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Offener Brief : Digital, digitaler, am digitalsten

Liebe Leserin, lieber Leser, kürzlich kam eine Rundmail von unserer IT-Abteilung. Wir können jetzt digital vom PC aus faxen und Faxe empfangen. Ich war überrascht – Fax? Das ist doch Technik aus dem letzten Jahrhundert! Neugierig geworden, machte ich mich schlau. Die PC-Variante wurde bei uns eingeführt, weil unser Fax-Gerät kaputt gegangen war - vor zwei Tagen! Wir hatten noch ein Fax-Gerät? Und wir befinden uns damit in bester Gesellschaft. Wie meine Recherche ergeben hat, kommt das Faxgerät noch immer in 77 Prozent der Unternehmen zum Einsatz – so eine Studie von Bitkom.

Allgemein
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Foto: stock.adobe.com/ArTalya

Die allermeisten nutzen das Medium für den Kontakt mit den Behörden – da stehen noch ganz viele von den Dingern rum. Ich sprach mal mit einem Tennis-Kollegen darüber – der arbeitet bei einer Behörde (ich verrate aber nicht, bei welcher!). Er berichtete, dass man wohl für 2029 (!) eine Umstellung auf das digitale Fax plane. Zur Not hätte man noch zwei oder drei ältere bis ganz alte Geräte (eines davon mit Thermopapier) im Keller – falls das aktuelle Gerät vorher ausfallen sollte. Ob die Umsetzung aber tatsächlich erfolgen würde, das sah er durchaus skeptisch. Zum einen wäre da ja noch der Datenschutz (damit bekommen wir in Deutschland ja alles verhindert), dann wäre die Frage, ob es überhaupt ein Budget dafür gäbe und ob man das dann nicht ausschreiben müsste, vielleicht sogar europaweit und damit würde sich ja niemand so recht auskennen.

Und man wäre ja durchaus digital. Nur dass eben ein eingehendes Fax ausgedruckt und – wenn es denn eine digitale Akte geben sollte – anschließend wieder eingescannt.

 

Ob das das neue Deutschlandtempo ist? Da kann einem ja angst und bange werden, dass man bei dem Tempo überhaupt noch mitkommt. Warum funktioniert es in anderen Bereichen? In der Sozialversicherung beispielsweise – der Datenaustausch zwischen Arbeitgebern und Sozialversicherungsträgern läuft schon seit langem auf einem hohen digitalen Niveau – weitgehend störungsfrei. Wo es Probleme gibt, sind meist andere Stellen beteiligt, wie bei der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (Arztpraxen, Krankenhäuser). Und selbst die Finanzverwaltung liefert mit ELSTER ein recht ordentliches Programm – nicht unbedingt sehr nutzerfreundlich, aber wenigstens stabil. Wahrscheinlich, weil das Programm von einer Stelle (Bayern) entwickelt und gepflegt wird und alle anderen es genauso übernehmen und nutzen. Warum geht das nicht auch bei anderen Behördenangelegenheiten? Es könnte doch ein Land für die Ausweise zuständig sein, ein anderes für Wohngeld usw. Dann müssten auch nicht überall Fachkräfte gesucht werden, die letztlich alle dasselbe parallel entwickeln. Und für die Unternehmen wäre es auch eine große Erleichterung, wenn die Kommunikation mit den Behörden einheitlich wäre und nicht in jedem Bundesland oder sogar Landkreis andere Programme zu nutzen wären. Die neuen Gesetze zur Digitalisierung sind meist auch nur halbherzig und mit viel zu wenig Verpflichtung für die Länder und Kommunen.

 

Nichts gegen den Föderalismus – der hat ja durchaus seinen Grund und seine Berechtigung – aber muss immer in jedem Bundesland alles selbst gemacht werden? Die Umstellung des Faxsystems in unserem Unternehmen innerhalb von 48 Stunden – und das ohne Vorwarnzeit – zeigt ja, dass es gehen kann. Und wenn eine Behörde dafür einen Monat brauchen würde, wäre das ja immer noch ein unglaublicher Turbo. Man kann ja mal träumen…

 

In diesem Sinne: Bleiben Sie optimistisch, pflegen Sie Ihr Faxgerät oder machen Sie es wenigstens auf Ihrer Seite digital. Das spart Frust, Zeit und Geld.

 

Herzlichst, Ihr

Felix, der Glückliche

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