Junge Entgeltabrechner : “Ich bin ein guter Detektiv!”
LOHN+GEHALT sprach mit Juliane Fichtner, Fachkraft für Entgeltabrechnung bei SD Worx über die Herausforderungen ihres Berufes, ihre Erwartungen an die Zukunft und über ihre Ideen zur Verbesserung der Entgeltabrechnung in Deutschland.. (FOTO)
Frau Fichtner, unser Land kennt den Ausbildungsberuf des „Entgeltabrechners“ nicht, unser Tätigkeitsfeld besteht deshalb mehr oder minder aus Quereinsteigern. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Offiziell bin ich Kauffrau für Bürokommunikation, doch habe ich bei einem Anbieter für Entgeltabrechnung gelernt und kam daher von Anfang an stark mit der Payroll in Berührung. Insofern fühle ich mich schon als ausgebildete Payrollerin. Wenn man in einem einschlägig ausgerichteten Unternehmen lernt, wird natürlich auch das Interesse für die Entgeltabrechnung geweckt.
Das Feld der Entgeltabrechnung ist komplex. Wie haben Sie sich Ihr Wissen angeeignet und wie bilden Sie sich fort?
Neben der erwähnten Grundausbildung lernt man vieles aus der Praxis, das ist klar. Im Bereich der Entgeltabrechnung gibt es permanent eine Vielzahl an Änderungen, hier gehören natürlich jedes Jahr entsprechende Schulungen zum Pflichtprogramm. Ein wichtiger Faktor ist auch der Wissensaustausch mit erfahrenen Kollegen, da kann man gerade über die berüchtigten Spezialfälle viel lernen.
Was ist Ihr Antrieb, als „Payrollerin“ zu arbeiten?
Ich möchte die Dinge gut machen, meine Arbeit möglichst ohne Fehl und Tadel bewältigen und den Kunden stets eine kompetente und hilfsbereite Unterstützung sein. Mir ist der direkte Kundenkontakt sehr wichtig, mich freut und motiviert es ungemein, wenn ich den Kunden weiterhelfen kann. Und letztlich sind Entgeltabrechnungen in gewisser Weise auch ein Stück weit Rätsel, die es aufzulösen gilt. Und ich bin ein guter Detektiv und arbeite so lange an einem Problem, bis es am Ende passt (lacht).
Wie sehen Sie Ihre beruflichen Perspektiven?
Ich rechne nicht mit großen Karrieresprüngen und das muss auch gar nicht sein. Doch kommen spannende Zusatzaufgaben auf mich zu, aktuell arbeite ich zum Beispiel an einer Wissensdatenbank für Neueinsteiger — ich war ja selbst einmal neu. Also habe ich mir damals im Einarbeitungsprozess Notizen gemacht, die ich anschließend für mögliche spätere Neueinsteiger in Form gebracht habe. Meine Chefin war davon so begeistert, dass wir das Projekt ausgeweitet haben und es nun Wissensdatenbank nennen.
Wenn Sie entscheiden könnten: welche Maßnahme würden Sie ergreifen, um die Entgeltabrechnung in Deutschland einfacher und transparenter zu machen?
Mein Part als Fachkraft ist es, die Dinge für unsere Kunden transparenter und einfacher zu gestalten — das klappt auch sehr gut. Doch könnte auch der Gesetzgeber manches erleichtern. So gibt es für meine Begriffe zu viele Tätigkeitsschlüssel, was viel Arbeit verursacht. Weiterhin fehlt es an vernünftigen digitalen Infrastrukturen zwischen Finanzamt, Arbeitsamt und Krankenkassen, da ist echte Luft nach oben. Letztlich finde ich, man könnte Grundbegriffe der Entgeltabrechnung auch in die Schulbildung integrieren, denn später wird doch jeder einmal mit Gehaltszetteln konfrontiert.
Abschließende Frage: Welchen Traumberuf hatten Sie zu Jugendzeiten?
(lacht). Der hatte nicht so richtig viel mit Steuer und Sozialversicherung zu tun. Ich wollte früher Erzieherin werden.
Frau Fichtner, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
