Free

Offener Brief

Special
Lesezeit 2 Min.

Viele Köche …

Liebe Leserin, lieber Leser,

meine Großmutter hat immer gesagt: „Viele Köche verderben den Brei!“ und mich regelmäßig aus ihrer Küche rausgeworfen. Nun habe ich inzwischen trotzdem ganz leidlich kochen gelernt, aber das ist ein anderes Thema.

offener Brief
offener Brief

Ich muss in der letzten Zeit immer öfter an diese Weisheit denken, insbesondere, wenn ich mir das Geschehen in Politik und Verwaltung so ansehe. Die Kleinstaaterei, die in unserem Land herrscht, erinnert durchaus an Zeiten vor der Gründung des ersten deutschen Reichs 1871. Jeder Provinzfürst machte sein eigenes Ding – ohne Blick und ohne Rücksicht auf die anderen.

Schaut man sich heute an, was in den einzelnen Bundesländern so läuft – oder besser nicht läuft –, wünscht man sich durchaus mehr Zentralstaat mit einheitlichen Regeln für das ganze Land. Ob es sich um die Grundsteuer handelt oder die Schulpolitik, die Digitalisierung oder die Studienregelungen – überall ist es anders.

Unternehmen, die in mehreren Bundesländern aktiv sind, können ein Lied davon singen. Schon die unterschiedlichen Feiertagsregelungen machen Probleme, ganz zu schweigen von der Sonderregelung in der Pflegeversicherung in Sachsen, das als einziges Bundesland den Buß- und Bettag nicht abschaffen wollte – mit bürokratischen Folgen, die niemand wirklich wollen kann.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich habe durchaus nichts gegen den Föderalismus – haben sich die Autoren unserer Verfassung ja aus guten Gründen dafür entschieden –, aber muss es wirklich überall sein?

In der Sozialversicherung haben wir doch auch – von der Pflegeversicherung in Sachsen abgesehen – grundsätzlich einheitliche Regelungen. Vielleicht funktioniert ja deshalb die Digitalisierung hier im Wesentlichen sehr gut. Einheitliche Regelungen in anderen Bereichen (z. B. Schule, Steuern usw.) könnten da ruhig nachziehen. Vielleicht könnten die Bundesländer ja hin und wieder auf ihre Ansprüche verzichten, ihr eigenes Süppchen zu kochen. Es könnte einfacher werden, unsinnige Regelungen abzuschaffen (Entbürokratisierung – haha!). Aber solange es Fälle gibt, in denen eine Treppe nicht mehr benutzt werden darf, weil die Stufenhöhe nicht (mehr) der DIN-Norm entspricht, sie aber nicht verändert werden darf, weil sie dem Denkmalschutz unterliegt (ein wahrer Fall!), bin ich nicht sehr hoffnungsfroh. Tat aber gut, seinem Herzen einmal Luft gemacht zu haben – übrigens auch ein Tipp von der Großmutter.

In diesem Sinne: Bleiben Sie entspannt und lassen Sie nicht alle Hoffnung fahren – es kann doch nur besser werden.

Herzlichst,
Ihr Felix, der Glückliche

Diesen Beitrag teilen: