Werte : Werte leben
Industrie 4.0 | Personalmanagement 4.0 |
|---|---|
Individualisierung der Produkte | Weniger Planen – Chancen nutzen |
Enge Bindung zwischen Kunden und Lieferanten | Kollaboratives Arbeiten im Netzwerk |
Intelligente Monitoring und Entscheidungsprozesse | Partizipative Führungskultur |
Optimierung in Produktion und Logistik | Flexible Arbeitsmodelle |
Industrie 4.0 – die Digitalisierung der Wirtschaft
Industrie 4.0 liegt nun vor uns. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts zeichnet sich erneut ein grundlegender Wandel der Produktionsweise ab. Die wachsende Vernetzung und zunehmende Kooperation von Mensch und Maschine ändert nicht nur die Art, wie wir produzieren, sondern schafft auch ganz neue Produkte und Dienstleistungen. Durch den kulturellen und gesellschaftlichen Wandel entstehen neue Ansprüche an Arbeit, auch die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen verändert sich. Je mehr sich die Wirtschaft digitalisiert und vernetzt, desto mehr Schnittstellen ergeben sich – in Entwicklung, Produktion und Vertrieb, national und global.
Personalmanagement 4.0
Den Mutigen gehört die Zukunft. Der Mitarbeiter von morgen agiert offen, probiert Dinge aus, bricht Regeln, macht Fehler und lernt daraus. Er denkt in Chancen. Eine Kernkompetenz im Jahr 2025 wird „Rollenflexibilität“ (Führungskraft, Mentor, Coach, Experte, Berater, Kollege …) sein, um hierarchieunabhängig partizipativ und vernetzt arbeiten zu können. Entscheidungen dürfen revidiert werden und stellen eine Entwicklungschance für die Organisation dar. Dies erfordert eine Fehlerkultur im Unternehmen. Fehler werden als Hilfe zum Erreichen des idealen Ergebnisses betrachtet und sind daher herzlich willkommen. Fehler können den Lernprozess verstärken. Eine weitere Kernkompetenz im Jahr 2025 wird „Informationsmanagement“ sein. Wissen allein ist nicht relevant. Es kommt darauf an, Inhalte zu filtern, zu strukturieren, zu systematisieren und zu wissen, wie man sie effizient nutzt und effektiv einsetzt.
Handlungsfelder
Führung 4.0 schafft Partizipation
Das Top-Management muss Partizipation initiieren, kommunizieren und vorleben. Das bedeutet Verantwortung teilen und Vertrauen haben. Das Erfolgskonzept des Mitarbeiters von morgen ist das Denken im „Wir“. Er fordert aktiv andere Meinungen ein, nutzt sie und tritt anderen wertschätzend gegenüber. Das Unternehmen muss volles Vertrauen in die Fähigkeiten, Kompetenzen und Loyalität der Mitarbeiter haben, gleichzeitig muss der einzelne Mitarbeiter dem Vertrauen und der Verantwortung durch sein tägliches Denken und Handeln gerecht werden. Diese Form der partizipativen Steuerung braucht Spielregeln, die für alle gültig sind. Auch diese Spielregeln müssen partizipativ erarbeitet werden! Welche Spielregeln brauchen wir, um effektiv arbeiten und Entscheidungen treffen zu können? Es gilt, eine Kultur des lösungsorientierten Scheiterns zu etablieren. Die Mutigen zeigen ihre bad practices und werden dafür wertgeschätzt.
So entstand etwa in Berlin eine Plattform, auf der junge Startup-Unternehmer über ihre Misserfolge berichten. Entscheidungen werden so dezentral wie möglich getroffen. Manager fungieren dadurch nicht mehr als Alleinentscheider, sondern als Moderatoren des Entscheidungsprozesses. Die Expertise liegt im Kollektiv, innerhalb und außerhalb der Organisation und damit im Netzwerk und sie soll zur Entscheidungsfindung genutzt werden. Dies wird zu Konfliktsituationen mit der „alten“ Generation führen, für die Partizipation und Vernetzung keine Selbstverständlichkeit sind. Die Aufgabe des Personalmanagements wird sein, die Mitarbeiter und die Führungskräfte auf dem Weg zum partizipativen Unternehmen zu begleiten und vermutlich an die Hand zu nehmen. Das Unternehmen muss flexibel auf Personal ausgerichtete Karriereperspektiven und gestalterische Freiräume unabhängig von festen Berufsbildern schaffen.
Innovation 4.0 (collaborative work)
Innovation entsteht zunehmend durch Kollaboration (collaborative work). Verschiedene Perspektiven werden in Betracht gezogen. Interdisziplinäres Arbeiten prägt den Arbeitsalltag, das bedeutet Herrschaftswissen wird aufgegeben – Informationstransparenz als Grundlage von Entscheidungen führt zur Identifikation des Einzelnen mit der Aufgabe und dem Unternehmen. Das Unternehmen wird intelligenter. Die Gesamtheit des impliziten Wissens, die Gesamtheit der Fähigkeiten und Erfahrungen und die Gesamtheit der Beziehungen das Netzwerk des Personals werden für das Unternehmen nutzbar. Eine Kernkompetenz im Jahr 2025 wird „Veränderungsleidenschaft“ sein, um Spaß daran zu haben mit der immer schneller werdenden technologischen Entwicklung mitzumachen und sich immer wieder wechselnden Themen zu stellen!
Kultur 4.0 (Teamarbeit im Netzwerk)
Raus aus der Komfortzone, um sich Transparenz und Selbstverantwortung zu stellen. Unternehmenssteuerung erfolgt nicht mehr über Kontrolle, sondern über die Schaffung von Möglichkeiten. Mitarbeiter in diesem Unternehmen sind nach innen wie nach außen vernetzt (Wissenstreiber, Netzwerker, Coach, Motivator). Team Spirit und Teamerfolge sind wichtige Werte im Unternehmen. Eine Teamkultur, die Sicherheit bietet, ermöglicht auch eine offene Kommunikation und einen offenen Umgang mit Fehlern. Führungsleistung und Ergebnisse werden im Kollektiv gemessen und honoriert. Die Motivation der Führungskraft ist nicht Status und Geld, sondern ‚Spaß am Führen‘. Eine erfolgreiche Unternehmenskultur der Zukunft erfordert gegenseitiges Informations- und Knowledge Sharing über alle Unternehmensebenen. Unternehmen müssen Medien und Plattformen einsetzen, die den Austausch der Mitglieder unabhängig von Standort und Zeit ermöglichen. Verstecktes Know-how und Talent in der Firma werden transparent.
Das erfolgreiche Unternehmen der Zukunft integriert kollaborative und partizipative Arbeitsformen und ermöglicht so den Mitarbeiter/innen, mit unsicheren Situationen umzugehen. Partizipative Steuerung braucht Visionen und Ziele, um Orientierung zu bieten. Auch Visionen und Ziele müssen über definierte partizipative Prozesse anpassbar sein. Mitarbeiter agieren als Mitunternehmer, sie besitzen Unternehmensanteile, werden am Erfolg beteiligt und beeinflussen die Unternehmensstrategie. Mitarbeiter sind der wichtigste Recruiting Kanal und wirken als Botschafter, Gestalter und Multiplikatoren, sie sind multimedial und international vernetzt. Die Unternehmenskultur vereint private und berufliche Interessen aller Mitarbeiter. Veränderungen werden als fortlaufender Prozess verstanden. Entscheidungsbefugnisse sind zweckgebunden vereinbart; werden jedoch konstant hinterfragt und angepasst. Transparenz und Geschwindigkeit der Netzwerkkommunikation sind KPIs. Veränderte Selbstorganisationskompetenz liefert eine auf die Anforderung von Home-Office angepasste Fähigkeit zur Priorisierung von Zielen, Aufgaben und Abläufen.
Flexibilität 4.0
Flexibilität bedeutet flache Organisationsstrukturen, arbeiten auf Augenhöhe, Freiraum für mentale Flexibilität und deren Akzeptanz sowie der Freiraum für die Selbstbestimmung vom Arbeitsort und Zeit. Für ein partizipatives und vernetztes Arbeiten ist es notwendig, dass die Sicherheit des Arbeitsplatzes gewährleistet ist, die Visionen allen Mitarbeitern bewusst ist sowie eine Kultur gegenseitigen Vertrauens gelebt wird. Die Sicherheit und Struktur darf die Flexibilität nicht einschränken, gleichzeitig darf die Flexibilität die Sicherheit und Struktur nicht aushebeln. Entscheidungen und Entscheidungswege müssen nachvollziehbar und transparent sein, Funktionen und Hierarchien verlieren an Bedeutung und werden sukzessive ersetzt durch Aufgabenorientierung und in interdisziplinäre Projekte eingebunden. Es wird ein Freiraum benötigt, der von Vertrauen geprägt ist und Führen auf Augenhöhe ermöglicht. Der Entscheidungsprozess ist transparent für die Mitglieder der Organisation. Informationen über Vision und Unternehmensstrategie werden verständlich übermittelt, um Partizipation in konkreten Entscheidungssituationen zu gestalten. Die Führungskraft führt einen kontinuierlichen Dialog mit Mitarbeitern, als Coach, Mitarbeiterentwickler, Feedback-Geber und Motivator. Entscheidungen werden im Konsens getroffen statt als Kompromiss. Das erfordert das Aufgeben von Positionen zugunsten der Bedürfnisse.
Neue Herausforderungen an die Arbeitswelt
Die Arbeitswelt wird sich durch Industrie 4.0 und die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft deutlich verändern. Die Kommunikation in den Fabriken der Zukunft verläuft naht- und drahtlos und ermöglicht eine effizientere Interaktion zwischen Beschäftigten und intelligenten Produktionsmaschinen. Diese Entwicklung eröffnet Chancen für eine Neuorganisation der Arbeit, zum Beispiel für gesundheitsfreundlich gestaltete Arbeitsorte sowie flexiblere und familienfreundliche Arbeitszeitregelungen. Gleichzeitig gilt es Standards, beispielsweise in der Aus- und Weiterbildung, zu prüfen und sie an neue Anforderungen anzupassen. Industrie 4.0 kann den Beschäftigten neue Gestaltungsspielräume eröffnen und erfordert gut ausgebildete Fachkräfte mit entsprechenden Qualifikationen.

