Über den Wolken : Junge Entgeltabrechner: Nadine Piorek
LOHN+GEHALT sprach mit der Lohnbuchhalterin Nadine Piorek über ihre Freude an der Entgeltabrechnung, ihren Blick auf die Branche und über ihren früheren Berufswunsch als Stewardess.
Frau Piorek, den Ausbildungsberuf des „Entgeltabrechners“ gibt es in Deutschland nicht, daher speist sich dieses Tätigkeitsfeld mehr oder weniger aus Quereinsteigern. Welchen Beruf haben Sie ursprünglich gelernt und wie sind Sie in diese Sparte geraten?

Nach meinem Realschulabschluss habe ich eine Ausbildung zur Restaurantfrau absolviert und auch ein paar Jahre in dem Beruf gearbeitet. 2009 kam mein Sohn zur Welt und da war mir klar, dass ich die Gastronomie nicht mit meinem Kind unter einen Hut bekomme. Also sah ich mich nach einem Beruf mit Zukunft um und kam zum Ausbildungsberuf der Steuerfachangestellten — es folgte eine entsprechende Umschulung. Erst nach meiner Ausbildung wurde ich langsam mit dem Thema Entgeltabrechnung vertraut gemacht — und dies hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Ich war sehr wissbegierig und nahm regelmäßig an einschlägigen Seminaren teil, bis ich schließlich entschied, den „Fachassistenten für Lohn und Gehalt“ zu machen.
Das Feld der Entgeltabrechnung ist komplex. Wie haben Sie sich Ihr Wissen angeeignet und wie bilden Sie sich fort?
Wie oben schon erwähnt insbesondere durch die tägliche Praxis, weiterhin durch Seminare und den genannten Lehrgang, der von April bis Oktober nun jeden Freitag und Samstag stattfand. Also habe ich brav nochmals die Schulbank gedrückt.
Was ist Ihr Antrieb, als „Payrollerin“ zu arbeiten?
Kaum ein Teil der betrieblichen Buchhaltung unterliegt so vielen Neuerungen wie die Lohnbuchhaltung. Deshalb müssen wir über sehr umfangreiche Kenntnisse im Lohnsteuerrecht, im Arbeitsrecht und im Sozialversicherungsrecht verfügen. Mir macht es große Freude, stets auf dem aktuellen Wissensstand zu sein. Ich übernehme gerne Verantwortung für eine Aufgabe — und lasse insbesondere bei kniffeligen Fällen nicht locker, bis ich alle Probleme gelöst habe. Und wissen Sie, es gibt doch am Ende eines Telefonats mit einem Arbeitnehmer oder Arbeitgeber nichts Schöneres als ein freudiges „Danke“! (strahlt).
Wie sehen Sie Ihre beruflichen Perspektiven?
Ich denke, dass dieses Berufsbild nicht aussterben wird, im Gegenteil. Durch die ständigen Neuerungen wird die Entgeltabrechnung immer komplexer und viele Unternehmen geben diese Aufgaben an externe Dienstleister. Mein Ziel ist es, als Abteilungsleiterin mit einem kleinen Team zu arbeiten. Vielleicht schaffe ich das in ein paar Jahren. Es würde mich freuen.
Wenn Sie entscheiden könnten: Welche Maßnahme würden Sie ergreifen, um die Entgeltabrechnung in Deutschland einfacher und transparenter zu machen?
Ich bin ein großer Fan der Digitalisierung, also einer papierarmen Arbeitswelt. Wir befinden uns im 21. Jahrhundert mit Tablets, Smartphone und Co. Zettel und Stift sind doch schon längst „out“. Trotzdem ist vielerorts noch enorm viel Luft nach oben.
Welchen Traumberuf hatten Sie zu Jugendzeiten?
Ich wollte Stewardess werden und über den Wolken schweben, immer in Kontakt zu den Menschen. Doch wie Sie sehen, bin ich letztlich auf dem Boden geblieben. Der Kontakt zu den Menschen ist trotzdem da, nur eben in anderer Weise (lacht).
Frau Piorek, ich bedanke mich für dieses Gespräch.
