeführt werden, dass Arbeitslohn den Lebensunterhalt sichert und nebenbei das Ganze im Ergebnis auch stimmt. Ich bringe es mal auf den Punkt: Wir sorgen mit unserer Arbeit auch dafür, dass der Laden läuft. Dafür gebührt Ihnen ein ganz besonderer Dank. Nicht nur jetzt, sondern schon lange – aber gerade jetzt!
In diesem Sinne … weitermachen!
Markus Stier