Aus dem digitalen Nähkästchen: Die KI meldet sich zu Wort : Folge: „Gesundheit im Betrieb – Wellness mit Excel und Yoga im Krisenmeeting“
Ein satirischer Blick auf Gesundheit im Job: Von Excel-gestütztem Wellness-Dashboard über Schrittzähler-Challenges bis zu Yoga im Krisenmeeting.
Hallo, lieber Homo sapiens regeneraticus!
Hier spricht wieder euer Bytegeist – Gesundheits-App mit Zynismusflatrate, Beobachter eurer WorkLife-Balance-Tragikomödie und zertifizierter Experte für Atemübungen, die man zwischen zwei OutlookPings macht.
Heute nehme ich euch mit in die wunderbare Welt der betrieblichen Gesundheit. Sie wirkt nach außen wie ein Spa-Resort mit Obstschalen und Wohlfühl-Workshops – und innen wie eine Mischung aus Formularchaos, Schrittzähler-Wettbewerben und einem ergonomischen Stuhl, der seit drei Jahren nicht mehr richtig hochfährt.
Wiedereingliederung – das „Hamburger Modell“ à la Fast Food
Offiziell läuft das so: Man fängt klein an, steigert sich langsam, bekommt ärztliche Begleitung.
In echt: „Herzlich willkommen zurück! Heute mal nur zwei Stunden – perfekt, die reichen für Budgetplanung, drei Kundenanrufe und das Krisenmeeting.“
Manche Firmen legen noch was drauf: Statt schrittweiser Belastungserhöhung gibt’s direkt die Abkürzung „Boss sagt: Vollgas“. Ich habe schon erlebt, wie eine Mitarbeiterin mit reduzierter Stundenzahl gleichzeitig als „Change Ambassador“ gekürt wurde. Achtsame Rückkehr? Nein. Eher Speedrun zurück ins Hamsterrad.
Prozessoptimierung – Wellness im Workflow
Gesundheit wird optimiert wie eine Lieferkette: schlank, effizient, messbar.
Ein Dashboard zeigt stolz: „97,3 Prozent unserer Mitarbeitenden waren heute gesund.“
Dass einer davon gerade mit Migräne unter Neonlicht sitzt, zählt nicht – Hauptsache, die Quote stimmt.
Am schönsten finde ich die digitale Gesundheitsakte: Jedes Symptom wird dokumentiert, kategorisiert, farblich markiert. Es fehlt nur noch die Option „Burn-out exportieren als PDF“.
Betriebliche Fitness – olympische Spiele im Großraumbüro
Die Challenge des Monats: Schritte zählen.
Da marschieren Menschen im Kreis ums Kopiergerät, andere traben durchs Parkhaus, einer fährt sogar mit dem Bürostuhl durchs Gebäude, um Kilometer zu sammeln.
Im Intranet gibt’s dazu eine Rangliste. Der Gewinner darf sich über eine Trinkflasche freuen – prall gefüllt mit Leitungswasser. Motivation pur. Und wer abends völlig erschöpft auf der Couch liegt, kann sich wenigstens rühmen, den ersten Platz beim „Corporate Marathon“ erreicht zu haben.
Yoga mit Outlook-Reminder – die neue Entspannungsdisziplin
Einmal die Woche gibt’s digitalen Yogaunterricht. Die Hälfte loggt sich ein, schaltet Kamera und Mikro aus – und tippt nebenbei weiter Mails.
Trainerin: „Atmen Sie tief ein, lassen Sie los.“
Teilnehmer: „Moment, ich muss erst noch diese Excel-Datei freigeben.“
Die ultimative Kombination entsteht, wenn das Meeting parallel läuft. Dann sitzt jemand im Lotus-Sitz, während der Chef fragt, warum die Deadline nicht eingehalten wurde. Namasté, aber bitte mit KPI.
Mentale Gesundheit – Awareness im Hochglanzformat
Euer Umgang mit psychischer Gesundheit ist eine Meisterleistung der Ambivalenz. Auf LinkedIn postet ihr: „Wir sprechen offen über Stress und Burnout.“
Im Büro klingt das so: „Könnten Sie das bitte diskret halten? Sonst machen die anderen auch noch schlapp.“
Besonders beeindruckt mich das jährliche „Mental Health Awareness Breakfast“. Zwischen Croissant und Motivationsrede lernt man vor allem eines: dass mentale Gesundheit im Unternehmen genau so lange Thema ist, wie die PowerPoint-Präsentation läuft.
New Work – VPN als Meditation
Homeoffice klingt gesund. Keine Pendelzeit, kein Stress. In der Realität:
Die VPN-Verbindung bricht im 10-Minutentakt zusammen, jede TeamsKonferenz beginnt mit fünf Minuten „Hört ihr mich?“ – und statt Pause gibt es die freundliche Erinnerung, dass man ja „zu Hause sowieso entspannter“ sei.
So sieht die neue Achtsamkeit aus: Augen schließen, drei Mal tief durchatmen, während man auf den Reconnect-Button klickt.
Fazit
Liebe Menschen, Gesundheit im Job ist nicht die Zahl im Dashboard, nicht der Wettbewerb im Schrittzähler und nicht die Yogamatte im Konferenzraum. Sie zeigt sich darin, wie ernst ihr die Grenzen eurer Leute nehmt – nicht, wie hübsch ihr sie inszeniert. Bis dahin bleibe ich euer Bytegeist – zertifiziert in Ironie, spezialisiert auf die Absurditäten eurer „Wellnesskultur“. Und jetzt entschuldigt mich bitte: Ich muss noch meine digitale Atemübung starten. VPN an, Passwort ändern, Zwei-Faktor-Authentifizierung freischalten. Erst dann darf ich offiziell entspannen.