Free

Die Zukunft der Payroll : Training im Wandel

Die aktuelle Krise hat uns die Grenzen unserer bisherigen Art zu lernen und zu arbeiten deutlich vor Augen geführt. Das geschah nicht nur an den klassischen Lernstätten (Schule, Universität). Vielmehr müssen sich auch Unternehmen von tradierten Lernkonzepten verabschieden. Gleichzeitig stellen sich nach der ersten Euphorie des Online-Lernens erste Ermüdungserscheinungen (Fatigue) ein. Wo führt der Weg uns hin?

Raschid BouabbaMagazin
Lesezeit 4 Min.

Neue Herausforderungen für die Arbeitswelt

Die Arbeitswelt wird sich durch Industrie 4.0 und die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft deutlich verändern. Die Kommunikation in den Fabriken der Zukunft verläuft naht- und drahtlos und ermöglicht eine effizientere Interaktion zwischen Beschäftigten und intelligenten Produktionsmaschinen. Diese Entwicklung eröffnet Chancen für eine Neuorganisation der Arbeit, zum Beispiel für gesundheitsfreundlich gestaltete Arbeitsorte sowie flexiblere und familienfreundliche Arbeitszeitregelungen. Gleichzeitig gilt es Standards, beispielsweise in der Aus- und Weiterbildung, zu prüfen und sie an die neuen Anforderungen anzupassen. Industrie 4.0 kann den Beschäftigten neue Gestaltungsspielräume eröffnen und erfordert gut ausgebildete Fachkräfte mit entsprechenden Qualifikationen.

Die Welt wird digital

Um die Aufgaben zu erfüllen, benötigen die Mitarbeiter neue Fähigkeiten und Kenntnisse. Die COVID-19-Krise hat die Digitalisierung auf zahlreichen Feldern (mobiles Arbeiten, Online-Lernformate etc.) beschleunigt. Diesen Schwung gilt es beizubehalten und eine sichere Arbeitsumgebung zu schaffen, die Vertrauen schafft. Dies beinhaltet sichere Software-Umgebungen und Netzwerkzugriffe sowie zeitunabhängige Lernangebote.

Demografischer Wandel

Die zukünftige Arbeitsgesellschaft wird sich in den nächsten Jahren deutlich von der heutigen Arbeitsgesellschaft unterscheiden. Die Bevölkerung schrumpft und der Altersaufbau wird sich entscheidend verändern. Bis zum Jahr 2030 werden die geburtenstarken Jahrgänge 1947 bis 1964 – die sogenannte „Baby-Boomer-Generation“ – in den Ruhestand gehen.

Digitalisierung: Was bisher geschah

Es zahlt sich jetzt aus, wenn Unternehmen bereits vor Jahren begonnen haben, über die Chancen der Digitalisierung auch beim Lernen nachzudenken. So haben zahlreiche Unternehmen ihr Angebot an Online-Formaten sowie an Modulen zum Erwerb von digitalem Know-how ausgebaut. Und trotz vieler Zweifel werden auch Online-Formate für Soft Skills konzipiert und mit Erfolg umgesetzt. Und es gibt Unternehmen, die etwa angesichts eines existenzbedrohenden Wegbrechens von Präsenzveranstaltungen sehr schnell ihre Prozesse digitalisiert haben. Derzeit finden praktisch keine Präsenzveranstaltungen im offenen Markt statt. Das sieht nun für Unternehmen im Inhouse-Bereich ganz anders aus. Dort wurden Hygienekonzepte entwickelt, die vielfach Präsenzveranstaltungen ermöglichen.

Ein eng zugeschnittenes Bild, das die Hand einer Person mit leicht verschwommenem Fokus zeigt, die scheinbar nach unten reicht, vor einem sanften blauen Hintergrund.

Flexibilisierung der Arbeit und des Lernens

Flexibilität bedeutet flache Organisationsstrukturen, Arbeiten auf Augenhöhe, Freiraum für mentale Flexibilität und deren Akzeptanz sowie der Freiraum für die Selbstbestimmung von Arbeitsort und -zeit. Für ein partizipatives und vernetztes Arbeiten und Lernen ist es notwendig, dass die Sicherheit des Arbeitsplatzes gewährleistet ist, der Purpose allen Mitarbeitern bewusst ist sowie eine Kultur gegenseitigen Vertrauens gelebt wird. Sicherheit und Struktur dürfen die Flexibilität nicht einschränken, und umgekehrt darf die Flexibilität Sicherheit und Struktur nicht aushebeln. Entscheidungen und Entscheidungswege müssen nachvollziehbar und transparent sein; Funktionen und Hierarchien verlieren an Bedeutung und werden sukzessive ersetzt. Die Führungskraft führt einen kontinuierlichen Dialog mit Mitarbeitern, als Coach, Personalentwickler, Feedback-Geber und Motivator. Entscheidungen werden im Konsens getroffen statt durch Anweisung. Das erfordert das Aufgeben von Positionen zugunsten der Bedürfnisse.

Kultur: Kooperation und Team

Teamspirit und Teamerfolge sind wichtige Werte im Unternehmen. Eine Teamkultur, die Sicherheit bietet, ermöglicht Kooperation und eine offene Kommunikation sowie insbesondere einen offenen Umgang mit Fehlern. So können positive Veränderungen entstehen. Führungsleistung und Ergebnisse werden im Kollektiv gemessen und honoriert. Die Motivation der Führungskraft ist nicht Status und Geld, sondern ‚Spaß am Führen‘. Führung erfolgt durch Erfahrung und Kompetenz, sie gibt Orientierung und sorgt für die notwendigen Rahmenbedingungen. Der Mitarbeiter kann unterschiedliche Rollen einnehmen, je nach Ziel und Projektstatus. Unternehmen müssen Medien und Plattformen einsetzen, die den Austausch der Mitglieder unabhängig von Standort und Zeit ermöglichen. Verstecktes Know-how und unbekannte Talente in der Firma werden transparent. Das erfolgreiche Unternehmen der Zukunft integriert kollaborative und partizipative Arbeitsformen und ermöglicht so den Mitarbeitern, mit Unsicherheit umzugehen. Die Arbeit in Netzwerken und die Integration in eine Peer Group geben den Mitarbeitern Halt und Orientierung. Partizipative Steuerung braucht Visionen und Ziele, um Orientierung zu bieten. Mitarbeiter sind der wichtigste Recruiting-Kanal und wirken als Botschafter, Gestalter und Multiplikatoren, sie sind multimedial und international vernetzt. Die Unternehmenskultur vereint private und berufliche Interessen aller Mitarbeiter. Veränderungen werden als fortlaufender Prozess verstanden. Entscheidungsbefugnisse werden zweckgebunden vereinbart, hinterfragt und bei Bedarf angepasst. Transparenz und Geschwindigkeit der Netzwerkkommunikation sind kritische Erfolgsfaktoren (KPIs).

Netzwerke nutzen – Wissen teilen

Neben dem bewussten Umgang mit dezentral verteiltem Wissen in Unternehmen spielt auch die intelligente Einbindung von externem Wissen (Expertise) eine wichtige Rolle. Vor allem kleine Unternehmen arbeiten bei der Weiterbildung ihrer Beschäftigten oft eng mit externen Partnern oder externen Referenten zusammen. Ebenso wichtig ist es für Unternehmen, das Wissen der eigenen Mitarbeiter intensiv zu nutzen und in die Weiterbildung einzubinden. Um gezielt einen Wissenstransfer in der eigenen Belegschaft zu gewährleisten, können Mitarbeiter als Mentoren oder Coaches ihre Kollegen unterstützen und begleiten. Dies kann in Zeiten der Digitalisierung auch online etwa in Form von Video-Tutorials „von Mitarbeitern für Mitarbeiter“ erfolgen. Hierdurch erfolgt ein gegenseitiges Helfen etwa bei Anwendungsfragen einer neu eingeführten Software.

Fazit

Der Fachkräftemangel verstärkt sich, und immer mehr Unternehmen werben um künftige Fach- und Führungskräfte sowie um Bewerber mit entsprechendem Potenzial. Hier hat ein positives Lernumfeld einen entscheidenden Vorteil, denn es fördert die Motivation am Arbeitsplatz und die Lust am Lernen.

Raschid Bouabba

Diesen Beitrag teilen: