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Vier gewinnt : Situativ Führen im New Normal

Die einzige Konstante ist Veränderung, lautete 2020 eine Headline dieses Magazins. Sich wie ein Chamäleon auf die durch die Corona-Pandemie veränderte Arbeitssituation einzulassen, fiel jedoch nicht jedem Mitarbeitenden leicht. Vor allem Führungskräfte waren gefragt, ihrem Team Struktur und Sicherheit zu geben – und das auch über die Distanz hinweg. Viele führten intuitiv, situativ.

Lesezeit 4 Min.

Die Praxis zeigt: Wer sich ganz bewusst für einen situati­ven Führungsstil entscheidet, kann die Leistungsfähigkeit seines Teams maßgeblich beeinflussen und erhält im Idealfall produktivere sowie zufriedenere Mitarbeitende.

Es ist die Idealvorstellung eines jeden Unternehmens: Mitarbeitende, die an einem Strang ziehen. Die ihre Aufga­ben zielsicher abarbeiten. Die glück­lich mit ihrem Arbeitsumfeld sind und die in Stresssituationen resilient zu agieren. Um aus diesem Ideal Realität werden zu lassen, können Führungs­kräfte einiges tun – beispielsweise ihren Führungsstil adäquat der Situa­tion anpassen.

Den Mitarbeiter richtig einschätzen

Den Mitarbeiter in seinen Fähigkeiten und in seinem Engagement hinsicht­lich einer Aufgabe richtig einzuschät­zen: Darum geht es beim situativen Führen. Dementsprechend legt die Führungskraft fest, welches Füh­rungsverhalten zu der jeweiligen Situation passt. Dabei gibt es einige Hinweise, durch die der Teamleiter einschätzen kann, in welcher Lage sich der Mitarbeitende aktuell befindet.

Diese sind: 

Hinweise auf mangelnde Kompetenz, Unsicherheit und fehlendes Engagement Der Mitarbeiter wirkt durch die Auf­gabe eingeschüchtert. Das Arbeitser­gebnis lässt zu wünschen übrig oder der Angestellte stellt das To-do erst gar nicht fertig. All das sind Hinweise darauf, dass sich der Mitarbeitende unsicher fühlt und ihm die Kompetenz zur Bewältigung dieser Aufgabe fehlt. Er stellt banale und abwehrende Fra­gen oder versucht, die Aufgabe ohne stichhaltige Argumente umgehend abzuschieben.

Hinweise auf mangelnde Kompetenz, aber Engagement

Ist der Mitarbeitende ängstlich oder aufgeregt, gleichzeitig aber interes­siert und aufgeschlossen, zeigt die­ses Verhalten zwar Engagement, aber mäßige Kompetenz. Der Mitarbeitende ist empfänglich, für Input, aufmerk­sam oder gar begeistert, häufig fehlt ihm aber gerade bei neuen Aufgaben die Erfahrung.

Hinweis auf Kompetenz, aber kein oder mäßiges Engagement

Hat der Mitarbeitende Wissen und Kompetenz demonstriert, aber wirkt er im nächsten Atemzug zögerlich, deutet das auf Unsicherheit hin. Hin­ter häufig eingefordertem Feedback steckt Angst, Überforderung oder gar Verwirrung. Dass der Mitarbeitende die Aufgabe allein bewältigen muss, scheint bei ihm in diesem Stadium Widerwillen hervorzurufen.

Hinweis auf Kompetenz und hohes Engagement

Der Angestellte hält seinen Vorgesetz­ten über jeden Arbeitsschritt auf dem Laufenden. Er arbeitet autonom und ist ergebnisorientiert. Negative sowie posi­tive Entwicklungen teilt er eigenständig mit. Er ist sich seines Sachverstandes bewusst, trifft wirksame Entscheidun­gen und führt die Aufgabe mit guten Arbeitsergebnissen eigenständig aus. All das deutet auf einen kompetenten sowie engagierten Angestellten hin.

Die vier Führungsstile

Hat die Führungskraft den Mitarbei­tenden richtig eingeschätzt, gilt es den dazu passenden Führungsstil zu demonstrieren. Zur Wahl stehen:

Der Dirigent

Der Dirigent arbeitet mit Mitarbei­tenden, denen es an Kompetenz und gleichzeitig an Engagement mangelt. Er gibt strikte Vorgaben – sowohl zu Inhalten als auch zur Vorgehensweise. Er kontrolliert und räumt wenig Frei­raum ein. Dabei gibt er Lösungen sowie Entscheidungen klar vor und ist wenig offen für Ideen.

Wirksam sind:

  • Befehle
  • Anordnungen
  • klare Strukturen

Nicht wirksam sind:

  • Forderungen
  • Erniedrigungen
  • Dominanz
Situativ Führen im New Normal
Situativ Führen im New Normal

Der Trainer

Der Trainer befähigt Mitarbeitende, die zwar engagiert sind, denen es aber an Kompetenz mangelt, ihre Aufgaben ergebnisorientiert auszuführen. Er bietet Unterstützung – gibt beispiels­weise Vorgehensweise zur Problemlösung vor – und zeigt Zuversicht. Er ist offen für die Ideen und Gedanken des Mitarbeitenden.

Wirksam sind:

  • Wertschätzung
  • Erklärungen
  • offene Diskussionen

Nicht wirksam sind:

  • Manipulation
  • Rechtfertigungen
  • Predigten

Der Coach

Der Coach befähigt Mitarbeitende, die zwar kompetent sind, aber dennoch unsicher agieren. Der Coach hört zu, ermutigt, lässt den Angestellten eigen­ständig entscheiden. Bei Unsicherheit beantwortet er Fragen und klärt strit­tige Punkte.

Wirksam sind:

  • Beteiligung
  • Ermutigung
  • Unterstützung

Nicht wirksam sind:

  • Beschwichtigungen
  • herablassende Verhaltensweisen
  • gönnerhaftes Auftreten

Der Delegierende

Der Delegierende arbeitet mit Mitar­beitenden, die engagiert und gleichzei­tig kompetent sind. Hierbei überträgt die Führungskraft Verantwortung und lässt das Teammitglied selbst entschei­den. Gemeinsam legen beide Parteien Ziele fest. Die Führungskraft übt keine Kontrolle aus und muss den Mitarbei­tenden in der Regel nicht unterstützen

Wirksam sind:

  • Delegation
  • Beobachtung
  • Vertrauen

Nicht wirksam sind:

  • zurückziehen
  • unerwünschte Aufgaben abladen
  • ausweichen

Mitarbeiterentwicklung – alles eine Frage des Führungsstils

Das Ziel der Führungskraft sollte sein: Mitarbeitende als Delegierender anzu­leiten. Sprich: Sie als Dirigent, Trainer oder Coach in die Stufe „kompetent und engagiert“ zu überführen. Führen heißt Befähigen, die entsprechenden Füh­rungsstile geben dabei Orientierung.

Mitarbeitende im „New Normal“ wei­terzuentwickeln, kann bedeuten, die jeweiligen Rollen noch stärker wahr­zunehmen. Denn gerade über die Dis­tanz sind vor allem Dirigenten, Trainer und Coaches mehr gefragt denn je.

Philipp R. Kinzel

Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung
Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung

 

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