Aus der FALG-Gruppe : Theorie und Praxis? – Realität oder Wahnsinn?
Als die Idee des Gesetzgebers zu einer Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro bekannt wurde, sorgte dies bei den Mitgliedern der Facebook-Gruppe „Fachassistent/in Lohn und Gehalt“ wieder für große Aufregung, und die Spekulationen schossen nur so ins Kraut. Da auch unsere Mandanten und deren Mitarbeiter Nachrichten hören, wurde die Diskussion durch Druck von außen noch angeheizt.
Wer, wenn nicht wir, weiß alles über die neuesten Ideen des Gesetzgebers? Das ist doch schließlich unsere Aufgabe!
Aber leider fehlt uns noch immer eine Direktleitung in den Bundestag oder Bundesrat, daher müssen auch wir abwarten, bis der Gesetzentwurf durch alle Instanzen gegangen ist und entsprechende FAQs veröffentlicht wurden.
Also blieb uns zunächst nur übrig, einen weiteren Sammelpost einzurichten, die Gemüter abzukühlen und immer wieder Gruppenmitglieder, Mandanten sowie Mitarbeiter zu vertrösten.
Und nun, wo der Bundesrat zugestimmt hat, flammten sofort wieder die Diskussionen auf und die üblichen Fragen häufen sich wieder, wie z. B.:
- Ist der Betrag pfändbar?
- Ab wann ist die Auszahlung möglich?
- Bis wann kann ausgezahlt werden?
- Kann auch in mehreren kleinen Beträgen gezahlt werden?
Gleichzeitig laufen die ersten Überlegungen, wie man den letzten Punkt (Zahlung in mehreren Beträgen) möglichst effektiv überwacht, dass durch uns wieder Excel-Listen angelegt werden und wir schon jetzt mit einem höheren Arbeitsaufwand rechnen müssen.
Langsam haben wir ja schon fast Routine in Sachen Mehrarbeit aufgrund von spontanen gesetzlichen Änderungen. Aber eben leider nur „fast“.
Denn wenn wir kurz zurückschauen, z. B. auf die Energiepreispauschale, die uns allen bereits im Vorhinein viele graue Haare beschert hatte (inclusive Blick in die unvermeidliche Glaskugel), diverse Korrekturen wegen Neueinstellungen zum 01.09.2022 oder überraschender Kündigungen zum 31.08.2022 nach sich zog und noch immer nicht so wirklich ad acta gelegt werden kann, da ja im Nachhinein auch von einer Energiepreispauschale für Rentner gesprochen wird – dann wird klar, dass uns die Routine noch lange nicht eingeholt hat.

Und war da nicht auch etwas mit Unpfändbarkeit laut FAQs, die plötzlich doch nicht mehr so sicher ist? Wie sollen wir von gesicherten Informationen ausgehen, wenn ständig noch etwas hinterhergeschoben wird oder die FAQs noch einmal ein Update erfahren? Wir machen uns vor unseren Mandanten und deren Mitarbeitern etwas unglaubwürdig, wenn wir regelmäßig mit anderen Informationen um die Ecke kommen. Irgendwie ist es auch für unsere Berufsehre mehr als unbefriedigend, wenn wir nie abschließend sagen können: Ja, so ist es (und so bleibt es)! Übrigens ein Spielchen, das wir seit Kurzarbeitergeld und Co. spielen.
Also sammeln wir weiter Informationen, hoffen, den Endstand zu haben, tauschen uns untereinander aus und stehen ständig unter Strom. Routine bleibt weiterhin Wunschdenken. Wir blicken nun auf fast drei Jahre zurück, die geprägt sind von Mehrarbeit, Mitarbeitermangel und bildlich gesprochenem Aufsaugen von Informationen. Noch nie haben wir in der Entgeltabrechnung innerhalb kürzester Zeit so viel Neues lernen und umsetzen müssen. Noch nie waren wir so unsicher, ob wir Vorgaben richtig verstanden haben. Noch nie haben wir jeden noch so kleinen Heureka-Moment so sehr gefeiert.
Wir haben viel geleistet, und wie es aussieht, ist noch lange kein Ende in Sicht.
Den Mitarbeitern in der Entgeltabrechnung muss endlich die Anerkennung widerfahren, die sie verdienen. Als ich letztens wieder auf den Werbespruch eines Anbieters für ein Abrechnungsprogramm mit der Zielgruppe „Selbstabrechner“ aufmerksam gemacht wurde, welcher vermittelte, dass niemand Erfahrung in der Entgeltabrechnung braucht, wurde mir klar, dass noch immer nicht in allen Köpfen angekommen ist, wie wichtig unser Beruf ist.
Auch nach diesen fast drei Jahren im Ausnahmezustand nicht.
Es ist also noch viel zu tun, gerade, was die Außenwirkung betrifft. Dies fängt bei Werbesprüchen an und hört beim Vorgesetzten, der Anerkennung zollt, auf. Ich hoffe, wir können alle zusammen genau das für die Entgeltabrechner Deutschlands erreichen.
Annette Bastigkeit, Fachassistentin Lohn und Gehalt