Vom Wettbewerb bis zum Fachkräftemangel : Warum Weiterbildung und lebenslanges Lernen immer wichtiger werden
Noch vor 50 Jahren reichte ein guter Schul-, Ausbildungs- und/oder Hochschulabschluss aus, um „ein Leben lang“ im Beruf erfolgreich zu sein. Dies ist heutzutage nicht mehr der Fall.
Angesichts des technologischen und strukturellen Wandels unserer Arbeitswelt, der durch
Faktoren wie den Fachkräftemangel und die Digitalisierung (insbesondere die künstliche Intelligenz) noch beschleunigt wird, werden Weiterbildung und lebenslanges Lernen bzw. – besser gesagt – lebenslange Weiterbildung immer wichtiger.
Dies belegt auch eine aktuelle Studie des TÜV-Verbands, in der die teilnehmenden Unternehmen* u. a. befragt wurden, welche Ziele sie mit der Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden verfolgen:
- Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit (92 Prozent),
- Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen (91 Prozent),
- Mitarbeiterbindung (87 Prozent),
- mit der Digitalisierung Schritt halten (81 Prozent) und
- dem Fachkräftemangel entgegenwirken (80 Prozent).
Ziel: Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit
Ein bekanntes Sprichwort von Friedrich Schiller heißt: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“
Damit Unternehmen nicht nur heute, sondern auch in Zukunft wettbewerbsfähig sind, müssen sie darauf achten, dass sie Lösungen für die jeweils aktuellen Fragen und Probleme ihrer Kunden anbieten und früh relevante zukünftige Trends erkennen. Firmen, denen dies nicht gelingt, können innerhalb kürzester Zeit ihre marktbeherrschende Stellung verlieren, wie u. a. ein Beispiel aus der Mobilfunkbranche gezeigt hat.
Um diese wichtige Aufgabe bewältigen zu können, benötigen Unternehmen gut ausgebildete Mitarbeitende, die sich ständig über neue Entwicklungen am Markt informieren. 92 Prozent der befragten Unternehmen stimmen dieser Aussage zu.
Ziel: Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen
Unternehmen haben eine Vielzahl von gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Nach Artikel 37 Datenschutz-Grundverordnung (DS‑GVO) und § 38 Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) haben sie z.B. unter bestimmten Voraussetzungen einen Datenschutzbeauftragten/ eine Datenschutzbeauftragte zu benennen.
Damit diese ihren Aufgaben nachkommen können, sind regelmäßige Weiterbildungen wichtig. 91 Prozent der befragten Unternehmen sehen deshalb in der Weiterbildung ein Mittel zur Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen.
Ziel: Mitarbeiterbindung
Eine hohe Fluktuationsrate ist teuer, da neue qualifizierte Mitarbeitende erst gefunden, rekrutiert und ausgebildet werden müssen. Nach der Weiterbildungsstudie 2023 der Bitkom Akademie und von HR-pepper Management Consultants
- fühlen sich Mitarbeitende, die an Weiterbildungen teilnehmen können, wertgeschätzt (87 Prozent),
- sind nach eigenen Angaben sicherer bei der Ausübung ihrer Tätigkeit (86 Prozent) und
- sehen hierin einen wichtigen Schlüssel, um im Berufsalltag Schritt zu halten (84 Prozent).
So überrascht es nicht, dass sich 87 Prozent der befragten Unternehmen durch zumeist individuell zugeschnittene Weiterbildungen von der Konkurrenz abheben und ihre Mitarbeitenden hierdurch an sich binden möchten. Allerdings ist die Anzahl der Unternehmen, die diese Auffassung voll und ganz teilt, niedriger als bei den beiden vorhergehenden Zielen. Gleiches gilt für die beiden nachfolgenden Weiterbildungsziele.
Ziel: mit der Digitalisierung Schritt halten
Für rund acht von zehn der befragten Unternehmen ist ein weiteres Weiterbildungsziel das Erlernen/Vertiefen von (neuen) Skills, um mit der Digitalisierung Schritt zu halten.
Das Arbeiten mit digitalen Lösungen wie z. B. der elektronischen Personalakte ist in vielen Unternehmen bereits Standard. Lohn- und Gehaltsabrechnungen u. v. m. werden archiviert und müssen nicht mehr manuell in den Personalakten der Beschäftigten abgeheftet werden. Die Mitarbeitenden in der Personalabteilung werden auf diese Weise entlastet und können sich auf ihre Kernaufgaben oder andere wertschöpfende Tätigkeiten konzentrieren. Um diese Lösung einsetzen zu können, ist jedoch eine Einarbeitung in die elektronische Personalakte erforderlich.
Die KI-Revolution, d. h. der massenhafte Einsatz von Lösungen mit künstlicher Intelligenz (KI) und die damit verbundenen Veränderungen, hat erst begonnen. Weiterbildungen in diesem Bereich sind deshalb noch die Ausnahme. Mit dem zunehmenden Einsatz dieser Technologie wird sich dies in Zukunft aber sicherlich ändern.
Ziel: Antwort auf den Fachkräftemangel
Fast 62 Prozent der befragten Unternehmen berichten von einem eher starken bis sehr starken Fachkräftemangel. Auch wenn dieser nach einer Konjunkturumfrage des ifo Instituts, die Ende März dieses Jahres veröffentlicht wurde, leicht abgenommen hat, sehen acht von zehn der befragten Unternehmen in der Weiterbildung eine Antwort auf den Fachkräftemangel. Mitarbeitende werden z.B. gezielt weitergebildet, damit sie die benötigten Skills (wieder) erlernen oder um sie für neue bzw. veränderte Berufsbilder fit zu machen.