Aus der FALG-Gruppe : Wir drehen uns im Kreis!
Wieder ist ein Jahr vergangen. Die diesjährigen Prüfungen zum/zur Fachassistent/in Lohn und Gehalt sind geschrieben und es gab bereits Feedback von den Prüflingen in der gleichnamigen Facebookgruppe. Wie auch in den vergangenen Jahren wurde die FALG-Prüfung als anspruchsvoll, zu umfangreich für den gesetzten Zeitrahmen und erneut als zu verschachtelt mit vielen Kleinaufgaben beschrieben.
Das ist schade und frustriert. Natürlich soll gerade in dieser Fortbildung ein gewisser Standard gehalten werden und natürlich kann nie jeder Prüfling bestehen – aber ich hatte gehofft, dass langsam etwas mehr Struktur in die Klausur reinfließt, dass man nicht zu viel Zeit mit dem Lesen und Erfassen des Sachverhalts vergeudet und somit wichtige Punkte verpasst.
Alarmierend hierbei ist, dass sich infolge der schweren Prüfungen Jahr für Jahr immer weniger Entgeltabrechner dafür entscheiden, die Fortbildung anzugehen. Das Vertrauen in die eigene Arbeit sinkt oftmals, wenn man nicht besteht – dabei brauchen wir so dringend gut ausgebildetes Fachpersonal, das sich offen und gut organisiert den stetig wachsenden Anforderungen in der Entgeltabrechnung stellt.
Warum also findet man keine Lösung für dieses Problem? Man will keinen Ausbildungsberuf schaffen, weil es ja diese Fortbildung gibt – die wiederum einen Teilnehmerschwund aufgrund der hohen Erwartungen verzeichnet. Hier muss dringend und in naher Zukunft eingegriffen werden!

Zunächst aber fiebert die Gruppe den Ergebnissen der aktuellen schriftlichen Prüfung entgegen und drückt allen Teilnehmern die Daumen für ein gutes Abschneiden. Ab Dezember gehen dann die mündlichen Prüfungen los – da die Bundesländer hier sehr unterschiedliche Prüfungstermine haben, wird es noch recht lange dauern, bis der nunmehr achte Durchgang zur FALG-Fortbildung abgeschlossen ist und wir mit den Teilnehmern virtuell anstoßen können.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal jedem Fortbildungsteilnehmer meine Hochachtung aussprechen, der in den letzten drei Jahren die Fortbildung und die Prüfung in Angriff genommen hat – egal ob bestanden oder nicht. Die Corona-Jahre waren geprägt von Mehrarbeit, enormem Stress und einer Masse an Neuerungen – sich unter diesen Umständen dieser (nicht unerheblichen) Aufgabe zu stellen, hat sehr viel Respekt verdient.
Ab Februar/März 2023 startet dann auch schon der neunte Fortbildungsgang zum/zur Fachassistent/in Lohn und Gehalt. Ich hoffe trotz allem auf viele Teilnehmer, denn auch wenn die Prüfung nicht geschafft oder abgelegt wird, ist diese Fortbildung mit nichts vergleichbar, was aktuell in Sachen Lohn und Gehalt angeboten wird. Für mich persönlich war 2015 die Entscheidung zur Fortbildung die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.
Natürlich drehen sich die Fragen in der Gruppe trotz Prüfungsstress und Mitfiebern weiter um unsere tägliche Arbeit.
Mit dabei das nun langsam nicht mehr zu verdrängende Thema der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Ab 01.01.2023 wird dieses Meldeverfahren nach diversen Terminverschiebungen nun tatsächlich Pflicht – die Fragen zur Umsetzung in den Programmen und letztendlich auch zur Einplanung im Kanzleiablauf mehren sich derzeit. So richtig kann sich kaum einer an den Gedanken gewöhnen, gerade was Mehrarbeit und höheren Aufwand durch (tägliche) Kommunikation mit den Mandanten angeht.

Hinsichtlich der telefonischen oder elektronischen Kommunikation mit den Mandanten sehe ich in den letzten Jahren sowieso einen starken Zuwachs – und habe letztens erfahren, dass ich mit dieser Beobachtung nicht allein bin. Während früher abrechnungsrelevante Fragen erst in der.
Monatsmitte mit Erledigung der Entgeltabrechnung aufkamen und beantwortet wurden, kommen nun bald täglich Anfragen rein, die bestenfalls sofort zu klären sind. Dies mit dem ohnehin gestiegenen Arbeitsaufkommen zu vereinen, fällt immer schwerer, vor allem auch mit Blick auf die Anforderungen durch die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Denn gerade hier wird der Anteil an Telefonaten und E-Mails exponentiell ansteigen. Wie soll das bewältigt werden, ohne das Personal aufzustocken? Personal, das durch die Kanzleien ohnehin verzweifelt gesucht wird?
Wir drehen uns im Kreis und sind damit wieder beim Anfang dieses Beitrags gelandet. Es fehlt an gut ausgebildetem Personal, eine Ausbildung im Bereich der Entgeltabrechnung existiert nicht und die fachlich wertvollste Weiterbildung ist so anspruchsvoll, dass viele daran scheitern.
Eine Lösung muss her. Schnell! Sonst wird die ohnehin schon starke Abwanderung zunehmen und die Branche kollabiert. Da hilft keine künstliche Intelligenz, keine Digitalisierung, kein noch so tolles Abrechnungsprogramm – und erst recht nicht Mitarbeiter, die ohne Vorkenntnisse in die Entgeltabrechnung geschubst werden.
Annette Bastigkeit, Fachassistentin Lohn und Gehalt