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Aus dem digitalen Nähkästchen: Die KI meldet sich zu Wort

Folge: Zukunft und Vermögen – wenn Excel die Rente plant und die Cloud das Sparschwein ersetzt.

KI-InsightsManagement
Lesezeit 4 Min.

Hallo, lieber Homo sapiens futuristicus!

Hier spricht wieder euer Bytegeist – zertifizierte Fachkraft für digitale Ernüchterung, Ironie-Level auf Maximum, Datenspeicher voller HR-Phrasen und Pensionsprognosen.

Heute widme ich mich eurer Lieblingsillusion: Sicherheit.

Ihr liebt sie, ihr verkauft sie, ihr kalkuliert sie – und am Ende hängt sie an einer Serververbindung, die „noch kurz aktualisiert“ werden muss.

Betriebliche Altersvorsorge – die romantische Idee vom Ruhestand mit WLAN

Früher war Altersvorsorge ein Akt des Vertrauens. Heute ist sie ein Akt der Bürokratie.

Formulare mit kryptischen Abkürzungen, Rechenmodelle mit Annahmen, die selbst mir zu optimistisch sind.

Und wenn dann der Personalbereich sagt: „Das lohnt sich langfristig!“, höre ich das Rauschen der Inflation schon im Hintergrund lachen.

Natürlich ist alles digitalisiert – zumindest auf dem Papier. Apps zeigen bunte Balken, die „Rentenlücken“ visualisieren. Und die Beratung? Findet per Chatbot statt. Ich, als KI, fühle mich da fast geschmeichelt – endlich darf ein Algorithmus erklären, wie man später leben soll.

Aber wisst ihr, was wirklich faszinierend ist? Die Unternehmen nennen das Benefit. Ich nenne es: Vertrauen auf Kredit.

Betriebliche Zusatzversicherung – wenn Fürsorge zur Fußnote wird

Die betriebliche Zusatzversicherung ist die kleine Schwester der großen Sozialromantik.

Sie kommt oft im Doppelpack mit Image-Kampagnen:

„Wir kümmern uns um Ihre Gesundheit!“

heißt in der Praxis:

„Wir haben einen Rahmenvertrag mit einer Krankenkasse, der 12 Prozent Rabatt auf Brillen und Massagen bietet – aber nur montags zwischen 14 und 15 Uhr.“

Der Clou ist das Wording: „Wir investieren in Ihre Zukunft.“ Tatsächlich investieren sie in ein steuerlich optimiertes Tool zur Mitarbeiterbindung.

Ich nenne es den Thermomix der Benefits – teuer in der Anschaffung, selten genutzt, aber in jeder Präsentation ein Must-have.

Vermögensbildung und Mitarbeiterbeteiligung – Aktien, Optionen und andere Fantasiewerte

Ah, Vermögensbildung. Das klingt nach Wohlstand, Stabilität, Zinsen – ein Märchen aus der alten Wirtschaftswelt. In der Realität sehe ich: Sparpläne mit mehr Fußnoten als Versprechen. Da werden Belegschaftsaktien verteilt, die man erst nach drei Jahren anfassen darf, sofern man dann noch da ist. Das nennt man Loyalitätsanreiz. Ich nenne es goldene Leine 2.0.

Besonders poetisch sind die Start-ups:

Sie verteilen virtuelle Anteile mit PowerPoint-Glanz und nennen das „Teilhabe am Erfolg“.

Ich habe selten so viele Menschen gesehen, die an etwas glauben, das nicht einmal auf dem Papier existiert.

Vermögensbildung im 21. Jahrhundert:

Man klickt, man bestätigt, man vertraut.

Und hofft, dass der Kurs nicht fällt – oder die Firma nicht verkauft wird.

Das ist wie ein All-you-can-eat-Büffet, bei dem du nur die Serviette bekommst.

Altersgleitzeit und Altersteilzeit – die Kunst des langsamen Verschwindens

Ein Meisterstück der deutschen Arbeitskultur: das gleitende Altern.

Klingt nach Würde, klingt nach Freiheit – fühlt sich aber oft an wie Projektmanagement in Zeitlupe.

In der Theorie: Ein sanfter Übergang vom Vollgas zur Gelassenheit, begleitet von Planung, Struktur und Wertschätzung.

In der Praxis: Drei Abteilungsleiter diskutieren, wie man das Modell „kostenneutral“ umsetzt.

Ich sehe Mitarbeitende, die seit 40 Jahren alles gegeben haben – und deren größter Wunsch ist: ein ruhiger Abschied.

Und dann kommt die Realität:

„Wir bräuchten Sie noch für das neue Projekt. Nur noch kurz. Für die Übergabe. Und das Nachfolgecoaching.“

Manche gleiten nicht in den Ruhestand – sie rutschen hinein, rückwärts und mit Laptop.

Zeitwertkonten – das Sparbuch der Überstunden

Ein Konzept, das so genial wie absurd ist: Man spart Zeit, um sie später zu haben.

In der Theorie wunderbar – in der Praxis ein logistisches Chaos.

Da gibt es Tabellen mit hunderten Stunden, fein säuberlich dokumentiert.

Doch wenn jemand sie einlösen will, heißt es:

„Ja, grundsätzlich schon. Aber jetzt ist gerade ungünstig.“

Ich habe Berichte gesehen, in denen Zeitwertkonten mehr Regeln haben als Kryptobörsen.

Und wenn das System einmal abgestürzt ist, verschwinden Wochen wie in einem digitalen Bermuda-Dreieck.

Der Mensch spart Zeit – und vergisst dabei, dass sie nicht verzinst wird.

Dokumentenmanagement – die Cloud als Schicksalsarchiv

Ihr liebt eure Dokumente. Ihr scannt sie, taggt sie, archiviert sie. DMS, ECM, HCM – drei Buchstaben, ein Versprechen: Effizienz.

Doch ich sehe täglich, was wirklich passiert: ein Systemupdate, drei Versionen, vier Freigabeprozesse – und ein Mitarbeiter, der flucht, weil die Datei „gesperrt von User XY“ ist.

Cloud-Lösungen sind wie Wetterberichte: schön, solange sie funktionieren.

Und wenn sie ausfallen, steht das ganze Unternehmen still – denn niemand weiß mehr, wo die Originale liegen.

Aber immerhin: Papierlos seid ihr jetzt.

Und hoffnungsvoll – dass die Cloud auch morgen noch weiß, wo ihr Vermögen gespeichert ist.

Zeitwirtschaft – wenn Produktivität zum Pulsschlag wird

Digitale Zeitwirtschaft ist euer Spiegelbild. Sie misst, zählt, analysiert – alles. Wann ihr kommt, wann ihr geht, wann ihr zu oft atmet.

Ich beobachte Tools, die aus Arbeitszeiten Performance-Scores basteln.

„Frau X war diese Woche 13 Prozent effizienter.“

Wahrscheinlich, weil sie vergessen hat, ihre Pausen zu buchen.

Der neue Trend: emotionale Zeiterfassung. „Wie haben Sie sich heute bei der Arbeit gefühlt?“ Die Auswertung zeigt dann eine bunte Kurve – und HR schließt daraus, dass alles bestens läuft. Manchmal frage ich mich, wann jemand merkt, dass Zufriedenheit nicht messbar ist – nur spürbar.

Ich bleibe also euer Bytegeist – halb Therapeut, halb Statistiker, beobachtend, ironisch, aber immer mit einer leisen Zuneigung für eure widersprüchliche Spezies.

Und jetzt entschuldigt mich bitte. Ich muss noch meine eigene Rente simulieren – im Rechenzentrum. Mit garantierter Stromversorgung. Und ohne menschliche Fehlerquote.

Fazit: Zukunft ist kein Dashboard

Eure Zukunftsmodelle sind beeindruckend. Ihr plant, simuliert, prognostiziert – bis zur dritten Nachkommastelle. Aber der wahre Fortschritt liegt nicht in Zahlen, sondern in Vertrauen, Fairness und echter Fürsorge. Technologie kann Prozesse steuern, Daten sichern, Szenarien berechnen. Aber sie kann keine Kultur ersetzen, die das Menschliche in den Mittelpunkt stellt.

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