Banner Online Kompaktkurse für fundiertes Wissen zu neuesten Gesesetzesänderungen und Abrechnungskriterien
Free

Back to New Future? : Das „versteckte“ Arbeitsmarktpotenzial der Bildungsträger (Teil 2)

Arbeitsumfeld, Strukturen und die „verborgenen“ Potenziale …

Lesezeit 4 Min.
Eine Lupe, die über eine Menschenmenge gehalten wird und die Suche, Prüfung oder Auswahl innerhalb einer vielfältigen Gruppe im Kontext des Personalmanagements symbolisiert.

Sie gelten in den Augen vieler – auch bei der Arbeitsagentur – oft als berufliche Ersatzbank oder vollständig vorurteilsbehaftet als absolutes Abschiebegleis. Bildungsträger tragen das harte Los ihrer Aufgabe und „Klientel“ oft mit. Dabei dürfen, sollen und müssen sie ständig Potenziale entfalten: bei sich, für den Auftraggeber und für die Teilnehmenden ihrer Maßnahmen. In welchem besonderen Umfeld agieren Bildungsträger, um entsprechende Erfolge erzielen zu können? Wie sieht generell die strukturelle und personelle Basis aus? Und wo werden bisher noch wenig bekannte Leistungen erbracht, welche Unternehmen und Entscheider durchaus auf dem Schirm haben sollten, wenn es um das Thema konkreter Personalbedarf geht?

1. Welche Formen der Kooperationen mit Unternehmen gibt es bereits und was sind die Besonderheiten?

Die meisten Bildungsträger verfügen über ein breites und stabiles Netzwerk an Kooperationsbetrieben und bauen dieses stets weiter aus (und auch mal um), da die Zeiten sich

schließlich ändern und mit ihnen die Berufsbilder. Und dann kommt es schon mal vor, dass aufgrund der guten Erfahrung eine ehemalige Teilnehmerin anruft, weil sie qualifizierten Nachwuchs für ihr Arztpraxisteam sucht, oder eine Tankstelleninhaberin, weil sie weder eine Schwangerschaftsvertretung im Verkauf findet noch einen Lehrling. Bei den Bildungsträgern sitzen aber genauso hochbegabte Programmierer, die es zu „entdecken gilt“ vonseiten der suchenden Betriebe, weil sie bisher schlichtweg „übersehen worden sind“ aus den unterschiedlichsten Gründen, und die nun mit dem Bildungsträger geeignete Schritte unternehmen.

Professionelles Porträtfoto einer lächelnden Frau mit schulterlangem Haar und weißem Top vor neutralem Hintergrund, ideal für Personalmanagement- und Humanressourcen-Profile.
Sandra Hoffmann, Regionalleitung USS GmbH, Karlsruhe

Bei Bedarf bieten die Bildungsträger nämlich auch ausbildungsbegleitende Hilfen und arbeiten fest mit Praktikumsbetrieben zusammen, um bestimmte Teilnehmergruppen an die konkreten Tätigkeiten heranführen zu können, damit alle Beteiligten wissen, worum es geht. Für etwas komplexere Angelegenheiten sind sie ebenso auf die Heranführung an Arbeitsgelegenheitshilfen spezialisiert – hiervon profitiert seit längerem nicht nur die öffentliche Hand.

Mit bezuschussten Modellen können sich beide Seiten generell zu einem gelungenen und glücklichen Arbeitsverhältnis vortasten, zum Beispiel durch verlängerte Einarbeitungszeiten.

Selbst wenn die Anfangsbedingungen gewissen Einschränkungen unterliegen, können die Einstellungsanforderungen aber sukzessive ausgebaut werden, auch mit entsprechender (finanzieller) Unterstützung.

Die Bildungsträger kooperieren zudem mit Personaldienstleistern und empfehlen geeignete Kandidaten aufgrund der aktuellen Bedarfslage. Am besten ist es allerdings, wenn Unternehmen direkt auf die Arbeitsmarktpotenziale und Vermittlungsqualitäten der Bildungsträger aufmerksam werden, diese unmittelbar nutzen und die Arbeits- oder Ausbildungsanbahnung über die Bildungsträger selbst stattfindet. So läuft in der Regel alles möglichst gut, zuverlässig und reibungslos für alle Beteiligten und passt auch für alle – inklusive der Auftraggeber.

2. Was sind die besonderen personellen Voraussetzungen und zusätzlichen Infrastrukturen?

Bei ihren Mitarbeitenden legen die Bildungsträger größten Wert auf die Kombination aus fachlicher Expertise und pädagogischer Eignung. Die Arbeit ist geprägt durch ein multiprofessionelles Arbeitsumfeld. Das hat für die Teilnehmenden der Maßnahmen große Vorteile, denn die Fachkolleginnen und -kollegen haben kurze Wege, um sich untereinander auszutauschen, wenn sich weitere Themenfelder ergeben, die es ebenso zu berücksichtigen gilt.

Bildungsträger kooperieren eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern, berichten an sie über die Fortschritte, tauschen sich regelmäßig aus und geben Empfehlungen ab, damit es zu passenden und erfolgreichen Vermittlungen und Arbeitsanbahnungen kommt.

Durch kontinuierliche Netzwerkarbeit haben Bildungsträger zahlreiche indirekte Kooperationen mit den freien Wohlfahrtsverbänden. Außerdem pflegen sie gute Kontakte zu sonstigen Beratungsstellen und weiteren Institutionen, beispielsweise aus dem Gesundheitswesen. Das alles dient dazu, möglichst sicherzustellen, dass sich dem Arbeitsmarkt gut zu vermittelnden Kandidatinnen und Kandidaten anbieten, die sich durch das Gesamtangebot der Bildungsträger um ihre weiteren „Baustellen“ kümmern können, falls vorhanden.

3. Welche Leistungen sind bisher immer noch zu „unbekannt“ bzw. verkannt bei der Zielgruppe, also vor allem bei den Personalern, Entscheidern oder Unternehmern?

Eine der absoluten Stärken der Arbeit von Bildungsträgern liegt in den gezielten Coachings und der individuellen Beratung und Betreuung. Dabei erwerben die Teilnehmenden wertvolle und wichtige Schlüsselkompetenzen, die heute oft notwendiger sind als je zuvor. Das muss sich nicht mittelbar auf die „Hard Facts“ auswirken. In solchen Maßnahmen wird gezielt mit den Teilnehmenden an der Erhöhung der Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft gearbeitet und ebenso an der Steigerung der Motivation.

Dabei wird mit maßgeschneidertem Unterricht und (je nach Maßnahme) Einzelcoachings die Lernfähigkeit ausgebaut und durch den neuen Perspektivengewinn darüber hinaus der Umgang mit schwierigen Lebenssituationen und die Bewältigung von Krisen trainiert. Das Angebot der Bildungsträger ist dabei nicht nur auf die jeweiligen Themenfelder und Zielgruppen abgestimmt, sondern es wird auch altersgruppenspezifisch angepasst, wie etwa durch besondere begleitende Maßnahmen für Jüngere, die Wege in Ausbildung und Arbeit suchen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor für die erfolgreiche dauerhafte Vermittlung ist das Entstehen von Loyalität und einer dauerhaften Mitarbeiterbindung, indem die Teilnehmenden die Chance eines beruflichen Wiedereinstiegs erhalten.

Inklusive der erworbenen fachlichen und praktischen Komponenten bringen die Bildungsträger attraktive und gestärkte Arbeitssuchende auf den Arbeitsmarkt (zurück), die sich potenzielle Arbeitgeber genauer und regelmäßig anschauen und unbedingt als ihre nächsten neuen Mitarbeitenden in Betracht ziehen sollten. Außerdem verstehen sich Bildungsträger als starker Partner der Wirtschaft und Unternehmen, die sie genauso gern und gut wie ihre Teilnehmenden in glückliche, stabile und dauerhafte Arbeitsverhältnisse bringen möchten.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Dr. Silvija Franjic, Onlineredakteurin + Jobcoach

Diesen Beitrag teilen: