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Stier meint …!

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber über Geschmack und Humor kann man streiten. Ob das wirklich zielführende Erkenntnisse bringt, bleibt offen.

Markus StierKolumneMagazin
Lesezeit 2 Min.
Eine schwarzweiße Strichzeichnung des Gesichts eines Mannes mit kurzen Haaren und Brille. Die Illustration ist minimalistisch und klar gehalten und konzentriert sich mit einfachen Linien auf die wichtigsten Gesichtszüge.
Markus Stier

Die Diskussion über die Äußerungen von Luke Mockridge (seines Zeichens Comedian) zeigt, wie wichtig es ist, auch öffentlich Farbe zu bekennen. Comedians sind ein Produkt dieser Zeit, es geht ihnen um Aufmerksamkeit – wie vielen anderen auch. Luke Mockridge ist allerdings schon ganz besonders. Auf jeden noch so zweifelhaften oder auch unterirdischen Aufreger kommt der nächste, irgendwer wird schon lachen. Und wenn dann doch der Wind mal von vorn bläst, hat man das ja gar nicht so gemeint, man ist missverstanden oder falsch interpretiert worden, na ja, schuld sind die, die sich angesprochen oder verletzt fühlen. Und die Karawane zieht weiter, bis zum nächsten Tiefpunkt.

Der Comedian hatte in dem Podcast „Die Deutschen“ im August zu den Paralympics gesagt: „Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen.“

Nach Bekanntwerden seiner Äußerungen entschuldigte sich Mockridge schließlich: „Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen – besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele“, schrieb er auf seinem Instagram-Kanal. „Aus meiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit mit behinderten Menschen habe ich immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt, den ich gefeiert habe. Dass es mir nicht gelungen ist, das richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir wirklich leid“, so der Komiker weiter.

Doch meint er das ernst? Ist es am Ende so einfach? Ich sage „nein“ und bin fest davon überzeugt, dass auch wir als Gesellschaft solche Entgleisungen nicht akzeptieren dürfen. Dass seine beiden Kollegen im Podcast noch Wochen nach dem Skandal keine Verfehlungen in ihren Äußerungen erkennen können, zeigt deutlich, wie geschmacklos einige auf sich aufmerksam machen wollen. Ist Humor nur noch dann gut, wenn über andere gelacht werden kann? Wo ist der Humor eines Heinz Erhardt oder eines Bernhard Victor von Bülow (Loriot)? Wenn das Humor sein soll, dann frage ich mich, in welcher Welt wir leben. Das ist kein Humor, das ist respektlos!

Die Reaktion vom Deutschen Behindertensportverband e. V. und die mehr als respektablen Kommentare vieler betroffener Sportlerinnen und Sportler, die solche Aussagen nicht einfach hinnehmen, finden in einer gesellschaftlichen Debatte statt, in der wir uns überhaupt mehr über Ethik, respektvollen Umgang und Gewaltfreiheit unterhalten sollten. Die Spirale der Abwertung von Individuen und Gruppen nimmt Fahrt auf – jeden Tag. Dazu tragen dann auch solche Komiker wie Luke Mockridge bei, die davon leben, das zu befeuern. Und die dann selbst furchtbar empfindlich sind, wenn man ihnen mal einen Spiegel vorhält.

In diesem Sinne … bleiben wir Menschen!

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