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Blog „Entgelt & Co.“ – Der Jahreswechsel : Politische Unsicherheiten und wirtschaftliche Veränderungen

Der Jahreswechsel steht vor der Tür, und die Unternehmen stehen vor einem arbeitsintensiven Zeitraum. Besonders für die Payroll bedeutet der Übergang ins neue Jahr nicht nur das Ende eines Jahres, sondern auch einen Anstieg an administrativen Aufgaben. Gleichzeitig schafft die aktuelle politische Lage, sowohl national als auch international, Unsicherheiten für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Lesezeit 4 Min.

Die Arbeitsbelastung ist in einigen Unternehmen grundsätzlich hoch, und Überstunden sind in vielen Abteilungen nicht ungewöhnlich. Doch der Jahreswechsel verschärft die Situation noch einmal deutlich, denn das Jahresende ist traditionell eine der geschäftigsten Zeiten für Unternehmen. Zahlreiche Aufgaben in den Bereichen Lohnabrechnung, Personalwesen und Buchhaltung erfordern besondere Aufmerksamkeit. Zum Beispiel müssen Steuertabellen angepasst und Sozialversicherungswerte überprüft werden. Neben den internen Prozessen stellen jedoch auch äußere Rahmenbedingungen Unternehmen vor Herausforderungen.

Politische Unsicherheiten: Auswirkungen der bevorstehenden Neuwahlen

Bundeskanzler Olaf Scholz hat angekündigt, im Dezember 2024 die Vertrauensfrage zu stellen, um Neuwahlen im Februar 2025 zu ermöglichen. Bis dahin sollen wichtige Gesetzesvorhaben, bei denen breite Einigkeit besteht, umgesetzt werden. Doch was passiert, wenn diese Gesetzesvorhaben nicht rechtzeitig verabschiedet werden? Die Unsicherheit über mögliche politische Blockaden bis zu den Neuwahlen sorgt sowohl bei Arbeitnehmern als auch bei Arbeitgebern für Nervosität. Arbeitnehmer fürchten Kürzungen oder Arbeitsplatzverluste, während Unternehmen ihre Planung für 2025 erschwert sehen.

Internationale Herausforderungen: Auswirkungen von Trumps Wiederwahl

Donald Trumps Wiederwahl als US-Präsident und seine angekündigte protektionistische Wirtschaftspolitik erhöhen den Druck auf deutsche Unternehmen. Geplante Importzölle auf europäische Produkte und eine Senkung der US-Unternehmenssteuern gefährden die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exportfirmen, insbesondere in der Automobil- und Maschinenbauindustrie. Firmen müssen verstärkt auf den europäischen Binnenmarkt und alternative Handelspartner setzen, um Risiken zu minimieren.

Wichtige Änderungen zum Jahreswechsel 2024/2025

Der Jahreswechsel bringt nicht nur wirtschaftliche und politische Herausforderungen mit sich, sondern auch zahlreiche gesetzliche Änderungen, die Unternehmen beachten müssen. Selbstbestimmungsgesetz: Stärkung von Diversität und Inklusion Das Selbstbestimmungsgesetz, das 2025 in Kraft tritt, bietet trans- und intergeschlechtlichen Menschen die Möglichkeit, einfacher ihren Geschlechtseintrag und ihren Namen zu ändern – ohne aufwendige Nachweise oder ärztliche Gutachten. Die Einführung des Gesetzes ist mehr als nur eine rechtliche Vorgabe – sie fordert Unternehmen auf, Diversität aktiv zu leben. Somit müssen Unternehmen diese Änderungen nicht nur organisatorisch umsetzen, sondern auch ihre Kultur der Inklusion stärken. Zu den notwendigen Anpassungen gehören:

  • Personalakten und IT-Systeme: Mitarbeitende müssen ihren Namen und Geschlechtseintrag in internen Systemen (wie Gehaltsabrechnung, E‑Mail-Adressen oder Firmenausweisen) schnell und unkompliziert aktualisieren können.
  • Arbeitsverträge: In neuen oder bestehenden Arbeitsverträgen ist sicherzustellen, dass die Ansprache der Mitarbeitenden korrekt erfolgt. Diskriminierende oder stereotype Formulierungen müssen vermieden werden.
  • Schulungen für Führungskräfte und Teams: Um Unsicherheiten oder unbewusste Diskriminierungen zu verhindern, sollten Unternehmen Schulungen anbieten, die Sensibilität für geschlechtliche Vielfalt schaffen und einen respektvollen Umgang fördern.

EU-Entgelttransparenzrichtlinie

Die EU-Entgelttransparenzrichtlinie, die bis Juni 2026 umgesetzt werden muss, zielt darauf ab, die Entgeltungleichheit zwischen Männern und Frauen zu beseitigen und für faire Gehaltsstrukturen zu sorgen. Sie stellt dabei deutlich höhere Anforderungen als das bisherige deutsche Entgelttransparenzgesetz.

Kernpunkte der Richtlinie:

  • In Stellenausschreibungen müssen Informationen über Einstiegsgehälter oder Gehaltsspannen bereitgestellt werden und gleichzeitig wird es Arbeitgebern untersagt, zukünftige Mitarbeitende nach früheren Gehältern zu fragen.
  • Mitarbeitende erhalten das Recht, Einsicht in die Gehälter innerhalb des Unternehmens zu nehmen, aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Gruppen von gleichwertigen Tätigkeiten.
  • Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten müssen regelmäßig Berichte über das geschlechtsspezfische Lohngefälle erstellen; Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitenden sind ab 2027 jährlich berichtspflichtig; für kleinere Unternehmen gelten gestaffelte Fristen.
  • Zeigt die Berichterstattung ein Lohngefälle von mehr als 5 Prozent, sind Arbeitgeber verpflichtet, in Zusammenarbeit mit Arbeitnehmervertretern eine Entgeltbewertung durchzuführen.

Unternehmen, die gegen die Vorgaben der Richtlinie verstoßen, drohen hohe Geldstrafen. Zudem können Sammelklagen von Betroffenen und Gewerkschaften eingereicht werden.

Digitalisierung von Arbeitsverträgen

Ein weiteres zentrales Thema zum Jahreswechsel ist die Digitalisierung von Arbeitsverträgen, die durch das Bürokratieentlastungsgesetz IV (BEG IV) ab dem 01.01.2025 vereinfacht wird. Diese Änderungen lösen einen der größten Kritikpunkte am bisherigen Nachweisgesetz (NachwG): die Verpflichtung zur Schriftform.

Zukünftig können Arbeitsbedingungen in Textform (z. B. per E‑Mail oder über eine digitale Plattform) nachgewiesen werden. Ein Austausch von Dokumenten in Papierform ist nicht mehr zwingend erforderlich. Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass Mitarbeitende den Zugang der Unterlagen bestätigen können, z. B. durch eine Empfangsbestätigung in der E‑Mail. Änderungen von Arbeitsbedingungen müssen nicht mehr schriftlich erfolgen, sondern können ebenfalls digital dokumentiert und übermittelt werden.

Für Branchen mit einem hohen Risiko für Schwarzarbeit – etwa Bau- oder Reinigungsgewerbe – bleibt die Verpflichtung zur Schriftform bestehen. Auch befristete Arbeitsverträge müssen weiterhin in Schriftform abgeschlossen werden, da das Teilzeit- und Befristungsgesetz hier Vorrang hat.

Fazit

Eine Zeit der Unsicherheiten und Chancen

Der Jahreswechsel stößt diesmal auf viele unterschiedliche Herausforderungen. Die politischen Unsicherheiten durch die bevorstehenden Neuwahlen und die internationalen Veränderungen unter Trumps Präsidentschaft erhöhen den Druck auf die Wirtschaft. Gleichzeitig erfordern gesetzliche Neuerungen eine schnelle und sorgfältige Umsetzung, daher sollten sich Unternehmen proaktiv auf die anstehenden Änderungen vorbereiten, ihre internen Prozesse überprüfen und flexibel auf politische und wirtschaftliche Entwicklungen reagieren. Eine enge Zusammenarbeit aller Abteilungen ist nun erforderlich sowie eine gute Planung für 2025.

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