Fachleute stellen sich vor : Learning by doing
LOHN+GEHALT sprach mit der Steuerfachangestellten Mareike Dittelbach über die Freuden und Problemfelder ihres Berufes – und über die abrechnungstechnischen Besonderheiten im „hohen Norden“ der Republik.
Frau Dittelbach, welcher Weg führte Sie zur Entgeltabrechnung?
Ich bin seit 2016 ausgelernte Steuerfachangestellte und arbeite aktuell auch in einem Steuerbüro in Niebüll. Tatsächlich konnte ich mich schon während meiner Ausbildung sehr für dieses Tätigkeitsfeld begeistern, so dass für mich direkt klar wurde, dass ich auch weiterhin in diesem Bereich bleiben möchte. In meiner Ausbildung bin ich tatsächlich eher durch Zufall in diesen Bereich gerutscht. Leider wird „Lohn und Gehalt“ in der Berufsschule nur noch unterrichtet, wenn es um die Verbuchung in der Finanzbuchführung geht.

Meine damalige Arbeitskollegin hat mir allerdings schon im ersten Lehrjahr gewisse Aufgaben übertragen. So war ich dann zuständig für Sofortmeldungen, das Anlegen von Arbeitnehmern und kleinere Löhne durfte ich auch mit abrechnen. Mit der Zeit kamen dann auch „die Großen“ dazu, welche deutlich mehr Verantwortung mit sich brachten. Als sie dann schwanger wurde, konnte sie leider auch schnell nicht mehr arbeiten und erhielt ein Beschäftigungsverbot. So wurde ich dann ins kalte Wasser geschubst – Baulohn, Gastronomie, Heuer, gerade hier im hohen Norden ist alles dabei. In dem kleinen Zehn-Mann-Betrieb, in dem ich meine Ausbildung gemacht habe, wurde der Lohn nur von ihr abgerechnet – na ja und von mir.
Das Feld der Entgeltabrechnung ist komplex. Wie haben Sie sich Ihr Wissen angeeignet und wie bilden Sie sich fort?
Wir haben bürointern regelmäßig Fortbildungen – online oder auch durch Präsenzseminare. Zudem besuchen wir – meine Kollegin und ich – zwei- bis dreimal im Jahr einen Workshop von Datev, in welchem nicht nur allgemeine Fragen beantwortet werden, sondern diese auch direkt in Lodas bzw. „Lohn und Gehalt“ erklärt werden.
2019 habe ich dann den Kurs „Fachassistentin für Lohn und Gehalt“ besucht und bestanden. Hier lernt man wirklich viele komplexe Themen kennen und kann einige Fragen mit zuständigen Sozialversicherungsdozenten oder eben Finanzbeamten bzw. Arbeitsrechtlern klären. Vieles ist aber auch „Learning by Doing“. Zum Glück kann man so einige Probeabrechnungen machen, bis es passt.
Was ist Ihr Antrieb, als „Payrollerin“ zu arbeiten?
Zusätzlich dazu, dass es mir einfach sehr viel Spaß bringt und ich es auch sehr interessant finde, was einige Arbeitnehmer für ein Verhalten an den Tag legen – davon bekommt man ja so einiges mit –, ist es auch eine große Motivation, entsprechende Dankbarkeit und Wertschätzung seitens meiner Chefs und Mandanten zu erhalten.
Wie sehen Sie Ihre beruflichen Perspektiven?
Wenn es nach mir geht, würde ich gerne weiterhin in meinem aktuellen Steuerbüro – MEF & Partner – bleiben.
Wenn Sie entscheiden könnten: Welche Maßnahme würden Sie ergreifen, um die Entgeltabrechnung in Deutschland einfacher und transparenter zu machen?
Zuerst einmal würde ich es wichtig finden, wenn man dieses Thema auch wieder in den Berufsschulen unterrichten würde. Viele trauen sich gar nicht an diesen Bereich heran, da man sich hiermit gar nicht weiter auseinandersetzt und durch Hörensagen meistens die negativen Aspekte dieses Berufszweigs weitergetragen werden. Man könnte hier Grundlagen schaffen. Auch die hohen Durchfallquoten beim „Fachassistenten für Lohn und Gehalt“ sind erschreckend. In meinem Jahrgang haben nur 8 von 24 Teilnehmern bestanden. So etwas schreckt ab.
Einfacher und transparenter hat uns der Datenschutz die Abrechnungen leider nicht gemacht. Es gibt so viele Dinge, die man für die Abrechnungen schnell mal bei Krankenkassen, Finanzämtern oder Berufsgenossenschaften erfragen könnte, wo aber absolut keine Auskünfte mehr gegeben werden – auch nicht mit Vollmacht, denn diese gilt ja für den Mandanten, nicht für die personenbezogenen Daten. Soll ich mir nun von jedem Mitarbeiter eine Vollmacht einholen? Wer soll den Arbeitsaufwand bezahlen?
Ich möchte mich aber nicht nur beschweren, sonst würde ich meinen Job ja nicht machen wollen. Der direkte Austausch mit den Mandanten macht mir Spaß – und ich freue mich, wenn die Abrechnung geklappt hat und alle Beteiligten zufrieden sind.
Welchen Traumberuf hatten Sie zu Jugendzeiten?
Einen wirklichen Traumberuf hatte ich nicht. Jedenfalls keinen, den ich in Nordfriesland hätte ausüben können (lacht).
Markus Matt