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Homeschooling und Homeoffice : Ausbildung in Corona-Zeiten: Geht das überhaupt?

Corona hat viele Beschäftigte von gestern auf heute ins Homeoffice verbannt. Mit allen Vor- und Nachteilen. Aber wie ist das denn mit den Auszubildenden? Kann man die denn auch einfach ins Homeoffice schicken und dort virtuell ausbilden?

Lesezeit 3 Min.
Eine Frau, die auf dem Boden neben einem großen Fenster sitzt, arbeitet konzentriert an ihrem von natürlichem Licht beleuchteten Laptop in einer gemütlichen und ungezwungenen häuslichen Umgebung und konzentriert sich dabei auf Personalressourcen.

Ein rechtlich auf den ersten Blick eigentlich nicht. Das Berufsbildungsgesetz schreibt nämlich vor, dass der Ausbildende den Auszubildenden selbst auszubilden oder einen Ausbilder oder eine Ausbilderin ausdrücklich damit zu beauftragen hat. Dieser Ausbilder oder Ausbildungsbeauftragte muss grundsätzlich in der Ausbildungsstätte anwesend sein. Nur so kann er den Auszubildenden ordentlich anleiten und die Arbeitsergebnisse kontrollieren. Eigentlich …

Corona hat jedoch eine besondere Situation geschaffen, in der eine Güterabwägung vorzunehmen ist, nämlich zwischen der eigentlich rechtlich vorgeschriebenen Anwesenheitspflicht und übergeordneten Werten, etwa der Gesundheit des Auszubildenden und der anderen Mitarbeiter. Es würde auch wenig Sinn machen, den Auszubildenden in den Betrieb zu beordern, wenn alle Mitarbeiter im Homeoffice sind.

Die Industrie- und Handelskammern als Aufsicht führende Stellen über die Berufsausbildung in den Unternehmen haben sich entsprechend abgestimmt und lassen die Ausbildung im Homeoffice mit Blick auf die Corona-Pandemie und deren Folgen ausnahmsweise zu.

Das gilt natürlich nur, wenn es sinnvoll und vertretbar ist. Kann also nicht für alle Berufe und Branchen gelten. Die Ausbildung im Einzelhandel, als Elektriker oder Kfz-Mechatroniker im Homeoffice? Das kann nun wirklich nicht funktionieren. In anderen Bereichen, insbesondere bei Büroberufen, aber schon.

Trotzdem kann es keine Dauerlösung sein. Neben der Frage nach der Sinnhaftigkeit, abhängig vom Ausbildungsberuf, ist die Eignung des Auszubildenden für eine weitgehend selbstständige Arbeit zu betrachten. Es macht einen Unterschied, ob es sich um einen Auszubildenden kurz nach Ausbildungsbeginn oder um einen im letzten Ausbildungsjahr kurz vor der Prüfung handelt.

Die Vermittlung neuer Lerninhalte ist auf virtuellem Weg schwieriger, als wenn es sich um die Vertiefung bereits erworbenen Wissens oder um die Einübung schon erlernter Fähigkeiten handelt.

Zudem darf der Auszubildende in dieser Situation nicht alleingelassen werden. Eine enge Betreuung und Begleitung durch den Ausbilder ist Voraussetzung dafür, dass das „Homeschooling“ funktioniert.

Was können/sollten die Ausbilder tun?

Nicht alle Auszubildenden sind ohne weiteres in der Lage, ihren Arbeitstag selbst zu strukturieren. Eine enge Begleitung (nicht Kontrolle!) ist da erforderlich. Das bedeutet regelmäßiger Kontakt, online oder per Telefon. Aufgabenstellung, Hilfestellung, Ergebnisüberprüfung und regelmäßiges Feedback sind bei der Tele-Ausbildung noch wichtiger als bei Präsenz. Übertreiben Sie es aber nicht mit der Kontrolle. Vertrauen Sie Ihrem Auszubildenden und zeigen Sie ihm das auch. Seien Sie Lernbegleiter und Coach und stehen Sie für Fragen jederzeit zur Verfügung.

Und ganz wichtig: Vergessen Sie das Menschliche nicht! Für den Auszubildenden ist die Situation sehr schwierig. Sprechen Sie mit ihm auch über die häusliche Situation: Kann er sich zum Lernen zurückziehen, steht ein ruhiges Umfeld zur Verfügung? Falls nicht, sollten Sie nach anderen Lösungen suchen. Das kann dann ggf. doch die Rückkehr ins Unternehmen (ungenutzte Besprechungsräume) oder zur Not die Arbeit in einem Coworking Space bedeuten.

Natürlich müssen die technischen Voraussetzungen gegeben sein. Nur zu oft wird als selbstverständlich vorausgesetzt, dass ein entsprechendes Equipment (Computer, Tablet) vorhanden ist. Ist häufig so, aber eben nicht immer. Und eine Ausbildung an einem Smartphone ist keine vernünftige Alternative. Ggf. muss das Unternehmen dem Auszubildenden die benötigten Gerätschaften zur Verfügung stellen.

Nur wenn diese Fragen zufriedenstellend geklärt sind, kann eine Ausbildung im Homeoffice überhaupt in Betracht gezogen werden.

Zur Strukturierung des Arbeitstages kann der Ausbilder eine Menge tun. Das beginnt mit einem „Wake-up Call“ am Morgen mit Besprechung der anstehenden Aufgaben. Dabei sollten zeitliche Zwischenziele vereinbart werden (bis zur Mittagspause soll ein bestimmter Teil der Aufgabe erledigt sein). Das kann Anlass zu einem weiteren Gespräch über die bisherigen Arbeitsergebnisse sein. Zum Abschluss des Tages dann ein Feedbackgespräch, bei dem auch der Auszubildende berichten kann und soll, wie er den Tag erlebt hat, wo es Probleme gab oder noch gibt, in dem er eventuelle Verständnisprobleme ansprechen kann usw.

Eine erfolgreiche Ausbildung im Homeoffice setzt also eher mehr als weniger Kommunikation zwischen Ausbilder und Auszubildendem voraus. Nutzen Sie dafür nach Möglichkeit digitale Konferenztools. So können Sie und der Auszubildende sich gegenseitig sehen und Sie können gemeinsam an Dokumenten arbeiten oder Dinge zeigen (Bildschirmteilung).

Jürgen Heidenreich

Eine selbstbewusste Geschäftsfrau macht eine Kaffeepause an ihrem aufgeräumten Arbeitsplatz und zeichnet sich durch Personalmanagement aus.

Vor der Verlegung der Ausbildung ins Homeoffice sollten deshalb einige technische Belange geklärt werden:

  • Ist die notwendige technische Ausstattung vorhanden und nutzbar?
  • Gibt es eine ausreichende Internetverbindung?
  • Ist die räumliche Situation ausreichend?
  • Steht auf dem Rechner die notwendige Software zur Verfügung?
Das Bild enthält einen Textausschnitt in deutscher Sprache, der übersetzt „Weitere Informationen zum Thema Personalmanagement von Bildung in Corona-Zeiten finden Sie unter www.kofa.de“ bedeutet, begleitet von einem

 

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