Einführung eines richtigen IT-Nachhaltigkeitssystems : Noch nachhaltiger?
Bei nachhaltig denken immer noch viele an Natur, Ernährung, vielleicht auch schon an Recycling, aber immer noch zu wenig und zu selten an IT und Hardware. Das Umweltbewusstsein in Deutschlang hat in den letzten Jahren so stark zugenommen wie zuletzt vor etwa 60 Jahren mit den ersten Öko-Bewegungen. Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss auf die Außenwahrnehmung von Unternehmen und ihre Position am Markt durch ein umweltbewusstes Image, durch die ökologische Nachhaltigkeitsdimension ihrer Ressourcenpolitik – noch besser natürlich durch valide Nachweise.
Der Trend zum umweltbewussten Denken und Handeln spiegelt sich längst nicht nur im veränderten Konsumverhalten wider: Laut KfW-Klimabarometer 2023 von KfW Research zeigt sich, dass deutsche Unternehmen 2022 mit 17 Milliarden Euro deutlich mehr in den Klimaschutz investiert haben, mit einem beachtlichen Anstieg von 18 Prozent. Am häufigsten investieren Unternehmen in klimafreundliche Mobilität, gefolgt von Projekten zur Erzeugung oder Speicherung von Strom oder Wärme aus erneuerbaren Energien sowie in Energieeffizienzmaßnahmen im Gebäudebestand. Wie die Einführung eines richtigen IT-Nachhaltigkeitssystems „nicht nur ein wenig nach außen“ zur Wahrnehmung der klimatechnischen und politischen Verantwortung beiträgt, sondern grundlegend, ernsthaft und sozial wirksam angegangen werden kann, erklärt Claudia Di Chio, Partner-Manager IT, in diesem Interview.

Es gibt einen nicht zu unterschätzenden „Unternehmensfußabdruck“. Allein die Herstellung der Geräte verursacht beachtliche CO2 -Emissionen, gleichzeitig sind bereits für die Produktion zahlreiche wertvolle Ressourcen notwendig. Zudem verbrauchen elektrische Devices Energie. Haben diese ausgedient, fällt oftmals eine große Menge an Elektronikabfall für die nicht mehr benötigte Hardware an. Ein guter Grund, noch mehr umzudenken, denn nicht jedes Gerät gehört gleich auf den Müll, nur weil es nicht mehr benötigt wird.
Wie kommt man wirklich weg von den „Unternehmensschrottkammern“, zumal das Recycling von IT-Geräte häufig aufgrund der verbauten Materialien strengen regulatorische Auflagen unterliegt?
Wir müssen bedenken, dass ein neues Laptop mehrmals die Erde umrundet hat, bis es im Verkaufsregal steht. Zudem sind in einem Rechner bis zu 50 Rohstoffe enthalten und verbaut, wie Kupfer, Gold, Wolframit u. v. a., deren Verfügbarkeit endlich ist. Da IT-Hardware in unserer digitalen Welt nicht mehr wegzudenken ist, ist ein Verzicht keine Lösung. Insofern ist ein bedachter Umgang mit ihr zwingend notwendig. Es gibt Maßnahmen, IT- und Mobilgeräte zirkulär im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu nutzen, um Elektroschrott zu vermeiden und CO2 Emissionen zu reduzieren. Voraussetzung ist, IT nie als Abfallprodukt zu betrachten, wenn sie in einem Unternehmen ausgedient hat, sondern als ein Produkt, welches grundsätzlich für die Wiederverwendung geeignet ist. Unternehmen können ihre nicht mehr verwendbare IT an einen professionellen IT-Refurbisher verkaufen, der sich um die Aufbereitung der Geräte kümmert und am Ende des Produktlebenszyklus das fachgerechte Recycling zur Rohstoffrückgewinnung gewährleistet.
Bemerkung: Dass verbaute Materialien in IT-Geräte regulatorische Auflagen unterliegen, ist mir nicht bekannt. Oder ist das Thema Datenträger gemeint? Dann wäre Thema doch aber Datenschutz, oder?

Die langfristig wirksame Einführung von nachhaltigen IT-Systemen (damit ist die Hard- und Software gemeint) stellt Unternehmen und speziell die hierfür beauftragten Mitarbeitenden oftmals vor eine große Herausforderung, sich nicht nur in die Materie einzuarbeiten und Konzepte zur Erfassung und Bewertung zu erstellen. Viel zu oft übernimmt das jemand „so nebenbei“, obwohl unbedingt moderne und standardisierte Möglichkeit zur fach- und sachgerechten Wiederverwendung, für das Recycling oder zur Entsorgung notwendig sind. In welchen Bereichen fehlen am häufigsten (immer noch) die Aufmerksamkeit und das gezielte Augenmerk und wie lässt sich das besser und einfacher gestalten?
Will ein Unternehmen seine ausgemusterten IT- und Mobilgeräte verantwortungsvoll entsorgen, braucht es neben der sorgfältigen Planung vor allem die Implementierung eines IT-Ausmusterungsprozesses.

Nur so ist der Datenschutz garantiert und der Cashflow für das Unternehmen gewährleistet. Lange Lagerzeiten bedeuten am Ende nur Wertverlust und wirken sich negativ auf die Umwelt aus. Das bringt mich zu einem zweiten wichtigen Augenmerk: der Berichtspflicht in Bezug auf Corporate Social Responsibility (CSR). Unternehmen müssen ihre Aktivitäten in den Bereichen Environment, Social und Governance (ESG) offen darlegen. Die Nachhaltigkeitsziele sind konsequent zu reporten, dazu gehört auch der Umgang mit IT. Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen für ESG -Themen Ressourcen, Zeit und Budget zur Verfügung stellen. Professionelle Refurbisher können die soziale und ökologische Wirkung der fach – und sachgerechten Wiederverwendung von IT nachweislich messbar anhand von klaren KPIs darlegen. Neben den IT-Services sind diese Kennzahlen eine große Unterstützung für viele unserer Partner.
Verantwortung spielt bei diesen Themen heutzutage generell eine enorm große Rolle, nicht nur in Bezug auf Datenschutz und Datenvernichtung. Das nachhaltige Wirtschaften gehört hier ebenso dazu. Außerdem wünschen sich viele Lösungen, die nicht nur „irgendeinen grünen Stempel aufweisen“, sondern nachweislich nachhaltig und klimaschonend sind, darüber hinaus ihren Beitrag zu größeren gesellschaftlichen Entwicklungsthemen leisten und auf keinen Fall „irgendwelches Greenwashing“ darstellen.
Warum und wie kann hier das gezielte Weggeben für Wohltätiges genau das richtige zusätzliche Signal gegenüber Mitarbeitenden und Geschäftspartner darstellen?
Der Datenschutz und die korrekte Behandlung der Assets sind für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen die Grundvoraussetzung dafür, ihre aus gemusterte IT an einen IT-Dienstleister zu übergeben.

Der Refurbisher muss sicherstellen, dass alle Firmendaten auf allen Geräten bis zur zertifizierten Datenvernichtung 100 -prozentig geschützt und sicher sind. Datensicherheit beginnt daher bereits bei der Lagerung der Geräte und endet mit der Bereitstellung der entsprechenden Datenvernichtungsnachweise und Gerätereports. Unternehmen sollten sich daher vom IT-Dienstleister ihres Vertrauens die Prozesse genauestens erklären und am besten auch einmal in der Praxis zeigen lassen. Wo und wie werden unsere Geräte transportiert, gelöscht und aufbereitet? Welche Vertriebswege folgen danach? Sind soziale Partnerschaften möglich? Beispielsweise spenden manche unserer Partner refurbished Geräte an gemeinnützige Organisationen oder Bildungseinrichtungen. Auf diese Weise machen sie ihr Engagement erlebbar und zeigen ihren Kunden und Mitarbeitenden die identitätsstiftende Werte in der Wertschöpfungskette auf.
Vielen Dank für das Gespräch.
Dr. Silvija Franjic, Redakteurin + Jobcoach