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Europas größte Fachmesse : Live erleben : Messe Zukunft Personal Europe

Alexandra BubaFokus
Lesezeit 5 Min.

Die CeBIT hatte versucht, sich neu zu erfinden, wollte Festival werden — und existiert heute nicht mehr. Zu Spitzenzeiten hatte DIE Messe für Informationstechnologie fast eine Million Besucher angezogen. Das schaffen kleinere Fachmessen nicht, doch es scheint, als hätten sie dafür durchaus ihre Daseinsberechtigung — Digitalisierung und Omnipräsenz von Information und Kommunikation zum Trotz. Das gilt auch für die „Zukunft Personal Europe“, die im September in Köln zum 20. Mal stattfindet.

Deutschland ist Messeland, die Deutschen lieben Messen — wenn auch nicht alle. CeBIT — wir werden dich und mit dir den Frühlingsanfang, den es in Zeiten des Klimawandels nicht mehr gibt, vermissen!

Eine Frau mit welligem blondem Haar singt leidenschaftlich in ein Vintage-Mikrofon. Sie trägt eine Halskette und ein dunkles Oberteil vor einem sanft beleuchteten Hintergrund.

Fast zehn Millionen Menschen besuchen jedes Jahr in Deutschland Messen, das ist gemessen an über 50 Millionen, die jährlich New York City heimsuchen, freilich nicht viel, zeigt aber, dass die deutsche Messebranche gemessen an ihrem Umsatz einen hohen Stellenwert hat.

Denn fünf der zehn größten Messegesellschaften der Welt haben ihren Sitz in Deutschland, schreibt der Branchenverband AUMA, der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e. V. In den vergangenen 15 Jahren seien die Umsätze der Messebranche fast ausnahmslos angestiegen. Ausgehend von 2,3 Milliarden Euro in 2002 erreichte die Branche 2018 ihr vorläufiges Rekordhoch von rund 4,0 Milliarden Euro.

Messe ist Kommunikation

Mit Messen wird also eine Menge Geld verdient — aber auch auf Messen? Gelegentlich fragen sich Aussteller schon, ob die vielen Zehn- oder gar Hunderttausend Euro gerechtfertigt sind, die in aufwändige Stände, handverlesene Give-aways und Hunderte oder Tausende Mitarbeiterstunden investiert werden.

Der wesentlichste Aspekt, den Messen bieten, ist die Kommunikation — das persönliche Treffen, von Mensch zu Mensch. Vielleicht sollte man nicht so weit gehen, von einem „gemeinsamen Universum“ zu sprechen, das „Personal und Anbieter gestalten“ — die Dehner Academy GmbH lässt sich mit diesem Wortlauf, auf der ZPEurope19-Website zitieren. Doch es ist wohl schon wahr: Wenn man sich nicht nur verbal und virtuell näherkommen kann, sondern auch physisch, entsteht zumeist eine neue Qualität der Kommunikation. Und genau um diese geht es letztlich.

Messe ist Kirmes

Denn HR ist Beziehungsgeschäft. Und der Ausdruck „Messe“ grenzt sich in der historischen Betrachtung im Mittelalter vom Jahrmarkt durch seine überregionale Bedeutung ab. Ganz so weit weg ist die Messe also von der Kirmes nicht, diesen Zusammenhang wollten die CeBIT-Macher mit ihrem neuen Konzept eines Festivals im schön warmen Juni ja auch bespielen, vergeblich, wie man jetzt weiß.

Das Fachpublikum will etwas anderes: Information ja auch, noch mehr aber die richtigen Leute treffen. Das passiert auf der Kirmes nicht zwangsläufig. Die klassische Messe allerdings zieht Menschen gleichen Interesses aus dem ganzen Land und darüber hinaus körperlich auf einem kleinen Fleck called Messehalle zusammen. Das Geschäft, das man jeden Tag betreibt, bekommt dadurch ein Gesicht. Und wird menschlich.

Messe ist menschlich

Das können virtuelle Formate, die es im Messewesen ja immer wieder begleitend oder standalone gibt, nicht leisten. Deshalb wird die Digitalisierung letzten Endes auf keinen Fall das Ende der klassischen Messe besiegeln — im Gegenteil. Je mehr die Menschen im Büroalltag virtuell mit Kunden, Partnern oder Kollegen auf der ganzen Welt zusammenarbeiten, desto größer wird das Bedürfnis nach dem direkten persönlichen Kontakt.

Das heißt nun aber nicht, dass Firmen die Messepräsenz als Kuschelincentives für ihre Mitarbeiter einsetzen werden, sondern vielmehr, dass sie von der Dynamik, die einzig der persönliche Kontakt entfaltet, profitieren werden. Für die ZPEurope19 und andere HR-Messeformate bedeutet dies, dass sie in Zukunft eher an Bedeutung gewinnen werden.

Das spiegeln auch die Kennzahlen der Messewirtschaft des Branchenverbands wider: Laut AUMA sind Messen in der Business-to-Business-Kommunikation das mit Abstand wichtigste Instrument. Das geringere allgemeine Wirtschaftswachstum in Deutschland im Jahr 2018 und die wachsenden Unsicherheiten im Außenhandel hätten die deutsche Messekonjunktur im Jahr 2018 nur wenig getrübt, berichtet der Verband.

Die 178 internationalen und nationalen Messen in Deutschland verzeichneten 2018 im Vergleich zu den jeweiligen Vorveranstaltungen im Durchschnitt 2 Prozent mehr Aussteller und ebenfalls 2 Prozent größere Standflächen. Die Besucherzahlen blieben allerdings nur stabil. Für die 165 geplanten Messen des Jahres 2019 rechnet der AUMA mit weiterem leichten Wachstum der Ausstellerzahlen und Standflächen im Vergleich zu den jeweiligen Vorveranstaltungen — bei stabilen Besucherzahlen.

Ein Schlagzeuger spielt begeistert ein Schlagzeug, umgeben von visuellen Effekten, die mehrere bewegte Arme zeigen und so eine energiegeladene und dynamische Atmosphäre schaffen.

Messe ist Auszeit

Wer soll denn auch zusätzlich kommen? Arbeitsverdichtung und demografischer Wandel sorgen dafür, dass die Freiräume in den Unternehmen nicht unbedingt größer werden, erhalten scheinen sie aber zu bleiben. Umso wichtiger ist es für die Firmen daher, dafür zu sorgen, dass das Zeit- und Geldinvest in Messen sinnvoll ist.

Das Institut für Publikumsforschung (IfP) der Hochschule der populären Künste (hdpk), Berlin, hat untersucht, welche Dosis Erlebnis ein Messebesucher braucht, um seine Aufmerksamkeit auf einen Messestand, ein Produkt oder ein Unternehmen zu konzentrieren. Die Studie bezog sich zwar nicht auf den B2B-Bereich ist aber aufgrund der allgemeinen, zugrunde gelegten psychologischen Gesetzmäßigkeiten sicherlich auf denselben übertragbar.

Die Forscher fanden jedenfalls heraus, dass der Service auf und rund um die Messe, zu dem sie Kommunikation und die persönliche Ansprache zählten, ein wichtiger Faktor für ein positives Messe-Erlebnis bleibt. Dabei sei nicht die überwältigende technische Inszenierung entscheidend für das Messe-Erlebnis, sondern das gemeinsame Erleben, die geteilte Begeisterung, respektive die Möglichkeit zur Erzählung derselben.

Messe ist Muss

Wie gelingt dies im HR-Bereich, wo viele Themen doch deutlich trockener sind als etwa auf der Internationalen Funkausstellung oder einer Buchmesse? Glaubt man den Stimmen auf der Veranstaltungsseite, dann sind es vor allem zwei Faktoren, die eine Rolle für die gelungene Messebeteiligung spielen: erstens die Tradition und zweitens die Entwicklung. Der beste Dialog scheint der fortgesetzte Dialog — sich jedes Jahr wieder treffen und dabei tatsächlich, die Rede ist von der Tradition der Innovation, über Neues sprechen.

Ziemlich simpel eigentlich. Und auch bekannt. Denn mal ehrlich: Wenn´s zum Beispiel ums Geld geht — wem vertrauen die meisten dann? Eine aktuelle Studie der TeamBank besagt jedenfalls, dass trotz fortschreitender Digitalisierung eine große Mehrheit der Deutschen beim Thema Geld und Finanzen Wert auf einen persönlichen Ansprechpartner legt. Eine Beratung durch künstliche Intelligenz, wie per Sprachassistent oder mittels Chat mit einem Computerprogramm, lehnt eine große Mehrheit der Deutschen ab. Man muss also gar nicht erst bis zum Pflegeroboter gehen, um festzustellen, dass sich Menschen offenbar dann am wohlsten fühlen, wenn sie mit anderen Menschen zu tun haben.

Und das Gefühl erlebt ja bekanntlich gerade eine Renaissance: als wichtigste Ressource des Menschen, als Unterscheidungsmerkmal zu aller gegenwärtigen und künftigen KI und — als Wirtschaftsfaktor. Wer je auf einer Homeshopping-Party war, kennt das Phänomen ohnehin schon lange: Wohliges, gemischt mit Gruppendynamischem, unterlegt mit einem auch nur passablen Angebot — und der Rest ergibt sich von ganz alleine.

Auf der linken Seite des Bildes ist eine lächelnde Frau mit langen, welligen braunen Haaren abgebildet. Die rechte Seite des Bildes zeigt einen dunkelgrünen Hintergrund mit weißem Text, auf dem steht: „Alexandra Buba, M. A. Wirtschaftsredakteurin Fuchsmühl.“

 

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