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Gesundheitsprävention : Mit „Business-Wellness“ zu einem heilsamen Unternehmensbewusstsein

Entspannung und Entstressen, das ist etwas, das wahrscheinlich die wenigsten Mitarbeiter mit ihrem Arbeitsplatz verbinden. Jeder vierte Berufstätige gibt an, sich bei der Arbeit und durch sie gestresst zu fühlen. Das ist ein im Arbeitsalltag immer noch viel zu unterschätzter Faktor in Richtung Krankheitsprävention oder letztlich ein mögliches schwergewichtiges i-Tüpfelchen mit Burn-out als Folge.

Veränderungswillen in der Arbeitswelt gibt.

  • Was, wenn wir dafür nicht gleich Wände einreißen oder wegsegeln müssen?
  • Wie kann das Unternehmen auch im „Kleinen“ dafür sorgen, dass das Arbeitsleben seiner Mitarbeiter insgesamt gesünder wird?

Summieren und häufen sich bestimmte Dinge im Arbeitsalltag, so kann das schon das Quäntchen sein, das das Wohlbefinden oder gar die gesamte Gesundheit zum Kippen bringt. Anders herum gesehen tragen Fürsorge, Wohlfühlaktionen und Freu-Momente deutlich dazu bei, dies auszugleichen. Wer sich aktiv auch um die „kleinen Sorgen“ seiner Mitarbeiter kümmert, wird damit ein großes Gefühl der Wertschätzung vermitteln und trägt so zusätzlich zu einem guten Betriebsklima bei.

Weekly „Detox“

Reden ist gut – aber Mitarbeiter brauchen auch Arbeitszeit für sich und ihre Ruhe für wichtige Arbeiten. SAP, Europas größter Softwarekonzern, macht den Freitag künftig zum „Focus Friday“. Laut einer internen Mitteilung von Personalchef Cawa Younosi soll an diesem Tag „so weit wie möglich auf Besprechungen sowie Telefon- und Videoschalten verzichtet werden“.

Das soll auch dazu dienen, zum Wochenende hin ein Zeitfenster zu schaffen, in dem wichtige Dinge und Aufgaben, die über die Woche liegen geblieben sind, erledigt werden können. Der sogenannte „Focus Friday“ soll Abhilfe schaffen, dass Arbeitnehmer vor lauter Meetings, Konferenzen und Besprechungen teilweise nicht mehr wissen, wann sie ihre Aufgaben erledigen sollen, und Angestellten eine Möglichkeit geben, im Arbeitsalltag „durchzuatmen“.

Der We- bzw. V-Day

Miteinander essen stärkt den Gemeinschaftssinn. Vegetarisches oder veganes Essen wird zwar auch schon auf den Menüplänen zu einem häufigeren und regelmäßigen Bestandteil, von der Akzeptanz aller Kollegen kann man aber nicht ausgehen, was nicht selten noch an Vorurteilen liegt. Da wird man bei kulinarischen Mitarbeiter-Geburtstagsmitbringseln als Veganer oder Vegetarier nicht selten immer noch „stiefmütterlich“ behandelt.

Trotzdem wird nicht jeder einsehen wollen, was an einer anderen Ernährungsweise gesund sein soll. Unternehmen können aber durchaus durch die Einführung eines V-Days mit vegetarischen bzw. veganen Gerichten die Akzeptanz für alle erhöhen – vor allem, weil gesund und lecker einander nicht ausschließen, was leider immer noch zu viele glauben.

Der „We-Day“ (we = „wir“) kann generell zu einem Gemeinschaftsritual werden, an dem der Fokus auf das gemeinsame essenstechnische Wohlbefinden gelegt wird, und auf diese Weise einen positiven Effekt auf die bewusstere Ernährung der Mitarbeiter haben. Außerdem tragen solche Aktionen insgesamt zur allgemeinen Akzeptanzsteigerung bei, wenn es dem Unternehmen gelingt, sie nicht wie ein Umerziehungsprogramm wirken zu lassen.

Rückzugsraum und Abkühlung

Es muss ja nicht gleich eine eigens dafür aufgestellte Telefonzelle sein, aber in vielen Unternehmen fehlt ein Rückzugsraum – auch, um mal ungestört zu telefonieren. Selbst wenn man sich mit den Kollegen gut versteht, so müssen diese nicht jedes Details zu möglichen privaten Problemen mithören. Sich für ein Telefonat wie ein „Dieb“ irgendwohin rausschleichen zu müssen, macht weder einen guten Eindruck auf andere, noch erzeugt es ein gutes Gefühl bei einem selbst.

Unternehmen täten im Übrigen gut daran, einen festen Raum zur Verfügung zu stellen, in dem eine temporäre Hochlagerung der Beine möglich ist – dieses gesundheitliche Bedürfnis haben unter Umständen nicht nur Schwangere. Wenn Unwohlsein nicht überwiegend stigmatisierend betrachtet wird innerhalb des Unternehmens, werden Mitarbeiter ein größeres Interesse zeigen, dieses gezielt zu beheben, als es bei verminderter Leistungsfähigkeit zu verstecken, wie das dann doch sehr oft der Fall ist.

Vorsorgen sollten Unternehmen auch, damit den zunehmenden Hitzebelastungen standgehalten werden kann. Den Mitarbeitern erst ab 30 Grad ein Wasser hinzustellen und einen Ventilator pro Zimmer zu gestatten, wird unter Umständen kaum mehr reichen. Wo Energie nun teuer wird, sollte rechtzeitig über Wasserwannen für die Füße und ähnliche natürliche Abkühlmaßnahmen nachgedacht werden, um einem Kollaps gezielt vorzubeugen.

Company „Drugstore“

Hygiene und Gesundheit beschränken sich in den meisten Unternehmen immer noch auf den Waschraum und die Toiletten. Es braucht jetzt nicht unbedingt den Schminktisch, aber eine Grundausstattung, welche Erleichterung verschafft, unliebsame Notlagen abwendet oder einfach zur Linderung von auftretenden Beschwerden beiträgt, kann den Arbeitstag schon erleichtern.

Wo man willkommener Mitarbeiter und eben auch einfach Mensch ist, sollte man sich für normale Dinge wie Menstruation, Migräne, Schweißausbrüche und andere natürliche Begebenheiten weder schämen noch diese verbergen müssen. Eine gesunde Unternehmenskultur verkraftet das ohne Scham, Hohn oder Sticheleien und das Unternehmen kann sich dadurch fürsorglich zeigen, indem auch es auch hierfür vorsorgt.

Mentales Krafttraining

Nicht umsonst heißt es: Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper. Deshalb ist es wichtig, dass auch die Mitarbeiter generell mehr Coaching-Möglichkeiten erhalten – Themen wie die Erlangung von Resilienz und das Erlernen eine bessere Arbeitsorganisation sollten nicht hauptsächlich den Führungskräften vorbehalten bleiben.

Unternehmen achten beim betrieblichen Gesundheitsmanagement immer noch zu wenig darauf, dass sie durch niedrigschwellige Angebote mehr Mitarbeiter erreichen (siehe Interview mit Jobcoach Bianca Rabl in LOHN+GEHALT 1/2022). Eine Klangschalenmeditation ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Wenn aber Mitarbeiter Entspannungstechniken beherrschen, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass sie diese auch außerhalb der Arbeitszeit anwenden werden, was ihren Gesamtstresslevel sinken lässt – was sich ebenfalls wieder präventiv auswirken kann. Viele erlernen solche Techniken leider erst in der Reha oder bei anderen Klinikaufenthalten, wenn das Kind eigentlich schon gesundheitlich in den Brunnen gefallen ist.

Wer seine Arbeit gut im Griff hat, der hat größere Chancen, gesund zu bleiben. Wie ungesund eine permanente Überforderung ist, dürfte jedem klar sein. Auch hier sollte der Arbeitgeber mit Training und Coachings unterstützen und den Angestellten damit keinesfalls alleinlassen.

Wie man bei der Arbeit gut auf sich achtet und sich am besten nicht ‚zerreißt‘, weiß Sandra Einhoff, Expertin für ,,Work-Leicht-Balance“‘ (Interview in LOHN+GEHALT 1/2022). Sie zeigt anhand ihrer Simplisenz-Methode, wie wichtig es ist, dem Wohlbefinden einen hohen Stellenwert zu geben. Von einem achtsamen Umgang mit uns selbst profitieren im erheblichen Maße auch unsere Arbeit und unser Umfeld. „Wir sind erfolgreicher und produktiver, wenn wir innerlich ausgeglichen, ausgeruht und auf einem hohen Energielevel sind. Der Schlüssel zu mehr Erfolg und Balance besteht darin, aus dem täglichen Spagat einen Spaziergang zu machen“, so die Mindset-Mentorin. Aber auch das will eben gelernt sein, wie noch so einiges mehr, wenn es um eine gute und gesunde Vorsorge geht.

Am Anfang jeder Verbesserung steht allerdings immer das Um- oder Neudenken.

Dr. Silvija Franjic, Onlineredakteurin + Jobcoach

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