Azubi-Recruiting : So geht es in Corona-Zeiten
Ausbilden unter Corona-Bedingungen? Alles andere als einfach – also lieber lassen? Klare Antwort: Nein! Denn die Fachkräfte, die Sie jetzt nicht ausbilden, fehlen Ihnen in wenigen Jahren umso mehr. Sicher ist unter Corona manches anders, vieles schwieriger, aber keinesfalls unmöglich. Nur harte wirtschaftliche Einbrüche, deren Ende nicht abzusehen ist, wären ein Grund, von der Ausbildung Abstand zu nehmen.

Also: Azubis suchen – aber wie? Einige klassische Wege funktionieren nicht mehr? Dann gehen Sie eben neue Wege!
Zugang zu den Schulen in der Region – dürfte unter Corona so gut wie unmöglich sein. Zumindest persönlich im Unterricht zu erscheinen oder auf dem Pausenhof das eigene Unternehmen vorzustellen – das geht derzeit eher nicht.
Aber vielleicht virtuell? Zwar sind leider noch immer viele Schulen in der digitalen Steinzeit stehen geblieben, aber selbst dort sollte eine Übertragung über Skype, Microsoft Teams oder eine andere Kommunikationssoftware auf einen großen Bildschirm möglich sein.
Viele Schulen sind froh, wenn sie unter den erschwerten Bedingungen ihren Schülern ein solches Angebot machen können. Es können sich auch mehrere Betriebe aus der Region zusammentun, um ihre Berufe und Unternehmen vorzustellen. Kleiner Tipp: Wenn Ihr Beruf von einem Ihrer Azubis vorgestellt wird, ist die Wirkung umso größer. Gleiche Sprache, auf Augenhöhe, das wirkt souverän und macht neugierig.
Praktikumsangebote gehen nicht unter Corona? Warum eigentlich? Klar ist es schwieriger und es muss unbedingt auf die Einhaltung der Hygiene-Bestimmungen geachtet werden, aber dann kann es durchaus funktionieren. Kann bei Erklärungen oder Einweisungen an einer Maschine der Mindestabstand nicht eingehalten werden, muss ein Mund-Nasen-Schutz benutzt werden. Das gilt aber für Ihre Azubis auch – wo also liegt das Problem? Inzwischen sollten die Schüler entsprechende Schutzmaßnahmen ja auch aus ihrer Schule oder dem täglichen Leben kennen.
Also Praktika anbieten – das kann über die Schulen sein, aber auch über die eigenen Mitarbeiter, die eigene Internet-(Karriere-)Seite oder – ganz klassisch – über eine Anzeige in der regionalen Zeitung. Dabei könnte sogar noch zusätzlich ein redaktioneller Beitrag abfallen, denn alle wissen um die derzeitige Problematik bei Schüler-Praktika. Ist doch prima, hier als Vorreiter dargestellt zu werden. Virtuelle Azubi-Messen gibt es vereinzelt auch schon – mit durchaus zwiespältigen Erfahrungen. Einige teilnehmende Betriebe waren begeistert, bei anderen Veranstaltungen hat es gar nicht funktioniert. Dieses Medium ist für alle Beteiligten noch ungewohnt und sie müssen erst dafür begeistert werden. Die Veranstalter müssen für eine rege Beteiligung auf Seiten der Schüler und Eltern sorgen. Für die Unternehmen besteht die Schwierigkeit darin, sich mit einer ungewohnten Methode interessant zu machen und ihr Ausbildungsangebot ansprechend zu platzieren.
Da kann man nur sagen: Übung macht den Meister. Empfehlung: Einfach mal versuchen und daraus lernen. Wichtig ist, bei den jungen Leuten das Interesse zu wecken. Da bei einer virtuellen Veranstaltung logischerweise keine Kugelschreiber oder andere Giveaways verteilt werden können, muss man sich schon etwas anderes überlegen, um den potenziellen Nachwuchs an den eigenen virtuellen Stand zu locken. Das kann ein kleines Spiel sein, ein Quiz oder eine Verlosung. Lassen Sie doch Ihre Azubis entsprechende Ideen entwickeln. Die wissen am ehesten, worauf ihre Altersgenossen so abfahren.
Nutzen Sie Ihre eigenen Mitarbeiter und Azubis für das Recruiting. Sie können auch eine Prämie ausloben für den Fall eines erfolgreichen Vertragsabschlusses mit einem neuen Azubi. Und was die Qualität angeht: Sie bekommen nur vorsortierte und qualifizierte Bewerbungen. Die Bewerber, die über eine Empfehlung eines Mitarbeiters kommen, sind in aller Regel bereits gut über den Beruf und das Unternehmen informiert. Und keiner Ihrer Mitarbeiter wird eine „Pfeife“ empfehlen – denn das fällt früher oder später auf ihn selbst zurück.
Überprüfen Sie Ihre Ausbildungsplatzangebote auf Ihrer Homepage: Sind die wirklich aussagekräftig? Machen sie neugierig auf den Beruf und auf Ihr Unternehmen? Ein paar Tipps dazu finden Sie im Kasten.
Die perfekte Stellenausschreibung
Die jungen Leute, Ihre potenziellen Bewerber, wissen in der Regel nur sehr wenig über die jeweiligen Berufe. Die Klassiker sind natürlich bekannt, etwa die Friseurin oder der Kfz-Mechatroniker. Aber dann hört es oft schon auf. Das gilt übrigens für die Eltern ganz genauso. Also kommt es auf die Informationen in der Stellenausschreibung an.
Belassen Sie es nicht bei der Berufsbezeichnung, sondern schildern Sie möglichst anschaulich die Aufgaben und Tätigkeiten in dem Beruf.

Verschweigen Sie nicht die Höhe der Ausbildungsvergütung und der späteren Verdienstmöglichkeiten. Mit Formulierung wie: „Wir zahlen eine übertarifliche Ausbildungsvergütung“, können die Bewerber nichts anfangen.
Machen Sie deutlich, dass mit der Abschlussprüfung nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Beschreiben Sie die späteren Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten.
Erklären Sie, warum eine Ausbildung bei Ihnen auch unter Corona-Bedingungen eine gute Wahl ist – und was Sie für den Schutz der Mitarbeiter (und der Azubis) tun.
Das können an dieser Stelle nur einige Hinweise sein. Wenn Sie sich unsicher sind, nutzen Sie das Know-how entsprechender Anbieter. Die helfen nicht nur bei der Formulierung, sondern haben zugleich ein entsprechendes Internetportal, auf dem Sie Ihre optimierte Anzeige schalten können (z. B. AUBI-plus.de).
Jürgen Heidenreich