Die Evolution der Cloud : Vom Lochstreifen zu KI
Die Cloud ist nicht sicher. Die Daten sind nur online verfügbar. Der Verwaltungsaufwand in der Cloud ist enorm. Lange sah sich die Cloud mit solchen Vorurteilen konfrontiert. Während sich die Bedenken der Arbeitswelt nur langsam legten, ist die Cloud heute aus den meisten Bereichen nicht mehr wegzudenken. Auch nicht aus der Entgeltabrechnung. Wie alles begann? Ein Blick in die Vergangenheit.
Die Wurzeln der Cloud ragen in die 1960er-Jahre. Schon damals grübelte die Arbeitswelt, wie sie IT-Ressourcen gebündelt einer breiten Masse zur Verfügung stellen könne. Das Internet war zu dieser Zeit jedoch alles andere als stabil. Und auch den IT-Systemen fehlte die Fähigkeit, mehrere Nutzer gleichzeitig an sich arbeiten zu lassen. Dennoch gab es erste Host-Systeme mit zentralen Terminals und Rechnern. 65 Steuerberater aus dem Kammerbezirk Nürnberg gründeten 1966 die DATEV. Ihr Ziel: den für den einzelnen unbezahlbaren Computer im Verbund einer Genossenschaft wirtschaftlich zu nutzen. Ganz so einfach wie heute war die Nutzung natürlich nicht. Die Mitglieder speicherten ihre Daten auf Lochstreifen und sendeten sie postalisch ans Rechenzentrum. Die Ergebnisse sendete die DATEV dann ebenfalls per Post an die Kanzleien zurück.
Intel, Apple, Microsoft
Fahrt nimmt die Entwicklung der Cloud in den 1970er-Jahren auf. Intel brachte den ersten Mikroprozessor auf den Markt. Damit legte die Firma den Grundstein für den Massenmarkt der Computer. In den Jahren darauf gründeten sich Microsoft und Apple, die maßgeblich zur Verbreitung von Heimcomputern beitrugen. IBM stieg 1981 in die Branche ein und schuf einen neuen Industriestandard. Intel lieferte die Prozessoren und Microsoft das Betriebssystem.
Interne Vernetzung und Ethernet
Unternehmen vernetzten ihre Computer über Ethernet-Kabel mit Servern. Dieses Client-Server-Prinzip ermöglichte die Verteilung von Rechenaufgaben zwischen PC und Server. Allerdings war der Wartungsaufwand hoch, da die Anwender Software-Updates manuell aufspielen mussten. Zudem funktionierte das System nur innerhalb eines Unternehmens und nicht standortübergreifend ohne erheblichen zusätzlichen Aufwand.
1990er-Jahren
Der wirkliche Durchbruch gelang erst in den 1990er-Jahren. 1993 gab das Forschungsinstitut CERN das World Wide Web für die Öffentlichkeit frei. Dieser Meilenstein ist dem britischen Physiker und Informatiker Tim Berners-Lee zu verdanken, der das Internetprotokoll HTTP und die Auszeichnungssprache HTML entwickelte. Er schuf zudem den ersten Webbrowser, die erste Website und den ersten Webserver.
Virtualisierung und ASP
Mit der beginnenden Virtualisierung machte die Cloud einen weiteren Schritt nach vorn. Virtualisierung bedeutete, dass ein PC virtuell auf einem anderen Gerät dargestellt wurde. Parallel dazu entstand der Begriff Application Service Providing (ASP), bei dem PCs auf zentralen Servern simuliert wurden.
Die Ära der Multi-Tenant-Architektur
Die Multi-Tenant-Software-Architektur ermöglichte es schließlich, dass mehrere Unternehmen eine Software gleichzeitig über den Browser nutzen konnten, ohne dass sie gegenseitig die Daten der anderen Nutzer einsahen. Salesforce in den USA und myfactory in Deutschland waren hier die Vorreiter. Dieses Konzept führte zu einer höheren Flexibilität und einer Abrechnung nach Nutzung, was den Cloud-Boom einleitete.
In den 2010er-Jahren wurden IT-Services dank Cloud-Computing global und rund um die Uhr verfügbar. Zahlreiche Cloud-Lösungen entstanden und veränderten das Arbeitsleben grundlegend.
Spätestens mit dem Digitalisierungsboom der vergangenen Jahre verschwindet das Papier mehr und mehr aus den deutschen Unternehmen. Sie verlieren zunehmend ihre Skepsis gegenüber der Cloud und genießen die Vorteile. Sie stellen HR-Dienstleistungen ohne Bedenken über ein cloudbasiertes Employer-Self-Service-Portal (ESS) bereit.
HR-Self-Service: früher undenkbar, heute Standard
Wer Self-Service-Portale implementiert, der möchte heute vor allem administrative Aufgaben aus der Personalabteilung ans Unternehmen, sprich an die Mitarbeiter, delegieren. Das spart Zeit, Geld und reduziert bestehende Bürokratie. Mitarbeiter erhalten Zugriff auf ihre persönlichen Daten und verwalten diese selbst. Unternehmen entlasten ihre Personalabteilung und binden Angestellte aktiv in HR-Prozesse ein. Zusätzliches Plus: HR wird transparenter. Auch Informationen zu Kollegen wie Telefonnummer, Standort, Stellvertreter und Organigramme entnehmen sie dem System. In Sachen Lohnabrechnung herrscht Selbstbedienung. Mitarbeiter laden sich ihre Dokumente eigenständig auf PC, Tablet oder Handy herunter. Krankmeldungen reichen sie im Portal ein.
Solche Cloud-Portale machen den Angestellten zum Herren der eigenen Daten. Der Mitarbeiter wählt sich mit einem persönlichen Login im Portal ein und ändert oder vervollständigt seine Stammdaten selbst. Das sind zum einen persönliche Informationen wie Bankverbindung, Adresse und Kontaktperson, aber auch absolvierte Seminare, Bildungs- und Berufsweg sowie Hard- und Soft-Skills. Wenn es um Zeugnisse oder Bescheinigungen wie beispielsweise die Entgeltbescheinigung zur Berechnung von Mutterschaftsgeld geht, stößt der Angestellte diese Prozesse per Mausklick selbst an. Das System informiert den Personalsachbearbeiter, dieser bearbeitet das Anliegen und übermittelt dem Mitarbeiter das Dokument einfach und schnell im Portal. Zeitkontingente und Reisekosten lassen sich ebenfalls unkompliziert über die Plattform managen. Das Ergebnis: Personalprozesse werden effizienter, die Qualität der Datenerfassung wird optimiert.
Lohnbuchhalter verschicken die Lohnunterlagen direkt aus der HR-Software heraus über das Portal an den jeweiligen Mitarbeiter. Software-Anbieter versprechen hier absolute Datensicherheit. Um den Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DS‑GVO) und des Bundesdatenschutzgesetzes neu (BDSG-neu) gerecht zu werden, sind die Unterlagen sicher verschlüsselt und laufen meist über ein in Deutschland sitzendes Rechenzentrum. Die Zugriffsrechte liegen allein beim Mitarbeiter.
Gekoppelt mit der Zeiterfassung oder dem Rechnungswesen-Programm greift in der heutigen Software-Landschaft ein Zahnrad ins nächste. Unternehmen wickeln mithilfe von einem Software-System eine Vielzahl von Prozessen ab. Handelt es sich um verschiedene Systeme, verfügen die meisten Programme über intelligente Schnittstellen, die die verschiedenen Anwendungen bestmöglich miteinander vernetzen.
Die Zukunft der Cloud
Viele Anbieter arbeiten bereits daran, die Lohnabrechnung komplett in die Cloud zu heben. Die Zukunft der Cloud verspricht zahlreiche spannende Entwicklungen, die das Arbeitsleben weiter verändern werden. Mit der rasanten Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen stehen Unternehmen neue Möglichkeiten zur Automatisierung und Optimierung von Geschäftsprozessen zur Verfügung. Cloudbasierte Systeme werden zunehmend in der Lage sein, große Datenmengen in Echtzeit zu analysieren und daraus wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Zudem wird die Integration von Edge-Computing-Technologien die Latenzzeiten weiter verringern und die Leistungsfähigkeit der Cloud steigern. Unternehmen können dadurch noch flexibler auf Marktanforderungen reagieren und innovative Geschäftsmodelle entwickeln. Der Trend zur Multi-Cloud-Strategie wird ebenfalls zunehmen, da Unternehmen verstärkt auf eine Kombination verschiedener Cloud-Dienste setzen, um ihre IT-Infrastrukturen optimal zu gestalten.
Schließlich wird die Cloud auch in puncto Sicherheit weiter an Bedeutung gewinnen: Verbesserte Verschlüsselungstechnologien und erweiterte Sicherheitsprotokolle werden dafür sorgen, dass sensible Daten noch besser geschützt sind. All diese Entwicklungen machen deutlich, dass die Cloud nicht nur ein fester Bestandteil der heutigen IT-Landschaft ist, sondern auch zukünftig eine zentrale Rolle spielen wird.