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Fachleute stellen sich vor : Der Weg nach Rom

LOHN+GEHALT sprach mit der Payroll-Expertin Sandra Schön über ihre Freude an den Herausforderungen der Entgeltabrechnung, ihre Erfahrungen mit Regeln und Gesetzen – und über ihre besondere Beziehung zur Landwirtschaft.

Lesezeit 2 Min.

Frau Schön, den Ausbildungsberuf des „Entgeltabrechners“ gibt es in Deutschland nicht, daher speist sich dieses Tätigkeitsfeld mehr oder weniger aus Quereinsteigern. Welchen Beruf haben Sie ursprünglich gelernt und wie sind Sie in diese Sparte geraten?

Auf dem verschlungenen Weg der Jahreszeiten: Eine junge Frau in gemütlicher Herbstkleidung steht bereit für ein Abenteuer auf einer Serpentinenstraße, die von den Schatten wechselnder Blätter bedeckt ist.

Viele Wege führen bekanntlich nach Rom, meiner begann bei einer Bank. Zunächst habe ich eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolviert. Leider wurde ich damals nur befristet übernommen. Deshalb habe ich mich entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen, und absolvierte eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten in einem Steuerbüro. Im Zuge dieser Ausbildung kam ich bald in Kontakt mit der Entgeltabrechnung und merkte schnell, dass dieser Bereich sehr anspruchsvoll und vielseitig sein kann. Das empfand ich als Herausforderung, es gefiel mir.

Das Feld der Entgeltabrechnung ist in der Tat komplex. Wie haben Sie sich Ihr Wissen angeeignet und wie bilden Sie sich fort?

„Komplex“ ist das passende Wort – und leider wird oft unterschätzt, wie anspruchsvoll diese Tätigkeit ist. Deshalb freue ich mich darüber, dass z. B. die Steuerberaterkammern mittlerweile eine Prüfung zum Fachassistenten Lohn und Gehalt abnehmen und es vereinzelt Anbieter für die Fortbildung zum „Payroll-Experten“ gibt. Ich habe diese Weiterbildung in Anspruch genommen und kann sie nur empfehlen.

Natürlich ist das Geschäft auch schnelllebig und man muss sich regelmäßig mit gesetzlichen Änderungen befassen, zum Beispiel durch Seminare oder Fachbücher. Empfehlen kann ich auch einschlägige Gruppen in den sozialen Medien wie die Facebook-Gruppe „Fachassistent/ in Lohn und Gehalt“, welche hervorragende Plattformen für den fachlichen Austausch sind.

Was ist Ihr Antrieb, als „Payrollerin“ zu arbeiten?

Ich wollte einfach gerne mehr über diesen Fachbereich erfahren. Im Bereich der Entgeltabrechnung kommen bei Arbeitgebern häufig Fragen auf, die sie ihren Steuerberatern stellen. Erste Ansprechpartner in den Steuerbüros sind natürlich wir. Es muss eine Vielzahl an Gesetzen, Verordnungen und Vorschriften beachtet werden, sowohl im Lohnsteuer-, Sozialversicherungs- als auch im Arbeitsrecht. Und natürlich ändert sich in all diesen Bereichen ständig irgendetwas. Mir bereitet es Freude, wenn ich unseren Kunden fachlich weiterhelfen kann – und auch in meinem privaten Umfeld bin ich gerne da, wenn jemand Fragen zu seiner Entgeltabrechnung hat (lacht).

Wie sehen Sie Ihre beruflichen Perspektiven?

Ich hoffe und denke, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe. Ich bereue es jedenfalls nicht und hoffe, noch viele Jahre in diesem Bereich arbeiten zu dürfen. Wenn ich mich zudem umsehe, werden überall Fachleute für Entgeltabrechnung gesucht.

Wenn Sie entscheiden könnten: Welche Maßnahme würden Sie ergreifen, um die Entgeltabrechnung in Deutschland einfacher und transparenter zu machen?

Nun ja, ich habe festgestellt, dass letztlich jedes Gesetz seine Daseinsberechtigung hat. Es geht um wichtige Dinge wie die soziale Absicherung der Arbeitnehmer und ihren arbeitsrechtlichen Schutz. Es geht auch darum, den Arbeitgebern einen klaren Leitfaden und bestimmte Gestaltungsmöglichkeiten an die Hand zu geben. Sicher, es sind viele und umfangreiche Vorschriften, doch halte ich diese auch für notwendig. Änderungen möchte ich nicht vorschlagen, da sollten wir vielleicht lieber den Gesetzgeber wirken lassen (lacht).

Welchen Traumberuf hatten Sie zu Jugendzeiten?

Das ist doch ganz klar: Prinzessin (lacht). Nein, im Ernst, ich wollte Landwirtin werden. Ich wuchs auf einem Bauernhof auf und hätte mich am liebsten den ganzen Tag an das Bein meines Vaters gebunden, so begeistert war ich von dem, was er tat. Es war eine tolle Kindheit.

Markus Matt

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