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Digitalisierung in der Weiterbildung

Lesezeit 4 Min.
Ein Mann im weißen Hemd sitzt an einem Konferenztisch und lächelt in die Kamera. Vor ihm steht ein aufgeklappter Laptop. Im Hintergrund unterhalten sich andere Leute und arbeiten an ihren Laptops. Auf dem Tisch liegen eine Wasserflasche und Papiere.

Alle sprechen davon: Digitalisierung in der Aus- und Fortbildung. Doch versteht jeder etwas anderes darunter. Für die einen ist es schon Digitalisierung, wenn die Mitarbeiter ein DienstSmartphone bekommen, andere beklagen das Fehlen wirklich digitaler Bildungsangebote. Wir versuchen, etwas Licht ins Dunkle zu bringen.

Ist ein PDF schon digital?

Klar, schließlich besteht es aus Nullen und Einsen — auch wenn man das nicht auf den ersten Blick erkennen kann. Aber eigentlich ist es ja ein Druckstück, das auf dem Bildschirm angezeigt wird. Auch wenn es einige zusätzliche Möglichkeiten bietet (wie z. B. die Suche), hat es mit der Digitalisierung nur am Rande zu tun. Der Vorteil dieser Form der Digitalisierung liegt eigentlich darin, dass man auf einem Computer eine große Menge an Informationen speichern kann und trotzdem nicht so viel tragen muss. Wenn ein Unternehmen meint, mit der Bereitstellung von Informationen im Computer schon digital zu sein, hat es etwas falsch verstanden.

Wobei die Verfügbarkeit von schon vorhandenen Informationen in digitaler Form ganz selbstverständlich zur Weiterbildung dazugehört. Aber es ist eben nur ein kleiner Bestandteil.

Deutlich digitaler: E-Learning, Webinare und Co

Digitale Weiterbildung bedeutet die Nutzung moderner Techniken für Schulungen und Unterricht. Anstelle eines klassischen Präsenzseminars, werden beispielsweise Webinare über das Internet (oder das firmeneigene Intranet) angeboten. Diese Form der Schulung hat den Vorteil, dass jeder an seinem Rechner teilnehmen kann, womit Reisezeiten und Übernachtungen wegfallen. Aber Vorsicht: Es geht nicht alles mit Webinaren (siehe Kasten)!

Webinare sind kein Allheilmittel

Im Digitalisierungseifer wird gern alles über einen Kamm geschoren. Die Controller hören, dass bei Webinaren Reisezeiten und -kosten wegfallen und sind natürlich begeistert. Schon folgt die Weisung, künftig nur noch Webinare und keine Präsenzveranstaltungen anzubieten. Ein schwerer Fehler. Webinare haben zweifelsohne viele Vorteile, aber sie können nicht alles. Zum einen ist die Dauer der Veranstaltung beschränkt. Es ist nämlich für alle Beteiligten (Dozent und Lernende) sehr viel anstrengender und belastender, sich beständig auf den Bildschirm konzentrieren zu müssen. Für den Dozenten kommt hinzu, dass er kein unmittelbares Feedback von den Teilnehmern bekommt.

Ein Mann im Anzug steht und unterhält sich mit drei sitzenden Kollegen in einer Büroumgebung. Eine Frau hinten links hat ihre Hand erhoben, während der Mann im Vordergrund und eine weitere Frau im Hintergrund aufmerksam zuhören.

Findet das Webinar ohne bewegte Bilder statt (die Teilnehmer sehen nur ein Foto des Dozenten und die Präsentationsfolien), darf der Dozent keine Pause machen. Die Teilnehmer denken sonst, die Leitung ist zusammengebrochen — oder der Dozent. Webinare eignen sich gut zur Wissensvermittlung, aber weniger für die Diskussion strittiger Themen und gar nicht für Verhaltensveränderungen. Bei solchen Gelegenheiten ist eine Präsenzveranstaltung deutlich besser.

Und jeder weiß, dass die Gespräche der Teilnehmer untereinander — gerade beim abendlichen Bier — mitunter wichtiger sind und mehr Ergebnisse bringen als die eigentliche Veranstaltung (hören die Controller, aber auch manche Dozenten nicht so gern).

Digitaler Austausch

Zu einer digitalen Weiterbildung gehört unbedingt der Austausch der Mitarbeiter untereinander. Auch im Nachgang zu Präsenzveranstaltungen kann der Austausch auf einer digitalen (natürlich unternehmensinternen) Plattform den Lernerfolg verstärken und sichern.

Darüber hinaus können durch digitale Angebote die Lernerfolge generell vertieft und gesichert werden. Beispielsweise durch Reminder nach bestimmten Zeiten, in denen die Teilnehmer an bestimmte Lerninhalte erinnert oder aufgefordert werden, nachgelagerte Aufgaben zu erfüllen. Zum digitalen Austausch gehört ebenso das Feedback der Teilnehmer zum Seminar und zum Dozenten.

Virtual Reality

Neue und unglaublich vielfältige Möglichkeiten bietet die Virtual Reality (VR). Dabei wird mit Hilfe von 3D-Brillen eine Simulation erzeugt. Gegebenenfalls mit Unterstützung durch Kopfhörer, Sensorhandschuhe oder andere passende Techniken.

Das Angebot an entsprechenden Programmen und Simulationen entwickelt sich beständig weiter. Allerdings sind noch längst nicht für alle möglichen Zwecke die notwendigen Angebote vorhanden.

Der Vorteil von VR liegt darin, dass man im Rahmen der Aus- oder Weiterbildung einfach vieles ausprobieren kann, ohne dass die Gefahr besteht, dass etwas zerstört wird. So wird VR inzwischen beispielsweise gern in der medizinischen Ausbildung eingesetzt. Studenten können beliebig oft eine Operation virtuell durchführen, bis sie die notwendige Sicherheit haben, es am „lebenden Objekt“ zu versuchen.

Aber auch im handwerklichen Bereich gibt es bereits entsprechende Versuche, beispielsweise bei der Elektrotechnik. Dort können die Auszubildenden komplizierte oder aufwändige Installationen gefahrlos erproben. Hier zeichnet sich ein weites Anwendungsfeld ab.

Augmented Reality

Im Gegensatz zur VR bildet die Augmented Reality (AR) zunächst einen Teil der Wirklichkeit ab, der durch VR ergänzt wird. So kann beispielsweise ein Monteur über eine AR-Brille eine Maschine betrachten. Dabei werden ihm vom Programm Hinweise eingeblendet, welche Schrauben zu lösen oder welche Einstellungen vorzunehmen sind. In Sonderfällen kann sich ein menschlicher Instrukteur, der an einem fernen Ort sitzt, einschalten und dem Monteur vor Ort Hinweise geben – er sieht an seinem Rechner dasselbe wie der Monteur im echten Leben.

Diese Technik eignet sich besonders für den Ausbildungsbereich, weil der Betroffene nicht allein gelassen wird, sondern der Ausbilder jederzeit eingreifen und unterstützen kann.

Auch für diesen Bereich gilt, dass die Entwicklung entsprechender Programme und Angebote noch ziemlich am Anfang steht. Man kann auf die künftigen Innovationen gespannt sein.

NextLearn — Kongress zur digitalen Ausbildung

Wichtiger Termin für alle, die mit Ausbildung zu tun haben: Am 18. Februar 2020 findet in Berlin zum zweiten Mal die „NextLearn“ statt, eine Veranstaltung von AUBI-plus in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung und dem mmb-Institut.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Digitalisierung der Ausbildung mit all ihren Facetten. Zahlreiche Aussteller werden ihre Produkte zum Thema vorstellen, kurze Vorträge bringen die Teilnehmer auf den neuesten Stand. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich neue Ideen und Anregungen für die Ausbildung zu holen. Alle Informationen unter www.nextlearn.de.

Porträt des Fachautors und Journalisten Jürgen Heidenreich vor grünem Hintergrund. Der Text weist auf seine Schwerpunkte Sozialversicherung und Personalmanagement hin. Jürgen trägt eine Brille, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte.

 

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