Banner Online Kompaktkurse für fundiertes Wissen zu neuesten Gesesetzesänderungen und Abrechnungskriterien
Free

Mitarbeitergewinnung : Der beste Nachwuchs ist der eigene!

Jürgen HeidenreichFokus
Lesezeit 5 Min.

Strategien zum erfolgreichen Azubi-Recruiting

Personalverantwortliche haben es längst registriert: Der Bewerbermarkt hat sich gedreht. Fachkräfte sind gesucht und können aus mehreren Angeboten potenzielle Arbeitgeber auswählen. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist es da nicht immer leicht, gegen die Großen der Branche zu bestehen. Deshalb ist es natürlich sinnvoll, den Fachkräftebedarf möglichst durch eigenen Nachwuchs zu sichern. Aber auch das ist nicht immer ganz einfach.

Konnten die Unternehmen vor einigen Jahren noch aus einer großen Zahl von Bewerbern für einen Ausbildungsplatz auswählen und sich „die Rosinen“ herauspicken, bleiben heute viele Ausbildungsplätze unbesetzt.

Wenn die Nachfrage nach Bewerbern größer ist als das Angebot, muss man sich schon etwas einfallen lassen, um die Nase vorn zu haben. Es gibt verschiedene Strategien, um zu erreichen, dass sich ein Bewerber gerade für dieses Unternehmen entscheidet – und auch bei seiner Entscheidung bleibt.

Präsent sein

Kleinere Unternehmen — auch unsere „hidden champions“ — haben oft das Problem, dass sie nicht bekannt genug sind. Gerade im B2B-Bereich gibt es Unternehmen mit mehreren tausend Mitarbeitern weltweit, die außerhalb des direkten Umfelds niemand kennt — weil ihr Name auf keinen Plakaten und in keiner Werbung auftaucht. Eine Reihe von Automobilzulieferern beispielsweise gehört in diese Kategorie. Ohne sie und ihre Arbeit würde kein Auto das Band verlassen — aber niemand außerhalb der Branche kennt sie.

Also müssen sie für sich und ihre Jobs werben, sich bekannt machen. Möglichkeiten dafür gibt es viele — man muss sie nur nutzen. Wichtig ist, sich nicht auf eine Methode zu verlassen, sondern verschiedene Suchmöglichkeiten zu kombinieren.

  • Anzeigen

Sie sind noch nicht ganz aus der Mode — die klassischen Ausbildungsplatzangebote in den Zeitungen, schwerpunktmäßig allerdings eher regional. Daneben bieten sich die Ausbildungsplatzbörsen im Internet an. Hier gibt es eine ganze Reihe, teilweise allerdings auch eher regional ausgerichtet, wie etwa von den Handwerkskammern.

  • Azubi-Messen

Die Präsenz auf Azubi-Messen ist aufwendig, aber fast unverzichtbar. Gerade regional orientierte Bewerber und Unternehmen können auf diesem Weg zueinanderfinden. Und nicht zu vergessen: Der Weg zum Azubi führt oft über das Herz der Eltern — auf vielen Messen können Sie diese ebenfalls erreichen. Die Messepräsenz macht es oft möglich, den Beruf interessant darzustellen, etwa durch kleine Aktionen zum Selbermachen. Nutzen Sie Ihre vorhandenen Azubis als Kontakter — diese können ihre Altersgenossen am ehesten von der Qualität der Ausbildung und des Unternehmens überzeugen.

  • Arbeitsagentur

Zugegeben, die Arbeitsagentur hat nicht immer den besten Ruf, insbesondere was die Vorabauswahl und die Berufsempfehlung für die jungen Menschen angeht. Trotzdem kann es nicht schaden, die Ausbildungsplätze dort zu melden — manchmal funktioniert es ja doch. Zudem ist die Beratungsqualität regional sehr unterschiedlich — probieren Sie es einfach mal aus. Wenn Sie über die Agentur nur unpassende Bewerber erhalten sollten, können Sie die Meldung ja jederzeit zurückziehen.

  • Schulbesuche und Praktika

Wenn Sie die Möglichkeit haben, nutzen Sie Kontakte zu den Schulen vor Ort. Viele Lehrer sind dankbar, wenn Unternehmen ihre Berufe vorstellen, denn sie selbst verfügen oft nicht über die eigentlich notwendigen Kenntnisse, sollen aber Berufskunde unterrichten.

Nutzen Sie die von den Schulen vorgesehenen Praktika der Schüler. Bieten Sie Praktikumsplätze an, auch aktiv (Schwarzes Brett an der Schule). Sie machen so auf sich aufmerksam und beide Seiten haben die Chance, sich schon im Vorfeld kennenzulernen. Praktika können auch außerhalb der vorgeschriebenen Zeiträume durchgeführt werden. Bieten Sie doch mal während der Ferien ein bezahltes Praktikum an — die Schüler können dann das Praktische mit dem Angenehmen (Taschengeld) verbinden.

  • Mitarbeiter

Immer mehr Unternehmen entdecken das Potenzial, das ihre Mitarbeiter mitbringen. Jeder von ihnen hat einen mehr oder weniger großen Bekanntenkreis, dort wird es immer den einen oder anderen jungen Menschen geben, der einen Ausbildungsplatz sucht. Und wer kann besser für eine Tätigkeit in Ihrem Unternehmen werben als zufriedene Mitarbeiter?

Zwei Personen in blauer Arbeitskleidung und Schutzbrillen arbeiten an einer blauen Industriemaschine. Sie sind konzentriert auf ihre Aufgabe, während eine Person etwas erklärt. Beide tragen schwarze Schutzkappen.
  • Studienabbrecher

Viele junge Menschen mit Abitur beginnen ein Studium, obwohl sie dafür gar nicht wirklich geeignet sind. Hauptgründe sind die Ansprüche und Erwartungen der Eltern. Jedes Jahr brechen rund 160.000 junge Menschen ihr Studium vorzeitig ab.

Meist weil sie erkennen, dass sie einfach für sich den falschen Weg gewählt haben. Ein großes Potenzial für die duale Ausbildung. Gerade Studenten, die mit der theoretischen Ausbildung an der Hochschule Probleme haben und lieber praktisch arbeiten würden, entscheiden sich bei einem Wechsel für eine klassische Ausbildung oder für ein duales Studium.

Eine grün-weiße Infografik wirbt in deutscher Sprache für die Zertifizierung „Best Place to Learn“ für Ausbildungsbetriebe. Sie beschreibt den Evaluierungsprozess, der Faktoren wie Abbruchquoten, Zertifikate und Organisation berücksichtigt. Enthält einen Website-Link.

 

Ein deutscher Text mit dem Titel „Die optimale Anzeige“ befasst sich mit der Bedeutung ansprechender Stellenanzeigen. Er betont ansprechende Bilder, realistische Erwartungen an Bewerber und das Angebot von Entwicklungsmöglichkeiten. Der Text ist auf dunklem Hintergrund mit heller Schrift.

 

Schnell sein!

„Der frühe Vogel …“ hat auch beim Azubi-Recruiting die Nase vorn. Die jungen Leute sind heute schnelle Antworten gewohnt — das Internet und die sozialen Netzwerke lassen grüßen. In Befragungen wird immer wieder deutlich, dass die jungen Leute eine schnelle Antwort erwarten. Die Zeiten, in denen die Unternehmen nur einmal im Jahr zu einem bestimmten Termin Tests und Bewerbungsgespräche durchgeführt haben, sind definitiv vorbei. Wenn sich ein geeigneter Kandidat bewirbt, müssen Sie schnell sein und ihn „verhaften“. Sonst geht er zu einem anderen Unternehmen.

Gerade wenn Sie Online-Bewerbungen anbieten, ist eine schnelle Reaktion Verpflichtung. Das muss nicht heißen, dass Sie am nächsten Tag die Entscheidung treffen müssen, aber eine sofortige Antwort und ein konkreter — kurzfristiger — Termin für ein Gespräch sind obligatorisch.

Halten und sichern

Wenn Sie Ihren Kandidaten gefunden und einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben, müssen Sie ihn auch festhalten. Dazu gibt es verschiedene Strategien. Wichtig ist, dass Sie zwischen Vertragsabschluss und Ausbildungsbeginn stetig Kontakt halten. Bewährt haben sich der Kontakt mit den Auszubildenden des Unternehmens, sowie die Einbeziehung in Aktivitäten des Unternehmens (Betriebsausflug, Weihnachtsfeier usw.). Erfolgversprechend ist es zudem, die Eltern einzubeziehen. Das kann im Rahmen eines Tages der offenen Tür oder eines besonderen Azubi-Tage geschehen. Ziel ist es immer, die Verpflichtung und Verbindlichkeit zu erhöhen, um eine spätere Absage so schwer wie möglich zu machen.

Fazit

Azubi-Recruiting ist kein Selbstgänger mehr. Die Unternehmen müssen sich anstrengen und neue Wege gehen. Gerade die kleinen und mittleren Betriebe müssen sich etwas einfallen lassen. Das Recruiting ist schwieriger und anspruchsvoller geworden, aber möglich.

Porträt eines Mannes mit Brille, Schnurrbart und hellem Haar, Anzug und roter Krawatte. Der Begleittext lautet: „Jürgen Heidenreich, Fachautor und Fachjournalist, Schwerpunkte: Sozialversicherung und Personalwesen.

 

Diesen Beitrag teilen: