Fokus /// Entsendung : Umsicht und Sorgfalt sind immer auch Wettbewerbsvorteile : Die umsichtige Organisation einer Entsendung lohnt sich für Unternehmen
Die deutsche Wirtschaft ist bekannt für ihre mittelständische Prägung und die vielen, zum Teil wenig bekannten Hidden Champions. Nicht nur die unbekannten Technologie- und Marktführer sind für die transnationalen und globalen Märkte aufgestellt. De facto sind alle größeren Mittelständler international unterwegs, sowohl im Einkauf als auch im Absatz. Nicht alles lässt sich digital und über E-Mails erledigen. Gute Geschäftsbeziehungen leben vor allem von den persönlichen Beziehungen, natürlich auch durch das ehrliche Bekunden, dass uns direkte, gute Kontakte vor Ort wichtig sind.
Die Pflege von Beziehungen im Ausland, das persönliche Erkunden von Märkten und die Qualitätsaudits bei Lieferanten sind das eine. Doch oftmals erfordert die nachhaltige Entwicklung unserer Exportmärkte auch die mehrmonatige Präsenz im Gastland, um den eigenen Aufgaben bei der Steuerung einer Beteiligungsgesellschaft gerecht zu werden, oder den Einsatz von Service-Mitarbeitern bei Kunden über viele Tage und Wochen. Es ist gut, dass unsere Unternehmen die Chancen auf den globalen Märkten suchen und wahrnehmen. Dabei führen die Wege immer öfter nicht nur in Länder, die uns mit ihrer Kultur, Geschichte und ihrem politischen System vertraut und unkompliziert erscheinen, sondern auch in jene Länder und Regionen, in denen die Menschen anderen Traditionen und Bräuchen folgen, das Staatswesen gänzlich anders oder auch gar nicht funktioniert und Geschäfte auf andere Art gemacht werden.
So attraktiv diese Märkte auch immer sein mögen, sie sind vor allem anders. Anders heißt dabei zunächst einmal, dass unsere Mitarbeiter und Führungskräfte dort auf andere Verhältnisse und Erwartungen treffen. Damit nicht genug, ändert sich für die Entsandten auch daheim so einiges. Der Arbeitsvertrag, womöglich Steuern und Sozialversicherungen und nicht wenig im familiären Umfeld. So wird deutlich, dass zum Geschäftserfolg im Ausland nicht nur gute Ertragsaussichten gehören, sondern auch eine solide Organisation und Vorbereitung. Die richtigen Menschen mit den passenden Kompetenzen und Persönlichkeitseigenschaften müssen gefunden und für die neue Verwendung gewonnen werden, Menschen, die sich motiviert der neuen Aufgabe widmen und die sich durch das „Gesamtpaket“ der Entsendung gewertschätzt fühlen.
Die Obhutspflichten des Arbeitgebers gegenüber den Expatriats und Business Travellers sind vielschichtig. Und nicht immer ist die Administration mittelständischer Unternehmen darauf vorbereitet und mit den erforderlichen Kompetenzen und Erfahrungen ausgestattet. Wo das der Fall ist, sollten Geschäftsführungen und Personalleiter externen Sachverstand und Unterstützung hinzuziehen. Das ist sicherlich nicht umsonst zu haben. Es ist aber unerlässlich, wenn wir ein Organisationsverschulden der Arbeitgeberseite ausschließen wollen.
Wer weiter denkt, wird schnell zu der Erkenntnis kommen, dass Haftungsfragen durchaus eine Relevanz haben. Mittelfristig wird aber entscheidender sein, ob es uns gelingt, die guten Leute für die Entwicklung unserer Geschäfte in neuem oder schwierigem Umfeld zu gewinnen und sichere Rahmenbedingungen für den wirtschaftlichen Erfolg unseres Engagements im Ausland zu schaffen. Das ist die Basis für einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil in interessanten, aber umkämpften Märkten.

Jens Washausen
Koordinator des Experten-Netzwerkes Cross Globe (www.crossglobe.de) und Geschäftsführer der GEOS Germany GmbH (www.geos-germany.com)
Bonn