Führungskräfte sind auch nur Menschen! : Offener Brief
Führungskräfte sind auch nur Menschen!
Liebe Leserin, lieber Leser,

sind Sie auch Superman oder Superwoman? Oder kennen Sie so jemanden? Bestimmt – denn entweder sind Sie Führungskraft oder Sie haben eine solche. Ich bewundere diese Menschen, denn sie müssen alles können und viele verschiedene Professionen beherrschen.
Eine gute Führungskraft ist mindestens …
- Moderator
- Coach
- Krisenmanager
- Streitschlichter
- Motivator
- Fachkraft
- Lernbegleiter
- Zuhörer
- Therapeut
- Blitzableiter
- Prellbock
Habe ich noch etwas vergessen? Na ja, freundlich im Umgang, nett zu Kindern und Hunden, manchmal auch noch Pflegekraft im weiteren Sinne – kann auch nicht schaden. Wer sich da wirklich wiederfindet, kann sich zu Recht als Superman oder Superwoman bezeichnen – aber auf wen trifft das wirklich zu?
Ich war selbst lange Jahre als Führungskraft tätig, als Superman habe ich mich aber nie gefühlt. Eher als ein ewig Unzufriedener, weil ich meinen eigenen Ansprüchen kaum genügen konnte. Es war immer ein Spagat zwischen den Anforderungen seitens der Unternehmensleitung und der Motivation und Pflege der Mitarbeitenden. Höhere Vorgaben? Größere „Schlagzahl“? Die Führungskraft ist für die Umsetzung verantwortlich. Egal, ob sie wirklich dahintersteht oder nicht. Weitergabe des Drucks an die Mitarbeitenden? Oder lieber als Prellbock den Druck möglichst fernhalten? Wie man es macht – es ist immer verkehrt.
Die Anforderungen an die Führungskräfte steigen ständig. Arbeit im Homeoffice oder allgemein das Remote Working haben die Aufgabe nicht einfacher gemacht. Die junge Generation hat zudem gänzlich andere Vorstellungen von der Arbeit. Überstunden, um Arbeitsspitzen oder höhere Anforderungen auszugleichen? Stört doch die Work-Life-Balance! Und Fachkräftemangel? Ist das Problem der Führungskräfte, wie sie die Anforderungen auch ohne Fachkräfte erfüllen.
Natürlich gibt es auch andere, bessere Unternehmenskulturen, aber leider ist das nicht die Regel. Also: Ich bin froh, dass ich keine Führungskraft (mehr) bin, nicht mehr sein muss. Wen wundert es denn, dass die Nachbesetzung von Führungspositionen immer schwieriger wird? Für etwas mehr Geld so viel mehr Verantwortung, mehr Stress, mehr Aufgaben? Das überlegt sich die nachfolgende Generation aber sehr gründlich. Wenn die viel geschmähten Babyboomer – viele in Führungspositionen – in Rente gehen, wer folgt danach?
Weniger Hierarchiestufen gleich weniger Führungskräfte: Ob diese Gleichung immer aufgeht? Denn dadurch werden die Leitungsspannen für die wenigen noch verbleibenden Führungskräfte immer größer – das ist auch kein Spaß! Denn dann kann man noch weniger auf jede einzelne bzw. jeden einzelnen Mitarbeitenden eingehen, kennt vielleicht seine Leute gar nicht mehr richtig. Was gute Führung auch nicht gerade einfacher macht.
Eine Patentlösung habe ich auch nicht, aber mehr Verständnis für Führungskräfte (von beiden Seiten) und die Absenkung überzogener Anforderungen könnten vielleicht einen Anfang machen. Da bedarf es durchaus neuer Strategien und einer neuen Denkweise der Unternehmen. Schauen wir mal – dann sehen wir ja, wie es weitergeht.
In diesem Sinne: Seien Sie nett zu Ihrer Führungskraft – die braucht auch ein wenig Pflege. Und bleiben Sie zuversichtlich.
Herzlichst, Ihr
Felix, der Glückliche