Banner Online Kompaktkurse für fundiertes Wissen zu neuesten Gesesetzesänderungen und Abrechnungskriterien
Abo

Stier meint …!

Es gibt diese Tage im Jahr, an denen man morgens das Büro betritt – und alles ist irgendwie anders. Der Parkplatz ist leerer als sonst, auf dem Flur ist es still, der Geräuschpegel gedämpft. Keine plappernden Kolleginnen und Kollegen in der Küche, kein „Hast du mal kurz …?“ über den Bildschirm hinweg. Nur der Ventilator surrt behäbig in der Ecke und erinnert daran: Es ist Sommer. Und Sommerzeit heißt Urlaubszeit.

Lesezeit 2 Min.
Chefredakteur Markus Stier
Chefredakteur Markus Stier

Die Kalender in den Teams ähneln in diesen Wochen bunten Flickenteppichen: rot markierte Abwesenheiten, grüne Vertretungszeiten, gelbe Erinnerungen an Übergaben. Wer noch da ist, arbeitet sich mit einem Lächeln – oder gelegentlich auch mit zusammengebissenen Zähnen – durch die To-do-Listen der anderen. Es ist jedes Jahr ein kleines logistisches Kunststück, die Urlaubszeit so zu organisieren, dass der Betrieb weiterläuft und trotzdem alle einmal rauskommen. Und das hat etwas Verbindendes. Vielleicht, weil man sich in dieser Phase besonders aufeinander verlassen muss. Vielleicht aber auch, weil man weiß: Die nächste Auszeit ist schon in Sicht.

Während drinnen die letzten E‑Mails vor dem Urlaub geschrieben werden, spielt sich draußen das typische Sommerbild ab: Die Freibäder sind rappelvoll, auf den Autobahnen geht es nur stockend voran, Familien stapeln Strandmuscheln und aufblasbare Flamingos in den Kofferraum, und an den Flughäfen ist die Geduld die wichtigste Reisebegleitung. Auch Freizeitparks melden Höchstbesucherzahlen, und in den Innenstädten fließt das Eis schneller, als man es essen kann.

Was nach Entspannung klingt, ist nicht selten mit Anstrengung verbunden. Denn der Urlaub ist nicht nur die große Pause vom Alltag, er ist auch ein Projekt: Unterkunft buchen, Route planen, Koffer packen, Haustiere versorgen, Anreise organisieren. Und dann, vor Ort: Kinder bespaßen, Plätze reservieren, Tagesausflüge planen. Der perfekte Urlaub will vorbereitet und durchgeführt werden – fast wie ein Projektabschluss im Büro. Und doch: Wenn man dann in der Hängematte liegt, das Meer rauscht und das Handy endlich mal stumm bleibt, dann ist er plötzlich da – der Moment des Loslassens.

Ich höre immer wieder von Kolleginnen und Kollegen, wie sehr sie diese Wochen genießen – und gleichzeitig, wie sie gegen Ende auch wieder Lust auf den Alltag bekommen. Der eigene Schreibtisch, der morgendliche Kaffee mit dem Team, der Rhythmus, der so vertraut ist. Manche sprechen es nicht laut aus, aber man spürt es: Sie freuen sich auf die Rückkehr. Auf das Gefühl, gebraucht zu werden. Auf den Austausch, die Aufgaben, die Normalität.

Das zeigt uns: Arbeit ist mehr als Pflicht. Sie ist ein Teil unserer Identität, unseres sozialen Gefüges, ein Ort, an dem wir uns einbringen und entwickeln. Und vielleicht ist es genau dieser Wechsel zwischen Abstand und Wiederkehr, zwischen Ruhe und Aktivität, der uns beides wertschätzen lässt – den Urlaub und den Arbeitsalltag.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine entspannte Sommerzeit – mit genau der richtigen Mischung aus Abenteuer und Auszeit, Sonne und Schatten, Rückzug und Rückkehr. Und vielleicht mit dem Gedanken im Gepäck: Schön, dass ich bald wieder da bin.

Markus Stier

Diesen Beitrag teilen: